Atem - Hayder, M: Atem - Hanging Hill
Hier ist das Telefon.«
Sie nahm es, schaltete den Lautsprecher ein, tippte *67, um die eigene Nummer zu unterdrücken, und wählte dann die Nummer. Während die Verbindung zustande kam, schaute sie aus dem Fenster. Eine Kette von Wattewolken zog über den Horizont von Bath. Eine Taube saß draußen auf dem Fenstersims und beobachtete sie mit schwarzen Knopfaugen. Das Telefon klingelte und klingelte. Sie rechneten schon damit, dass die Mailbox sich einschalten würde, als es klickte und eine Stimme sagte: »Hallo?«
Ben hielt einen Finger an die Lippen, aber Zoë trennte die Verbindung, lehnte sich zurück und ließ das Telefon klappernd auf den Tisch fallen. Ihr war kalt. So kalt, dass sie zitterte. Sie hatte sich geirrt. Die ganze Zeit hatte sie sich geirrt, und Debbie und Ben hatten recht gehabt.
»Warum hast du das getan?« Ben stand auf. »Warum zum Teufel legst du auf? Vielleicht geht er nie wieder ran.«
»Wir brauchen ihn nicht noch mal anzurufen. Ich weiß, wessen Stimme das war.«
6
Sally half Millie, die Kartons mit Saft und Chips zu sortieren, aber auch die Hoffnung erweckenden Obsttüten, die auf ihr Beharren hin dabei waren. Der Picknickkorb war halb im Bus, als sie feststellten, dass er nicht weiter hineinging. Sally schaute Hilfe suchend zu Nial nach vorn. Er stand am Vorderrad auf der Fahrerseite, trat mit der Schuhspitze gegen den Reifen und hatte sein Telefon am Ohr.
»Hallo?« Er beugte sich über den Fahrersitz, um die Musik abzustellen. »Hallo?«, rief er in das Telefon.
»Wer ist das?«, fragte Millie. »Peter?«
»Ich weiß es nicht.« Nial warf einen Blick auf das Display. Er schaltete das Telefon ab und schob es in die hintere Tasche seiner Jeans.
»Nial?«, fragte Sally. »Ob du uns hier hinten mal helfen könntest …?«
Nial kam nach hinten, packte den Korb und schob ihn mit einem kräftigen Ruck in den Wagen. Dann stapelten sie zu dritt die Schlafsäcke und Regenjacken darüber. Nial schlug die Heckklappe zu und lächelte. »Ich glaube, das war’s dann.«
»Moment.« Sally wühlte in der Tasche ihrer Strickjacke und förderte ein Kartenspiel zutage. »Da ihr ein ganzes Wochenende lang Hippies sein werdet, dachte ich mir, die hier könnten euch gefallen.«
Millie stürzte sich darauf. »Deine Tarot karten? Mum, das kannst du doch nicht machen. Du hast eine Ewigkeit gebraucht.«
»Das ist okay. Meine neue Firma hat Kopien davon. Ja, vielleicht seht ihr sie nächstes Jahr schon auf den Ständen in Glasto. Bitte.« Sie schob Millies Hände zurück. »Ich möchte, dass du sie hast. Viel Spaß damit.«
»Oh, Mum . Mum!« Millie hüpfte auf und ab wie eine Dreijährige. Sie kippte die Karten aus der Schachtel, blätterte sie durch und hielt sie hoch, damit Nial sie sehen konnte. »Kennst du die noch? Schau – hier bin ich. Die Prinzessin der Stäbe.«
»Was ist denn damit passiert?« Nial betrachtete die Karte stirnrunzelnd. »Das Gesicht ist verschmiert.«
Sally lächelte. Sie dachte daran, wie viel Angst dieses Bild ihr eingejagt hatte, als sie es das erste Mal bemerkt hatte. Für die Druckerei hatte sie eine neue Karte gemalt, aber das Original hatte sie behalten. Es hatte keine Macht mehr über sie. »Keine Ahnung. Das macht nichts. Da sind noch andere mit ihr.«
»Der Magier und die Hohepriesterin.« Noch immer blätterte Millie glücklich durch die Karten. »Und – o mein Gott, das ist Dad, oder? Dad und – igitt – Melissa. Und Sophie und Pete. Und guck mal – hier bist du, Nial.«
Nial nahm ihr die Karte aus der Hand und betrachtete sie.
»Gefällt sie dir?«, fragte Sally.
»Sie ist toll.« Er drehte die Karte ins Licht und inspizierte die Spuren, die von den Klammern hinterlassen worden waren, als Sally sie zum Trocknen aufgehängt hatte. »Der Prinz der Schwerter? Was bedeutet der?«
»Er ist gerissen«, sagte Millie.
»Und intelligent«, fügte Sally hinzu.
»Aber«, sagte Millie, »auf den Kopf gestellt bedeutet er Verrat und Heimtücke. Er ist der Trickster.« Sie lachte mit weit offenem Mund wie ein kleines Mädchen. Dieses Lachen hatte sie sich immer noch nicht abgewöhnt, so cool sie auch immer sein wollte. »Siehst du? Mum, du hast Nial schon vor Ewigkeiten durchschaut. Der Trickster.«
»Genau.« Nial reichte die Karten zurück. »Ich bin der Trickster.«
Millie schob alle Karten wieder in die Schachtel und legte sie auf die Ablage. Im Haus klingelte das Telefon.
»Willst du nicht rangehen?«, fragte Nial. »Wir müssen jetzt los. Wir wollen
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