@ E.R.O.S.
er:
BERKMANN>
Ich
BIN
für Sie, was die
SONNE
für ein
SANDKORN
ist. Der
ADLER
für den
WURM
. Ich habe Ihren Freund Turner wie eine Frau genommen. Ich schwamm in
EROS
wie ein Hai im Tidebecken und nahm die Beute, die mir gefiel. Ich lieferte Lenz’ Frau dem Messer aus, und es war
STERBEHILFE
. Ich bin der auf der
ERDE FLEISCH
gewordene
WILLE ZUR MACHT. ICH BIN EIN PFEIL, DER DEN SCHLEIER DER ZEIT ZERFETZT
:
Ich habe genug gehört. Die Zeile über Miles hat mich aus dem Konzept gebracht, aber nicht so sehr, daß ich Berkmann das letzte Wort überlasse.
HARPER>
Sie deklamieren Nietzsche wie ein Collegeschüler im ersten Jahr. Nur passend, da er seine eigenen Exkremente aß, als er starb.
BERKMANN>
Ich werde hier sein, wenn Drewe mich ruft.
Ich schlage auf die ESCAPE-Taste und beende das Gespräch. Meine Hände zittern vor Wut, als ich Miles’ Handynummer wähle.
»Harper?«
»Kein einziger Tippfehler. Hast du Hoffnung, sein Versteck bald zu finden?«
»Vielleicht. Ich warte gerade auf so einen Typ. Einen Obdachlosen namens Leonardo. Er ist Gehsteigmaler. Leonardo. Das ist doch nicht zu fassen! Angeblich weiß er etwas.«
»Was denn?«
»Das werde ich wohl erst erfahren, wenn ich mit ihm spreche, nicht wahr?«
»Was ist mit Baxter? Hat er schon was gefunden?«
»Nichts.«
»Verdammt! Ihr müßt ihn schnappen, Miles. Er hat es auf Drewe abgesehen.«
»Auf Drewe?«
»Er ist auf sie fixiert, geradezu besessen von ihr. Wie er es auch bei Erin zu sein glaubte. Er hat auch über dich hergezogen. Er hat gelacht . Das ist das arroganteste Arschloch, das ich je gesehen habe.« Die Stille am anderen Ende der Leitung ist vollkommen. Ich weiß, daß ich Miles zutiefst verletzt habe, aber vielleicht wollte ich das auch. Vielleicht wollte ich, daß er wütend ist, wenn er Berkmann endlich gegenübersteht.
»Harper?«
Drewes Stimme versetzt meinem Nervensystem einen Schock. Ich drehe mich nach rechts und sehe, daß sie einen Meter tief in meinem Büro steht – dem Raum, den sie seit sieben Wochen nicht mehr betreten hat. Sie trägt lediglich einen weißen Frotteebademantel und hat sich ein feuchtes Handtuch um das Haar geschlungen.
»Was ist los?« fragt sie. »Wer hat es auf mich abgesehen?«
»Ich muß aufhören, Miles.«
»Warte! Du mußt ihn unbedingt online halten.«
»Ich kann nicht. Paß auf dich auf.« Ich drücke auf den Knopf und unterbreche die Verbindung.
»Harper?« sagt Drewe erneut.
Ich überlege, ob ich lügen soll, und kämpfe dann gegen den Drang an. »Berkmann lebt, Drewe.«
»Woher weißt du das?«
»Ich habe gerade auf EROS mit ihm gesprochen.«
»O Gott.«
»In seinem Text sind keine Fehler, also ist er wenigstens wieder in New York. Miles versucht gerade, ihn zu finden.«
Sie verschränkt die Arme vor der Brust, als wäre ihr plötzlich kalt geworden. »Ich habe gehört, daß mein Name aus den Lautsprechern kam. Ich habe gehört, daß er meinen Namen genannt hat.«
Großer Gott. »Er treibt nur seine Spielchen. Du mußt nichts davon wissen.« Ich gehe auf sie zu, doch sie tritt einen Schritt zurück.
»Behandle mich nicht wie ein Kind. Was hat er über mich gesagt?«
»Er ist von dir besessen. Er ist verrückt. Hauen wir hier ab.«
»Von was für einem Video hast du gesprochen?«
»Drewe ...«
»Von was für einem Video?«
Ich seufze müde. »Er hat nach dem Mord an Erin ein Video zurückgelassen.«
»Wo ist es?«
»Ich habe es heute morgen dem FBI geschickt.«
Ihr Blick weicht nicht von meinem Gesicht. »Aber du hast eine Kopie behalten. Du vertraust niemandem so sehr, daß du auf eine Kopie verzichten würdest. Ich kenne dich.«
»Nein, ich habe das Band nicht kopiert, Drewe.« Niemand auf der Welt könnte mir diese Lüge vorwerfen.
»Ich weiß, du willst nur nicht meine Gefühle verletzen«, sagt sie. »Aber über dieses Stadium sind wir hinaus. Ich will diesen Mann sehen.«
Ich nehme ihre Hand und drücke sie fest. »Nein, das willst du nicht. Du willst nicht, daß diese Bilder für den Rest deines Lebens in deinem Kopf herumspuken.«
»Hat er Erins Leiche geschändet, wie bei den anderen Opfern?«
»Nein. Aber nachdem sie tot war, ist er mit ihr durch den Raum getanzt. Er hat mir ihre Eierstöcke gezeigt. Er hat ineine meiner Gitarren gepißt und sie wieder an die Wand gehängt. Ich habe sie nach draußen gebracht und verbrannt. Du willst dieses Band nicht sehen.«
Sie schließt die Augen. »Hol es.«
»Drewe ...«
» Hol es! Der Mann, der
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