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Atemlos - Toedliches Erbe

Atemlos - Toedliches Erbe

Titel: Atemlos - Toedliches Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cherry Adair
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die halb nackten Menschen, die sich am Strand vergnügten. »Ich war ebenfalls mit ihm befreundet. Außerdem hatten wir etwas gemeinsam.«
    »Ach ja? Was denn?«
    Sie unterdrückte einen frustrierten Seufzer und wandte sich zu ihm um, während sie ihren Sicherheitsgurt anlegte. »Ich besitze denselben sechsten Sinn wie er.«
    »Ach ja?« Er hätte selbst dann nicht skeptischer und weniger beeindruckt klingen können, wenn er sich Mühe gegeben hätte. »Du kannst tote Menschen sehen?«
    »Sei kein Idiot, Rand.« Die Bemerkung ließ jeden Nachdruck vermissen. Die Energie dafür brachte sie einfach nicht auf.
Diese
Diskussion hatte sie bereits geführt, mehrfach, und zwar mit jedem, der je von ihrem besonderen Talent erfahren – und es gleich darauf als absurd abgetan hatte. »Um dieses Hollywood geht es nicht.«
    »Wie praktisch. Wie lange hast du das schon?«
    »Solange ich zurückdenken kann.«
    »Wir waren ein Jahr zusammen, und du bist nie auf die Idee gekommen, dieses unglaubliche Phänomen zu erwähnen?« Wäre sein Ton nur einen Hauch trockener gewesen, wäre das Mittelmeer da draußen vor ihrem Fenster sofort zu einer Wüste versandet.
    Sie waren
verlobt
gewesen. Trotzdem hatte es nicht viel gebraucht, um ihn davon zu überzeugen, dass sie eine Lügnerin war. Und Schlimmeres. Sie konnte sich bestenfalls vorstellen, wie er am Anfang ihrer Beziehung auf eine solche Eröffnung reagiert hätte. Vielleicht hätten sie es nicht einmal bis zur Verlobung geschafft. Wäre vielleicht am besten gewesen.
    Sie versuchte, gleichmütig zu klingen. »Es war nicht weiter wichtig.«
    Seine Knöchel auf dem lederüberzogenen Lenkrad traten weiß hervor. »Damals war
alles
wichtig, was dich betraf. Das ist einfach schon wieder so ein Punkt, bei dem du gelogen hast. Wo du mir was verheimlicht hast.«
    Sein Vorwurf war ungerecht, und das wurde auch dadurch nicht weniger schmerzhaft, dass er ihn mehrfach wiederholte. »Ich habe in der Hinsicht nicht gelogen, sondern vorgezogen, es für mich zu behalten«, erklärte sie ihm mit matter Stimme. »Normalerweise denke ich gar nicht darüber nach. Es sei denn, ich habe die Absicht, jede Menge spannende Momente mit irgendwelchen Seelenklempnern zu erleben.«
    »Schwer zu glauben, dass du wirklich gedacht hast, du solltest dies vor deinem künftigen Ehemann verheimlichen.«
    »Vielleicht hatte ich ja das Gefühl, du würdest nie mein künftiger Ehemann werden«, fauchte sie ihn an. Und fühlte sich bestätigt, als einer seiner Kiefermuskeln zuckte. »Mit uns als Paar hatte das überhaupt nichts zu tun. Und ganz ehrlich, davon zu sprechen, hat mich immer nur in Schwierigkeiten gebracht.«
    Ihre Eltern waren ja ganz liebevoll gewesen – sofern sie nicht gerade anderweitig beschäftigt waren. Aber selbst
sie
zogen es vor, wenn sie nie über ihre Gabe redete. Eine Tochter mit einem unerklärlichen sechsten Sinn war peinlich für zwei pragmatisch denkende Akademiker. Sie ließ sich weder erklären noch messen. Sie verstanden sie nicht. Und Dakota war verdammt noch mal ziemlich sicher, dass Rand nicht die Spur verständnisvoller und aufgeschlossener reagiert hätte als sie.
    Die Sonne schien ins Wageninnere und brannte heiß auf ihrem Arm, doch von ihrer Wärme spürte sie nichts.
    »Angenommen, ich halte mich erst einmal zurück mit meinen Zweifeln«, setzte er an. Sein Ton war kühl, von seinem verkrampften Griff am Lenkrad nichts mehr zu sehen. Er hatte schon immer die Fähigkeit besessen, seine Gefühle an- und auszuknipsen wie eine genau abgemessene Infusion. »Wie funktioniert dieser ›sechste Sinn‹ überhaupt?«
    »Sobald ich einen Gegenstand in der Hand halte, der einer vermissten Person gehört, kann ich die Person beziehungsweise den Gegenstand zurückverfolgen.« Der Sinn mochte ungewöhnlich sein, aber
so
kompliziert war er nun auch wieder nicht. Sie sah vor ihrem inneren Auge einen dichten, endlosen Strom von Zahlen, Daten, die zu verarbeiten sie gelernt hatte. Sie musterte Rands Miene, um seine Reaktion abzuschätzen.
    Er warf ihr einen ungläubigen Blick zu und sah dann wieder auf die palmengesäumte Straße, die sich am Strand entlangzog. »Und zur Absicherung hast du eine Kristallkugel in der Handtasche?«
    »Aber klar doch.« Sie kickte ihre High Heels von den Füßen, machte es sich bequem und grub ihre nackten Zehen in den dicken Teppich. Sie würde sich nicht provozieren lassen. Sie konnte sich nicht
erlauben,
sich von ihm provozieren zu lassen. »Reine Magie. Sie sieht

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