@ E.R.O.S.
er: »Wie heißen Sie?«
Der Mann schluckt. »Patel«, sagt er dann. »Mohandas Patel.«
Ich schließe ungläubig die Augen. Ein Inder.
»Sie sind der Verwalter dieser Wohnungen, Mr. Patel?«
»Ich bin Besitzer. Mit meinem Bruder, wohnt in Houston.«
»Einer der Morde fand in Houston statt«, sagt eines der Helferlein.
»Warum haben Sie der Polizei gesagt, diese Wohnung stünde leer, Mr. Patel?«
»Das habe ich nicht gesagt. Ich gesagt, niemand wohnt dort.«
»In dieser Wohnung ist ein Telefon, Sir. Jemand muß es dort aufgestellt haben. Jemand, der die Wohnung gemietet hat.«
Patels Augen leuchten auf. »Ach ja, Wohnung war vermietet . Aber niemand je eingezogen. Sie bezahlen die Miete, ich stelle keine Fragen. Polizei fragt, wer dort wohnt, ich sage, niemand. Ich das richtig gesagt, oder?«
Baxter atmet aus und versucht, einen Zorn zu unterdrücken, dessen Intensität ich nur erahnen kann. »Wer hat diese Wohnung gemietet, Mr. Patel?«
»Eine nette Dame«, sagt er. »Eine Lady aus meinem Land.«
»Eine Inderin?«
»Ja, Sir.«
Ein zufriedenes Seufzen aus Dr. Lenz’ Richtung.
»Wie alt war sie?« fragt Baxter.
Patel wiegt den Kopf von rechts nach links und schätzt aus der Erinnerung. »Zwischen vierzig und fünfzig. Heutzutage schwer zu sagen. Sprachlich gewandte Lady. Sehr hübsch.«
»Wer hat die andere Wohnung gemietet?«
»Mr. Strobekker. Vor fast einem Jahr.«
»Wie sah er aus?«
»Ich habe ihn schon der Polizei beschrieben.«
»Beschreiben Sie ihn noch mal.«
Patel zögert und schaut dann die beiden Beamten an, die ihn an den Armen festhalten. Beide sind mindestens einen Kopf größer als er. »Ich glaube, ich möchte meinen Bruder anrufen«, sagt er mit zitternder Stimme.
»Mein Bruder ist Anwalt«, fügt Patel hinzu und treibt damit Baxters Verhör voran zum letzten Stoß.
»Alpha, hier ist Bravo Leader«, sagt Payne. Seine Stimme klingt wieder kalt und professionell. »Die Polizei von Dallas hat uns informiert, daß sie ziemlich oft in diesem Gebäudekomplex zu tun hat. Teure Callgirls, Drogenrazzien, was man sich nur vorstellen kann. Die Miete ist hoch, verschafft einem aber Privatsphäre.«
»Verdammt« , murmelt Baxter.
Jemand zieht Patel den Kopfhörer von den Ohren. »Was sollen wir mit ihm machen?« fragt eine Stimme mit stark texanischem Akzent. Die Stimme eines Cowboys.
»Buchtet ihn ein«, sagt Baxter. »Er soll seinen Bruder anrufen, und dann laßt ihr beide schmoren. Droht ihnen mit Terrorismus, was immer nötig ist. Ich schicke meinen regionalen Täterprofilersteller als Berater rüber. Wir haben irgendwo da draußen eine Geisel. Haben Sie das verstanden?«
»Yessir«, sagt der Cowboy. »Bringen wir ihn in die Scheune zurück, Jungs.«
»Hier ist Bravo, Dan«, sagt Payne außerhalb der Kamerareichweite. »Sollen wir nach Kansas City zurückkehren?«
Baxter denkt ein paar Sekunden lang nach. »Nein. Laßt eure Verletzten versorgen und kommt dann so schnell wie möglich hierher zurück in Bereitschaft. Tut mir leid, Kumpel.«
»Kein Problem. Es kann schon mal was schiefgehen, aber wir geben nie auf. Steigt auf, Mädels.«
Der Bildschirm erlischt.
Baxter dreht sich zu den Technikern um. »Warum haben wir das zweite Telefon nicht aufgespürt?« fragt er.
»Er könnte es blockiert haben«, antwortet einer. »Mit den richtigen Geräten, irgendeinem Relais. Wahrscheinlich mit Hilfe des grauen Kastens.«
»Geräte hin oder her«, sagt eine ruhige Stimme am Rand, »ich bin der Ansicht, daß Mr. Strobekkers List auf niedrigerem Niveau funktionierte.« Es ist natürlich Lenz. »Er hat uns durch ein Dutzend Staaten gelockt, nach Übersee, dann durch dieses kleine Kaff in Wyoming – was wir für seine eigentliche Basis hielten –, und schließlich zu der Wohnung in Dallas. Das war der erste tatsächliche Wohnsitz, mit dem wir ihn in Verbindung bringen konnten, und deshalb gingen wir davon aus, daß er dort wohnt. Ich wette, die Techniker haben sich nicht mal die Mühe gemacht, über den Rand der Kaffeetasse hinauszuschauen.«
Ich sehe bei den Technikern ein paar verlegene Gesichter.
»Die Frage lautet«, sagt Baxter, »können wir die Verbindung wiederaufnehmen, obwohl sie beendet wurde?«
»Es gibt ganz bestimmt Aufzeichnungen«, sagt ein Techniker frohgemut.
»Ich will euch nicht in die Parade fahren, Jungs«, werfe ich ein, »aber ich glaube, ihr werdet feststellen, daß mit diesem Telefon einfach ein Internet-Zugang angewählt und von dort aus eine Nachricht an
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