Atemlos - Toedliches Erbe
das ich sehe.« Ihre Stimme blieb fest, doch Rand kannte sie. Den kurzen Schusswechsel im Hangar in Albanien hatte sie vielleicht noch ganz gut weggesteckt, jetzt aber begannen die geballten Ereignisse der letzten paar Tage, sie einzuholen. Sie hatte Angst – was verständlich war und berechtigt. »Ich würde es vorziehen, jetzt gleich abzureisen.«
»Nachdem ich all diese Mühen auf mich genommen habe, um Sie hierherzuholen? Das wäre nicht sehr fair von Ihnen, Dr. North.«
Ohne die Ablenkung jeglicher visueller Reize begriff Rand sofort die Feinheiten dessen, was Creed sagte. »Was meinst du mit ›Mühen‹? Was hast du getan, um Dakota herzulocken?«
Creed lachte amüsiert. »Wie lange möchtest du, dass ich zurückgehe? Mal sehen … Wir könnten mit dem Schauspieler anfangen, den ich bei Central Casting angeheuert habe, damit er für deine Mutter den Privatdetektiv spielt. Eine
ausgezeichnete
Investition. Besonders begabt war auch die Schauspielerin, die Dr. North verkörpert hat. Du hast die Szenenbilder ja gesehen. Eine erstaunliche Ähnlichkeit, findest du nicht? Wo Dr. Norths Haar doch so unverwechselbar ist. Ich wusste, bei deiner Suche nach Beweisen würde dir ihr Haar schon reichen, mein Freund.«
Es war nicht etwa die Manipulation einer besitzergreifenden Mutter gewesen, sondern eine vorsätzliche Handlung mit weitreichenden Folgen. »Wusste meine Mutter, dass er ein Schwindler war?«
»Nein. Was Mommys bescheuerten, scheißverrückten und völlig durchgeknallten Auftritt nur um so überzeugender machte. Das manipulative Miststück ist auf das Script reingefallen, als hätten sie es ausgiebig geprobt.«
»Du hast das Video von dem Gespräch zwischen Dakota und meiner Mutter am Haus geschnitten und nachsynchronisiert?« Scheiße. Natürlich hatte er das. Rand hätte ihm am liebsten eine verpasst. »Hast du sie umgebracht, du Dreckskerl?«, verlangte er zu wissen. In seinem Kiefer zuckte ein Nerv.
Dakota raunte: »Rand.« Er merkte, dass er ihre Hand so fest gedrückt hatte, dass er ihr wehtat. Er lockerte den Griff und strich ihr zur Entschuldigung mit dem Daumen über die Fingerknöchel.
Herrgott. Dieser egoistische Hurensohn hatte sie
alle miteinander
reingelegt. Seine Mutter, Paul, Dakota und selbst ihn. Sie waren bloße Spielfiguren in einer ausgeklügelten Schachpartie zu Creeds Amüsement.
»Ich?« Die Stimme des Regisseurs troff vor Selbstzufriedenheit – unterlegt mit einem Hauch von Amüsiertheit. »Gütiger Himmel, nein. Allerdings habe ich dafür gesorgt, dass Dr. North gefeuert wurde. Verdammt unpraktisch, dass sie am Abend, als ich das Labor in die Luft sprengte, zufällig noch dort gewesen ist. Eigentlich hätte sie sofort wieder verschwinden und sich da nicht noch aufhalten sollen. Überaus gewissenhaft von Ihnen, Dr. North, letztendlich aber
äußerst
unangenehm. Die Explosion hätte Sie fast umgebracht.«
»Für mich war es ebenfalls äußerst unangenehm, Sie kranker Wichser!«, fauchte Dakota. »Ganz zu schweigen von der kleinen Unannehmlichkeit, dass all die unschuldigen Menschen ermordet wurden.«
Creed kicherte. »Ich musste doch alle noch übrig gebliebenen Beweise im Zusammenhang mit
Rapture
beseitigen sowie jeden, der möglicherweise imstande wäre, die erfolgreichen Tests nachzuvollziehen.« Creed veränderte leicht seine Sitzposition. »Sie selbst haben mir doch gezeigt, wie man das C4 zur Explosion bringt, wissen Sie nicht mehr? Es ließ sich sehr viel besser zünden, als ich erwartet hatte – Sie wären stolz darauf, was für ein guter Pyrotechnikschüler ich war.«
»Herrgott, Creed. Bei der Explosion sind ein Dutzend Menschen umgekommen …«
»Dr. North hätte gar nicht mehr im Gebäude sein sollen, als es – teils aufgrund Ihrer Gewissenhaftigkeit, teils aufgrund einer geringfügigen Fehlkalkulation meinerseits – in die Luft flog. Ich muss gestehen, dass ich ein paar bange Momente hatte, als sich ihr Krankenhausaufenthalt in die Länge zog.«
»Ich bin untröstlich, dass meine Genesung so ungünstig verlaufen ist.«
»Alles war penibel geplant – bis Sie auf die dumme Idee verfielen, das Labor noch einmal aufzusuchen, obwohl Sie längst gefeuert waren. Ihr verlängerter Krankenhausaufenthalt hat uns um mehrere Monate zurückgeworfen.«
»Da Sie mich selbst dort hingebracht haben, ist das wohl kaum meine Schuld, oder?«
Rand spürte, wie sich Creeds Körper neben ihm anspannte. Dass jemand seine beknackten und kindischen Pläne infrage stellte,
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