Atemlos - Toedliches Erbe
Überhaupt nie mehr.
»Bei diesem Verkehr ist es unmöglich, schnell zu fahren, und da Monaco nicht größer ist als der Central Park, ist es wohl kaum zwingend erforderlich, jemanden umzubringen, um schneller ans Ziel zu kommen«, gab sie zu bedenken. Ein durchaus vernünftiger Einwand, wie sie fand.
»Könntest du mich leiten, wenn ich dir eine Adresse gebe?«
Dakotas Lächeln bekam etwas Bemühtes. »Ich fürchte nein. So funktioniert das nicht. Ich werde sie für dich ins GPS eingeben.« Er betete die Adresse herunter, und sie gab sie in das Gerät ein. Kurz vor einer Tunneleinfahrt überholte er in beängstigendem Tempo ein halbes Dutzend Autos. Obwohl er den Wagen mit dem Geschick eines Rennfahrers lenkte, bohrten sich ihre Finger in die Mittelkonsole.
Mit einem Hupen gab er einem weißen, mit lauter Blondinen voll besetzten Sportwagen zu verstehen, dass er überholen wollte. Der Wagen machte Platz, und die Blondinen winkten und warfen ihm Handküsse zu. Wider alle Vernunft ging ihr die Geste höllisch auf die Nerven. »Ein Frauenschwarm warst du ja schon immer, aber ich wäre nie auf den Gedanken gekommen,
dir
vorzuwerfen, dass du
mich
betrügst.«
»Weil ich, als wir noch zusammen waren, nie eine andere angesehen habe.«
»Und ich hatte nie Augen für einen anderen Mann, also …«
Seine Kiefermuskeln verspannten sich. »Halt den Mund, Dakota.«
»Das letzte Mal habe ich bei diesem Thema nur deshalb den Mund gehalten, weil du den verdammten Hörer aufgelegt hast, bevor ich mich gegen deinen Vorwurf zur Wehr setzen konnte«, protestierte sie. Ihre Verärgerung über sein mieses Verhalten hatte den Siedepunkt erreicht und war kurz vor dem Überkochen. »Du hast mir vorgeworfen, ich würde mit jedem ins Bett gehen. Wo waren deine Beweise? Du hattest keine!«
»Wenn du jetzt mit den alten Geschichten kommst, setze ich dich am Flughafen ab.« Sein Ton war kalt und hart wie Glas. »Ich nehme dich mit, obwohl ich es eigentlich besser wissen müsste.«
»Einigen wir uns darauf, die Vergangenheit nicht mit in die Gegenwart zu zerren«, schlug sie kurzerhand vor. »Das vergiftet nur die Atmosphäre und bringt uns nicht weiter.«
»Meinetwegen.«
Na prima. Perfekt. Dann also zurück zur anstehenden Aufgabe. »
Rapture
wird auf einer Pullulan-Oblate verabreicht – einem aus Stärke hergestellten, essbaren, geschmacklosen Polymerpapier, das auf die Zunge gelegt oder in Flüssigkeit aufgelöst wird. Deine Theorie, dass man es unter den Champagner gemischt hat, macht also Sinn. Da die Gäste nur für ein paar Stunden jegliche Kontrolle verloren hatten, hat es sich, Gott sei Dank, nur um eine geringfügige Dosis gehandelt.«
Dakota wusste Verhaltensweisen exakt einzuschätzen. Sie hatte Testprobanden während klinischer Testreihen beobachtet. Auf ihre Empfehlung hin war das Programm noch am selben Tag eingestellt worden. »Es wäre ein Leichtes, die Oblaten einzuschmuggeln. Hunderte davon, plus eine kleine Phiole mit der Droge, würden in eine Streichholzschachtel passen. Möglicherweise hat jemand vor der Explosion Proben aus dem Labor gestohlen und die Droge hier verabreicht, um sich einen Spaß daraus zu machen.«
»Oder als eine Art Erpressung.«
»Beides wäre tausend Mal akzeptabler als …«
»Als was?«
»Als dass das Zeug als Droge für den Verkauf auf der Straße hergestellt wird.«
»Gott bewahre!«
»Ich muss irgendeinen Gegenstand in die Hand bekommen, der dem gehört, der die Droge verteilt hat. Hast du da irgendwas? Ich könnte noch während der Fahrt loslegen.«
»Ich habe gar nichts, verdammt.«
»Dann hast du Scheißpech. Ich bin in dem, was ich mache, zwar wirklich gut, aber so kann ich dir unmöglich helfen.«
3
Nun also geht es los, dachte Monk voller Zufriedenheit. Jahre der Vorbereitung und des Verzichts hatten hier ihre Vollendung gefunden: in einer überaus öffentlichen Demonstration einer neuen Droge, die bald ihren weltweiten Siegeszug antreten würde. Fast hätte er gelächelt. Vielleicht wäre Tidalwave ein noch passenderer Name als
Rapture.
»Der Kunde war zufrieden?«, erkundigte er sich bei dem Anrufer, der ihm mehrere Minuten unbearbeitetes Videomaterial von dem Hochzeitsempfang am Vorabend hatte zukommen lassen. Natürlich war der Käufer zufrieden. Die Demonstration bewies die allumfassende Überlegenheit seines Produkts.
Schnell wirksam. Süchtig machend. Billig in der Herstellung, dazu das Potenzial, Profit in Milliardenhöhe zu erwirtschaften. Eine
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