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@ E.R.O.S.

@ E.R.O.S.

Titel: @ E.R.O.S. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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ist. Der Gebäudekomplex liegt auf halber Strecke zwischen Love und dem Internationalen Flughafen Dallas-Fort Worth, in einem ganzen Meer solcher Wohneinheiten. So anonym, wie man es sich nur wünschen kann.«
    »Kann ich irgend etwas tun, bevor das Einsatzkommando reingeht?«
    Baxter schüttelt den Kopf. »Er benutzt das einzige Telefon, also können wir nicht anrufen und ihn bitten, die Wohnung zu verlassen. Ich glaube sowieso nicht, daß er das täte. Vielleicht würde er die Geisel umbringen.«
    Lenz nickt. »Mr. Cole und ich müssen uns unter vier Augen unterhalten. Haben wir irgendwo Möglichkeit dazu?«
    Nicht zu fassen, daß Lenz so beharrlich ist. Baxter bedeutet uns, ihm durch eine schmale Tür am Ende des Ganges zu folgen. Dahinter befindet sich ein düsterer Raum mit sechs Kojen, jeweils drei an einer Wand, und einer Mikrowellen-Kochgelegenheit dazwischen.
    »Ich möchte Sie bei mir haben, wenn sie reingehen, Arthur«, sagt Baxter. »Falls unser UNSUB wirklich so klug ist, wie es bislang den Anschein hat, bekommt er vielleicht Wind von der Sache und verbarrikadiert sich.«
    »Ich möchte es auch nicht verpassen«, sagt Lenz.
    Als Baxter die Tür hinter sich zuzieht, setzt der Psychiater sich auf eine der unteren Kojen, holt eine Schachtel Zigaretten aus seiner Tasche und steckt sich eine an, womit er in diesem Hightech-Fahrzeug der Regierung gegen mindestens ein Dutzend Vorschriften verstoßen muß. Es geht aber kein Alarm los. Er bläst den Rauch von uns fort. »Sie haben bis hierher nett geplaudert«, sagt er, »bringen wir die Sache zu Ende.«
    »Doktor, nichts, was ich Ihnen sagen könnte, hat etwas mit den EROS-Morden zu tun.«
    »Je schneller Sie es mir sagen, desto schneller sind Sie von jedem Verdacht befreit.«
    Mein Blick bleibt auf seinem Gesicht haften, aber meine Gedanken sind weit weg. Ich will Lenz sagen, daß es kein Geheimnis gibt, daß ich nie etwas getan habe, dessen ich mich wirklich schämen müßte, aber das wäre natürlich absurd. Er weiß, daß es da etwas gibt. Er weiß, daß es immer etwas gibt.
    »Sie kapieren noch immer nicht, was hier vor sich geht, oder?« sagt er.
    »Ich weiß, daß das Leben einer Frau auf dem Spiel steht.«
    Sein Gesicht ist ein grauer Umriß hinter grauem Rauch. »Das habe ich nicht gemeint. Irgend etwas zerfrißt Sie innerlich, Cole. Ich würde sagen, es frißt schon seit geraumer Zeit an Ihnen. Sie müssen es mir sagen. Spüren Sie das nicht?«
    Das Verrückte daran ist, daß Lenz tatsächlich recht hat. Ich will es nicht unbedingt ihm erzählen, aber in letzter Zeit brennt ein Teil von mir darauf, sich endlich von dieser psychologischen Last zu befreien.
    »Entspannen Sie sich«, sagt er. »Ich trage in meinem Kopf mehr Geheimnisse mit mir herum als zehn Priester. Zwischen den Vergewaltigungen und dem Kindesmißbrauch und den Morden ist kaum noch Platz für eine Sünde wie die Ihre.«
    »Nichts davon gibt Ihnen etwas gegen mich in die Hand«, stelle ich mit spröder Stimme klar.
    Er lächelt leicht darüber. »Glauben Sie, ich hätte nicht schon genug Druckmittel?«
    Ich zucke mit den Achseln.
    In diesem Augenblick scheinen Lenz’ Augen älter als alle anderen zu sein, die ich je gesehen habe. Älter als die Augen der gebückten schwarzen Frauen im Delta, älter als die Augen von Männern, die einen Krieg überlebt haben. »Es ist die Schwester Ihrer Frau«, sagt er leise. »Nicht wahr ...?«
    Keine vorgetäuschte Reaktion kann diese Augen täuschen.
    Ich sage nichts.
    Lenz zieht an seiner Zigarette. »Ich weiß, daß Sie kein Mörder sind.« Er lacht. »Dafür ist Ihr Schuldgefühl viel zu stark entwickelt. Was denken Sie? Fische ich im Trüben nach Informationen, um Ihre Ehe zu zerstören? Um Sie zu zwingen, für mich zu arbeiten? Als reichte die Androhung von Gefängnis oder zehn Jahren Steuerprüfung durch das Finanzamt nicht aus?«
    Plötzlich erhebt er sich und gibt mir einen Klaps auf dieSchulter. »Nehmen Sie es leicht, Cole. Gehen wir fernsehen. So oder so, in ein paar Minuten wird alles anders aussehen.«
    Mit diesen Worten öffnet er die Tür und führt mich in den Hauptraum zurück. Dort hat sich eine kleine Gruppe um die Bildschirme geschart, die sich vor Lenz jedoch wie das Rote Meer teilt. Ich schlüpfe hinter ihm durch die Öffnung.
    Einer der Techniker hat auf einem Stuhl vor den Monitoren Position bezogen, einen Kopfhörer über den Ohren, beide Hände auf den Knöpfen der Geräte. Ich höre ein lautes statisches Rauschen, dann sagt

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