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Atem - Hayder, M: Atem - Hanging Hill

Atem - Hayder, M: Atem - Hanging Hill

Titel: Atem - Hayder, M: Atem - Hanging Hill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Hayder
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auch wenn Kelvin ein Vergewaltiger und insgesamt ein Stück Scheiße war – ich glaube, man hat ihm etwas in die Schuhe geschoben, das er nicht getan hat. Ich muss dir etwas zeigen. Warte hier.«
    Er ging in die Küche und fing an, Schränke zu öffnen. Wie betäubt starrte sie durch die offene Tür und ließ das alles sacken. Kelvin war in der Mordnacht im Krankenhaus gewesen? Da war noch jemand anders im Spiel?
    Ben erschien in der Tür und hielt eine blaue Plastikmappe mit einem Bündel Papieren in der Hand. »Die Analyse von Lornes Mobiltelefon. Und ein paar Fotos.« Er setzte sich zu ihr und zog Blatt für Blatt heraus – Antragsformulare, Datenschutzformulare, die von der nachrichtentechnischen Abteilung an die Telefongesellschaft gegangen waren. Dann kam eine separate Mappe. Er zögerte. »Nicht so schön, was jetzt kommt.«
    »Hör auf mit dem Scheiß, Ben. Ich bin Polizistin.«
    Er zuckte die Achseln und nahm die Fotos heraus. Vier Stück. Sie zeigten Lorne ausgestreckt auf dem Boden, in den Nesseln. Auf dem ersten Bild lebte sie noch und schaute die Person an, die das Foto machte. Sie streckte die Hand aus – eine Gebärde des Flehens. Tränen liefen ihr seitlich über das Gesicht, ihre Nase war geschwollen und blutverkrustet. Auch auf dem zweiten Bild lebte sie noch, aber der silberfarbene Klebstreifen war da und hielt den Tennisball in ihrem Mund fest, und ihr Gesichtsausdruck war völlig verändert. Auf diesem Bild wusste sie, dass sie sterben würde.
    »Diese Bilder wurden mit ihrem eigenen Telefon aufgenommen. Er hat sich nicht mal die Mühe gemacht, sie zu verstecken. Aber …«, Ben schob die Papiere hin und her, »… auf dem Telefon war etwas versteckt. Schon mal von Datenrettungssoftware gehört? Die Jungs in der Hightech- IT -Abteilung benutzen sie, um die Kinderpornos zu finden, wenn die Perversen glauben, sie wären sie mit einem Druck auf die Löschtaste losgeworden. So was haben wir bei dem Telefon eingesetzt. Und nicht viel gefunden, was beseitigt worden war. Nur drei SMS , die am Morgen nach ihrem Tod gelöscht wurden.«
    Er hielt Zoë das Blatt hin und zeigte auf die Stellen, die mit pinkfarbenem Marker hervorgehoben waren. Sie las: Hi L. Schön dich heute zu sehen. Hast scharf ausgesehen. Bis bald .
    Dann, weiter unten: Fuck, kennst du deine Kumpels nicht mehr? Bin kein Vergewaltiger – grins – ich tu dir nichts. Du sahst süß aus. ILD. Und wie!
    Und die letzte lautete: Dachte nie, dass du mir so wehtun kannst, Babe. Ungelogen .
    »Die waren gelöscht worden?«
    »Ja. Eigentlich steht nichts weiter Belastendes drin, oder? Wenn sie nicht gelöscht worden wären. Nur deshalb geht ein rotes Blinklicht an.«
    Zoë konnte den Blick nicht von dem Foto wenden, auf dem Lorne in die Kamera schaute. Ihr Gesichtsausdruck sah aus, als sei sie immer noch nicht sicher, ob das Ganze ein Scherz sein sollte oder nicht. Als denke sie: Das meint er nicht ernst. Er wird gleich aufhören und mich gehen lassen .
    »Du glaubst, diese Person – der Absender dieser SMS …«
    »Hat Kelvin reingelegt. Hat die Fleece-Weste, das Telefon und den Ohrring in seinem Haus versteckt. Kann wahrscheinlich gar nicht fassen, was für ein Glück er hat, weil Kelvin jetzt tot ist – und nicht mehr rumlaufen und alles abstreiten kann.«
    »Gibt es einen Namen?« Zoë blätterte in den Unterlagen. »Er unterschreibt seine SMS nicht. Gibt es einen Namen?«
    »Eine Nummer. Schau da.« Er legte den Finger auf eine Nummer, die grün markiert war. »Aber kein Name. Die Computerfreaks nehmen an, dass das Adressenverzeichnis überschrieben worden ist. Da können sie nichts mehr tun.«
    Zoë schob die Unterlagen zur Seite, legte die Hände an die Schläfen und dachte angestrengt nach. Sie dachte an das, was Kelvin gesagt hatte, als er sie in seinem Haus ertappt hatte. Er hatte gesagt: Glaub nicht, dass du noch mal damit durchkommst . Als habe er gewusst, dass vor ihr schon einmal jemand in sein Haus eingebrochen war. Verdammt und zum Teufel, warum hatte sie daran nicht schon früher gedacht? Dass da noch jemand sein könnte? Jemand, der Lorne diese unsagbare Abscheulichkeit angetan hatte? Und die Tat dann Kelvin in die Schuhe geschoben hatte? Während Kelvin nur ein Flegel war, dem man vielleicht eine Körperverletzung zutrauen konnte – oder auch das, was er mit ihr gemacht hatte –, aber der nicht fähig war, ein halbwüchsiges Mädchen zu ermorden?
    »Okay«, sagte sie. »Wählen wir.«
    Ben lächelte. »Ich liebe dich.

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