@ E.R.O.S.
Beweis geliefert. Sie versuchen nur, mich aus der Fassung zu bringen. Sie wollen an Harper ran, indem Sie mich verletzen.«
»Hör mir zu, Drewe. In zwei Minuten wirst du hoffen, diesen elenden Lügner nie wieder zu sehen.«
»Ich höre zu.«
Sie dreht sich wieder zu mir um. In ihren Augen steht jetzt Furcht. Als ich ihr bedeute, auf die Leertaste zu drücken, dreht sie sich wieder zum Bildschirm um, und Berkmann fährt fort:
»Das sind die Worte deines Mannes. Hör sie dir an und fälle dein Urteil. ›Das machte sie mit dem Mund und den Händen. Verstehen Sie, sie wußte vor mir, wie es um mich stand. Und als ich dann kam, zog sie den Kopf nicht zurück. Sie machte einfach ... Danach stand sie auf und umarmte mich wieder. Sie sagte nichts, aber ich sah, sie wußte irgendwie, daß ihre Schwester das, was sie gerade getan hatte, nicht bis zu Ende geführt hätte ...‹«
Ich komme mir vor, als hätte mir jemand ein Brett in den Magen gestoßen. Lenz hat mich belogen. Er hat unsere Gespräche aufgenommen, wahrscheinlich mit dem kleinen Olympus-Recorder, den ich später gesehen habe. Und diese Kassetten gehörten zu dem »Material über den Fall«, das Kali an dem Abend, an dem sie seine Frau umbrachte, aus dem Büro gestohlen hat.
»›Ich mußte dann an Drewe denken‹«, zitiert Berkmann, »›aber sie schien so weit weg von alledem zu sein, gar nichts damit zu tun zu haben. Es war, als wären Erin und ich uns an irgendeinem Ort begegnet, an dem es Drewe nicht gab ...‹«
Von meinem Standort aus kann ich nur Drewes Hinterkopf sehen, das feuchte Haar, das auf den weißen Bademantel fällt. Sie sitzt so reglos da, als hörte sie sich eine Predigt an. Ich bete, sie möge glauben, daß Berkmann sich das alles nur ausgedacht hat, aber die harte Klinge der Wirklichkeit stößt mit jedem Wort zu. Von ohnmächtiger Wut verzehrt, wähle ich Miles’ Handynummer.
»Gehen sie schon rein?«
»Das SWAT-Team ist noch nicht mal hier, Mann. Immer mit der Ruhe.«
»Immer mit der Ruhe! Er zerreißt sie innerlich!«
»Das tut mir leid. Ich kenne es nämlich noch aus eigener Erfahrung. Hilf ihr, es durchzustehen. Sie muß ihn am Computer halten. Wenn du es nicht kannst.«
Ich unterbreche die Verbindung, während Berkmann mich erbarmungslos zitiert: »›Sie stand auf und bildete mit den Lippen den Satz, Ist das Drewe?, während Drewe etwas von einer Lungenembolie sagte. Ich weiß nicht mehr genau, was ich sagte, um das Gespräch beenden zu können, wußte aber, daß ich Drewe in einer Zeit der gefühlsmäßigen Krise im Stich gelassen hatte. Ich erinnere mich allerdings ganz genau daran, was Erin in dem Augenblick sagte, in dem ich auflegte ... Sie sagte: Wie wollen wir es ihr sagen?‹«
Während Berkmann spricht, gehe ich nach links, um Drewes Gesicht sehen zu können. Ich wünschte, ich hätte es nicht getan. Tränen strömen ihre Wangen hinab und fallen auf das Oberteil ihres Bademantels. Als ich es nicht mehr ertragen kann, trete ich vor und lege tröstend eine Hand auf ihre Schulter.
Sie zuckt zurück, als hätte ich sie mit einem Stock geschlagen.
»Bist du noch da, Drewe?«
»Ja«, sagt sie mit brüchiger Stimme.
Ich HASSE dieses Arschloch.
»Kannst du mir sagen, wann und wo das passiert ist?«
»In Chicago.«
»Ja. Aber es hat sich schon lange vorher abgezeichnet. Da Erin dich anbetete und du Harper liebtest, blieb ihr gar nichts anderes übrig, als ihn ebenfalls zu lieben. Sie war ein verwirrtes Mädchen. Harper hat ihre irregeleitete Zuneigung ausgenutzt. Er hat sie ausgenutzt, um sie zu verführen, herabzusetzen, es mit ihr zu treiben, weil er nur so dem Haß auf sich selbst Ausdruck verleihen konnte. Ja, den Haß auf sich selbst. Du hast ihn aus Naivität geliebt. Du hast nicht seine Furcht gesehen. Doch tief in seiner winzigen Seele wußte er immer, daß er deiner unwürdig war, du eines Tages seinen wahren Charakter erkennen würdest. Er hat sein ganzes Leben lang diesen Tag – den heutigen – gefürchtet.«
»Warum tun Sie das?« fragt Drewe mit zitternder Stimme. »Warum erzählen Sie mir das alles?«
»Um dich zu befreien.«
»Was?«
»Du stehst am Rand eines großen Erwachens, Drewe.«
»Das verstehe ich nicht.«
»Aber ich. Ich kenne dich, Drewe. Besser, als du dich selbst kennst. Du mußt ehrlich zu mir sein. Ohne jede Verstellung.«
»Ich bin immer ehrlich.«
»Diese Behauptung ist in sich selbst unehrlich. Du mußt JEDE Verstellung fallenlassen. Unsere Zeit ist begrenzt.«
»Warum
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