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@ E.R.O.S.

@ E.R.O.S.

Titel: @ E.R.O.S. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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»Schnitt!« gerufen, erhob er sich beiläufig und bezog wieder in der Bildmitte Position. »Ich versuchte, sie zu retten. Aber Kali hatte das Herz getroffen. Es war hoffnungslos.«
    Ich schaute auf die Uhr. Das Band lief mittlerweile seit über drei Minuten. Ich konnte einfach nicht fassen, daß Berkmann die Nerven hatte, dort zu stehen und seine Verderbtheit zu dokumentieren, obwohl er wußte, daß jeden Augenblick jemand hereinkommen konnte. Buckners Leute, das FBI, ich, Drewe ...
    Kalter Schweiß legte sich auf meine Haut, als mir klarwurde, wie knapp Drewe ihn verpaßt haben mußte.
    »Als ich sah, wie die Dinge standen«, sagte Berkmann, »machte ich einen kleinen Spaziergang durch das Haus. Es stand mir schließlich zur freien Verfügung. Und es war wirklich sehr interessant, dieses eigenartige Häuschen zu durchsuchen. So viele Erinnerungsstücke. Zum Beispiel das hier.«
    Aus einer Jackentasche zog er ein zusammengefaltetes Farbfoto und klappte es auf. Bob Anderson hatte die Aufnahme vor etwa vier Monaten bei einem der Familientreffen gemacht. Darauf stehen Drewe und ich neben Bobs riesigem Grill etwas auseinander, während Patrick besitzergreifend einen Arm um Erins Schulter gelegt hat. Erin trägt ein gelbes Sommerkleid und sitzt auf einem weißen Gartenstuhl. Holly, die ein dazu passendes Kleid trägt, steht mit viktorianischem Ernst da und legt einen Arm über Erins gebräunte Knie.
    »Ich komme mir vor wie ein Familienangehöriger«, schnulzte Berkmann, hielt das Foto in einer Hand und ging herum, um es mit der Eindringlichkeit eines Schauspielers zu studieren. »Hmm ... mal sehen.« Sein Finger tanzte über das Papier, bis er bei meinem Gesicht anhielt. »Das sind Sie, nicht wahr? Ein durchaus stattlicher Bursche, aber für meinen Geschmack etwas zu teigig . Ganz und gar nicht wie ihr Freund Miles.«
    Während ich wütend meine Knie drückte, bewegte sein Finger sich erneut und verharrte dann auf Erins Gesicht. »Und hier haben wir die vollendete Erdgöttin, von der ich so törichterweise annahm, ich würde via EROS mit ihr kommunizieren. So viel dunkler , als Sie mir weiszumachen versuchten. Sie konnte fast Kali mit fünfundzwanzig Jahren gewesen sein.
    Und hinter ihr – ist das möglich? Der gehörnte Ehemann? Wie kann Erin sich je eingeredet haben, dieses Mondkalb würde ihr genügen? Natürlich könnte sie die perfekte Partnerin für ihn gewesen sein. Ich habe in den letzten paar Minuten viel darüber nachgedacht. War Erin als Frau so, wie Sie sie dargestellt haben? Oder haben Sie etwas von sich selbst in sie gesteckt – falls Sie mir das Wortspiel verzeihen –, wie Schriftsteller es so gern in Romanen tun? Wie fesselnd es doch gewesen sein muß, beide Rollen zu spielen, während Sie Ihr häßliches kleines Geheimnis in kleinen Portionen verteilten.Sie verliehen Erin eine Stimme, nicht wahr? Eine, die sie im richtigen Leben nie hatte, da gehe ich jede Wette ein.«
    Berkmanns Finger glitt an Erins Brust zu Holly hinab. »Und hier das kleine Kind der Liebe. Aber eine Tochter , kein Sohn. Unser kleiner Schatz. Jeder Narr kann sehen, daß Sie der Vater sind.«
    Während Berkmann sprach, bewegte er mit schlangenhafter Geschmeidigkeit den Kopf auf seinem Hals, als wolle er mich allein mit dieser Bewegung hypnotisieren. »Aber ich lasse jemanden aus, nicht wahr? Das Alphaweibchen der Familie. Als ich mit den mageren Fakten spielte, wurde mir klar, daß es noch jemand in diesem Haus geben mußte, der sowohl Ihnen als auch Ihrer irdischen Buhle weit überlegen sein mußte. Sie haben sie als die perfekte Schwester bezeichnet, die ideale Ehefrau, aber ich glaube, sie ist viel mehr als das. Ich spreche von dieser Frau, Harper. Dieser Frau hier .«
    Der Finger legte sich auf Drewes Brust.
    »Das ist Schönheit, mein verräterischer Freund. Was für ein Glückspilz Sie doch sind. Sie hatten die sinnliche Erin für den Sex und diese edle Dame zur Frau. Mehr, als irgendein Mann verdient, sollte man meinen. O ja.«
    Berkmann faltete das Foto wieder zusammen und steckte es in seine Brusttasche. »Aber Ihr Tag kommt, Harper. Das können Sie mir glauben. Ich werde eine Weile untertauchen. Nicht aus freier Entscheidung, aber andererseits habe ich ja keine Wahl, oder? Bitte richten Sie Daniel Baxter aus, er möge keine weiteren öffentlichen Mittel mit der Suche nach mir verschwenden. Ich habe diesen Tag schon seit langem geplant. Selbst wenn meine Arbeit Erfolg gehabt hätte, hätte ich nicht in den USA bleiben

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