Atemlos
die Augen, als sie daran dachte, was Jose in letzter Sekunde verhindert hatte und ihr Blick glitt über ihrem Bauch hinunter zu ihrem Schamhügel. Der Schmerz pulsierte an den Stellen ihrer Scham, wo der Mistkerl sie heftig gequetscht hatte. Dort war ihr Fleisch rot und geschwollen. Auch ihre Oberschenkel waren von einigen großen, hässlichen Blutergüssen überzogen, taten aber nicht so sehr weh. Becky vermutete, dass erst morgen früh das volle Ausmaß ihrer Prellungen, Quetschungen und Abschürfungen zu sehen wäre. Sie würde sich morgen früh wohl mehr schlecht als recht bewegen können. Seufzend schloss sie die Augen und rieb sich vorsichtig mit dem weichen Frotteetuch trocken. Dann schlüpfte sie in einen schlichten weißen Baumwollslip und in eines ihrer weiten Wohlfühlshirts. Sie band sich ihr Haar zu einem Pferdeschwanz zusammen. Lediglich die kurzen, noch feuchten Härchen im Nacken kringelten sich zusammen und waren nicht zu bändigen. Sie drückte zwei der Schmerztabletten, die sie in der Klinik bekommen hatte, aus der Packung und schluckte diese mit einem großen Schluck Wasser hinunter. Urplötzlich begann sie, unkontrolliert zu zittern, was Becky zwang, sich auf den Wannenrand zu setzen. Während ihre Hand schützend über ihren Bauch streichelte, schweiften ihre Gedanken zu dem durchlebten Horror ab. Eine Welle der Übelkeit überrollte sie. Sie würde doch jetzt nicht etwa einen Schock erleiden? Oder baute sich gerade das angestaute Adrenalin ab? Becky wusste es nicht. Was sie wusste war, dass sie sich davor fürchtete, Sid alleine gegenüber zu treten. Wie würde er auf sie reagieren? Würde er sich darüber ärgern, dass sie ihm das Kind verheimlicht hatte, oder überwog die Freude darüber, Vater zu werden? Quatsch. Wovor sollte sie denn Angst haben? Entweder er freute sich, oder eben nicht. Okay. Und wegen dem Überfall auf sie konnte er ihr nichts vorwerfen, oder? Sie hatte zwar keine Möglichkeit gesehen, sich zur Wehr zu setzen, aber das hieß ja noch lange nicht, dass es keine gegeben hätte. Voller Selbstzweifel begann Becky, leise zu schluchzen. Sie erhob sich langsam vom Wannenrand und ging auf wackeligen Beinen zum Waschbecken, als sie erneut von heftiger Übelkeit erfasst wurde. Ihre Beine gaben nach und der Versuch, sich am Waschbecken abzustützen, misslang. Mit einem dumpfen Aufprall fiel Becky zwischen Waschbecken und Badewanne auf die kalten Fliesen.
Sid hörte das dumpfe Geräusch eines Aufpralls aus dem Badezimmer und sog hart die Luft ein. Mit wild pochendem Herzen war er mit vier großen Schritten vor der Badezimmertür. „Becky!“ Als er auf sein Rufen keine Antwort bekam, zögerte er keine Sekunde länger und riss die Tür auf, die zum Glück nicht abgeschlossen war. Sid fand Becky auf dem Boden liegend, zusammengekauert und tränenüberströmt. Er ließ sich neben ihr zu Boden gleiten und strich ihr beruhigend mit der Hand über den Rücken, woraufhin sie heftig zusammenzuckte und noch heftiger schluchzte. Sids angestaute Wut steigerte sich potentiell zu ihrer Verzweiflung und er wünschte, er könnte diese Tiere einfach kaltmachen. Wie gerne würde er die Kerle als Boxsäcke benutzen, nur um diese unbändige Wut und diesen Druck los zu werden, aber dazu hatte er momentan eben nicht die Möglichkeit. Also tat er dass Einzige, wozu er momentan in der Lage war und zog Beckys zitternden Körper sachte auf seinen Schoß. Mit ihr auf seinem Schoß wiegte er sich hin und her und strich ihr dabei immer wieder ganz vorsichtig mit den Fingerspitzen über Wange und Hals. Beckys Verzweiflung und ihre Angst war für Sid fast körperlich zu spüren, genau so, wie er ihr Zittern und ihr Beben fühlen konnte. Als Yasmin in der offenen Badezimmertüre auftauchte und bestürzt auf sie herunterschaute, schüttelte Sid nur stumm den Kopf und deutete ihr an, sie alleine zu lassen. Einen Moment lang sah es so aus, als würde Yasmin genau das tun, aber dann kam sie ins Bad und ließ sich ebenfalls auf den kalten Fliesen nieder. Sie nahm Beckys Hand in ihre und streichelte sie liebevoll. So fand Wes die drei vor, als er, von dem Tumult aufgeweckt, zum Bad gelaufen kam. Mit einem Blick erfasste er die Szene und zog sich leise zurück. Sid und Yasmin trösteten und hielten Becky, bis ihr Körper nicht mehr zitterte und ihr Weinen und Schluchzen in leises Schniefen überging. Sid streckte sich und griff nach einem Handtuch, damit Becky sich das tränenüberströmte Gesicht abwischen konnte. Ihr
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