@ E.R.O.S.
und zeigt uns den Raum. Payne hat recht. In dem Zimmer befindet sich lediglich ein harmlos aussehender weißer PC, der neben einem Telefon auf dem Boden steht.
»Was nutzt ein Computer denn ohne Monitor oder Tastatur?« fragt er.
»Scheiße«, sage ich und will nicht glauben, was ich sehe. Aber ich sehe es.
Baxter dreht sich zu mir um. »Was?« fragt er.
»Die Festplattenlampe, die Festplatte ist aktiv.«
»Gottverdammt«, flucht ein Techniker. »Die Festplatte formatiert sich um! Löscht sich!«
Während ich das blinkende Festplattenlämpchen beobachte, weiß ich, daß der Techniker falsch liegt. Ich weiß nicht, warum, aber ich weiß es.
»Zieht den Stecker raus!« ruft der Techniker.
»Warten Sie!« sage ich und hebe die Hände. »Das ist ...«
»Joe!« ruft Baxter, »zieht den verdammten Stecker raus!«
»Nein!« schreie ich. »Schaffen Sie Ihre Leute da raus! Alle sofort raus!«
Baxter wirbelt mit Zorn im Gesicht zu mir herum. Dann dämmert es ihm. Er öffnet den Mund und ruft: » JOE! SCHAF ...«
Aber es ist zu spät. Eine schwarzgekleidete Gestalt ist mit ausgestrecktem Arm zu der Steckdose gesprungen und greift in einen weißen Blitz, der den Bildschirm zu versengen scheint, noch bevor er erlischt.
»O mein Gott«, sagt eine ausdruckslose Stimme.
Die beiden fest positionierten Kameras zeichnen eine gelbe Flamme auf, die auf der einen Seite von Strobekkers Wohngebäude aus den Fenstern schlägt. Das Geräusch der Explosion ist auf seinem Weg nach Quantico durch unzählige Schaltkreise hindurch heruntergefiltert worden, aber die Wirkung in dem Überwachungsfahrzeug hätte nicht nachhaltiger sein können.
Baxter gafft die Bildschirme an, während Schmerzensschreie aus den Lautsprechern dringen. Abgerissene Stimmen aus der Kommandostelle in Dallas schreien aufeinander ein, Krankenwagen und Feuerwehr anzufordern. Andere Stimmen – fast unverständlich vor Schock und Panik – fordern schreiend dazu auf, die Verletzten aus dem raucherfüllten Gebäude herauszubringen.
»Um Himmels willen, was ist da passiert?« fragt Baxter. Dann schüttelt er die Trance ab, in die er gefallen war, und brüllt über die Verbindung nach Dallas Fragen und Befehle. Die Techniker hinter ihm sind verdächtig still. »War das Joe, der den Stecker rausziehen wollte?« fragt er.
Niemand will freiwillig antworten.
Auf den beiden noch aktiven Monitoren ist zu sehen, wie Verletzte oder Tote aus der brennenden Wohnung gezerrt werden. Ich weiß, daß einige von ihnen noch leben, weil ihre gequälten Schreie durch die Funkverbindung übertragen werden.
»Dan?« krächzt eine Stimme. »Hier ist Joe.«
Alle im Überwachungsfahrzeug erstarren. In der Nähe des Wohnhauses hat ein schwarzgekleideter Agent den rechten Arm gehoben und winkt weit ausholend in eine der fest ausgerichteten Kameras.
»Gott sei Dank«, murmelt Baxter. »Wie ist die Lage, Joe?«
»Absolut beschissen. Ich wollte euch nur wissen lassen, daß ich es geschafft habe.« Payne reißt seine Wollmütze ab und beugt sich vor, um leichter durchatmen zu können. »Hier wird in den nächsten Minuten die Hölle los sein. Ich melde mich wieder, sobald ich kann.«
»Tu, was du tun mußt, Kumpel.«
Als Baxter sich zu den Technikern umdreht, ist sein Zorn furchterregend anzusehen. »Verdammt, was ist da passiert?« fragt er, und sein Blick wandert von einem Mann zum nächsten.
»Er hat es gewußt«, sage ich.
»Er kann es nicht gewußt haben.«
»Ich meine nicht die Razzia. Aber er hat gewußt, daß Sie irgendwann kommen würden. Und er hat sich darauf vorbereitet.«
»Sagen Sie ihnen, sie sollen sich die Wohnungstür ansehen, Chief«, sagt einer der Techniker. »Sie sollen nach einer Alarmanlage suchen, einem Stolperdraht; irgend etwas.«
Baxter dreht sich wieder zu den Bildschirmen hin, erteilt aber keine Befehle. Solches ist solange sinnlos, wie die tragische Oper auf den Videomonitoren nicht unter Kontrolle gebracht worden ist. Die Angehörigen des SEK kauern über ihren ausgestreckt daliegenden Kameraden und leisten mit ihren Verbandskästen notdürftig Erste Hilfe. Das Stimmengewirr im Funk konzentriert sich auf die Gefahr eines Brandes, bis einige Beamte des SWAT-Teams von Dallas mit Feuerlöschern in die Wohnung gehen und das Innere mit chemischem Schaum abspritzen. Die Stimmung im Überwachungsfahrzeug erinnert mich an die in der Hotellobby, in der ich mich befand, als die Challenger nach dem Start explodierte. Plötzlich, in einem Augenblick
Weitere Kostenlose Bücher