Atemlos - Toedliches Erbe
Stein und Bein geschworen, dass das, was sie mir gegeben hat, bei einer Dosis von einem Mikrogramm deutlich innerhalb der Sicherheitsmarge liegt.« Rand trat einen Schritt zurück, als er zu geifern begann. »Und ich hab sie deiner Mutter gegeben, dieser Heiligen.«
»Das ist absoluter Blödsinn, und das weißt du!«, erwiderte Dakota. Nur keine hastigen Bewegungen, sich den in ihrem Innern wütenden Zorn bloß nicht anmerken lassen. »Ebenso leicht könntest du behaupten, du hättest deiner Frau aus Versehen die falsche Dosis gegeben. Die wurde in den Versuchsreihen so oft verändert, dass ein Fehler plausibel zu erklären gewesen wäre.«
Paul richtete seinen Stuhl wieder auf und trug ihn zum Tisch zurück. Er bedachte sie mit einem festen Blick, als er sich setzte. »Aber es bleibt die Tatsache, dass du sie mir gegeben hast, Schätzchen. Du hast sie mir eigenhändig von Seattle aus mit der Post geschickt. Der Beweis liegt meinen Anwälten vor.«
Dakotas Wangen wurden heiß vor Zorn. Er war ein Puppenspieler, der an ihren Fäden zerrte und der genau wusste, wie man dabei die größtmögliche Wirkung erzielte. »Dann hat mich jemand reingelegt«, konstatierte sie mit ausdrucksloser Stimme.
»Schrei nicht so herum«, wies er sie milde zurecht, obschon sie nichts dergleichen getan hatte. »Sonst haben wir gleich wieder die Wachen hier im Raum, die uns erklären, wir müssten diesen reizenden Besuch vorzeitig beenden.« Er packte seinen Stuhl, setzte sich und legte dann den Arm über die Lehne des Stuhls daneben. Äußerlich wirkte er entspannt, als würde ihn alles kaltlassen, was sie sagte. Nichts, überhaupt nichts deutete darauf hin, dass ihm gerade erst die Sicherungen durchgebrannt waren. Es war beängstigend. »Wie praktisch, dass du zum Prozessbeginn hier in Italien bist. Ich werde meine Anwälte wissen lassen, dass du für eine Zeugenaussage zur Verfügung stehst.«
Ihr schmerzte schon der Kiefer vom Zusammenbeißen ihrer Zähne. »Und ich werde die Wahrheit sagen. Wie ich es schon letztes Mal getan habe.«
Sein kaum merkliches Lächeln ließ ihr das Mark gefrieren. »Du wurdest gefeuert, weil du gestohlen und gelogen hast. Ich frage mich, wem werden die Geschworenen wohl glauben, wenn sie das Überwachungsvideo sehen? Du weißt ja, ein Bild sagt mehr als tausend Worte. Ich frage mich, was genau wohl das Strafmaß für Meineid in Italien ist?«
Ein dumpfes Tosen dröhnte ihr in den Ohren. Sein Tonfall hatte sich kaum verändert, und doch fühlten sich die Haare auf ihrem Körper an, als wäre ihnen gerade ein Stromstoß versetzt worden. »Welches Überwachungsvideo?« Ihre Lippen fühlten sich taub an, als ihr sämtliche Instinkte dringend rieten, die Beine in die Hand zu nehmen. So schnell wie irgend möglich. Entsetzen erfüllte ihren Körper mit dumpfem Brausen, und ihre Haut spannte und juckte.
Sein kaum merkliches, kaltes Lächeln erlosch. »Wir besitzen eine mit Datumsstempel versehene Bandaufzeichnung von dir, wie du nur wenige Stunden vor der Explosion das Labor betrittst und die Dateien an dich nimmst.«
Das war der Tag gewesen, an dem sie gefeuert worden war. Besagte Dateien hatte man ein Jahr darauf auf ihrem iPad gefunden. Beweise über Beweise. Samt und sonders gefälscht und untergeschoben. »Das ist völlig unmöglich.«
»Möglich ist alles, Doktor North. Das ist etwas, das du dir merken solltest.«
In den fünfzehn Minuten, die Rand brauchte, sie zum Hotel zurückzuchauffieren, sprachen sie kein einziges Wort. Sie ging vor ihm ins Zimmer. Er knallte die Tür hinter ihnen so heftig zu, dass sie zusammenfuhr. »Ich hatte einen verdammt guten Grund, dass ich nicht wollte, dass du ihm auch nur nahe kommst. Du hast ihn doch geradezu herausgefordert«, meinte er vorwurfsvoll. In seinen Augen blitzte es, und sein Mund war ein schmaler, erbitterter Strich. Er hütete sich, ihr zu nahe zu kommen, und blieb stattdessen einfach auf der anderen Seite des mitten im Zimmer stehenden Betts.
Nach der Begegnung mit seinem Vater konnte sie auf Rands Zornesausbruch durchaus verzichten. Ihr brummte der Schädel, als sie das alles zu verarbeiten versuchte, was sein Vater ihr an den Kopf geworfen hatte. Erst einmal musste sie ihren Atem beruhigen; bloß saß ihr derart etwas auf der Brust, dass sie nicht mal tief Luft holen konnte. Die Angst war ein kalter, harter Knoten, der sie am ganzen Körper zittern ließ.
»Ich
habe
ihn
provoziert? Soll das ein Witz sein? Ich habe doch wohl ein Recht, dem Mann
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