Atemlos
dann das! Sid kam sich vor wie der letzte Idiot. Wieso war ihm das nicht eher eingefallen? Als Yasmin in die Küche getrottet kam, konnte er hören, wie im angrenzenden Badezimmer die Dusche angestellt wurde. Sofort sah er Becky vor sich, wie sie ihr Gesicht und den schlanken Hals dem Wasser entgegenreckte und vor Wonne stöhnte. Sie würde recht heiß duschen und in wenigen Sekunden das gesamte Badezimmer in die Subtropen verwandeln. Er lächelte bei dem Gedanken daran, wie sie, in ein Badehandtuch gehüllt, mit gerötetem Gesicht, nassen Haaren und duftend wie der Morgentau bei ihm eine Tasse Tee abholen kam, um im angrenzenden Schlafzimmer zu verschwinden. Dieses Ritual war eines der schönsten des ganzen Tages und er liebte diese stillen, verträumten Momente. Sie würde sich dann im Bett zum Lesen aufsetzen und er würde ihre Füße massieren und mit etwas Glück gen Süden ziehen. Sein Schwanz meldete sich zuckend zurück. Sid hatte den ganzen Abend so unter Strom gestanden, dass es ihm sehr entgegenkam, ein wenig Druck abzubauen. Großer Gott. Was war er für ein Schwein. Wie konnte er nach Beckys schrecklichem Erlebnis nur an Sex denken? Sofort verbot er sich diese Gedanken und schämte sich in Grund und Boden. Nach all dem, was seine Frau heute hatte durchmachen müssen, dachte er an Sex. Er und sein zuckender Freund sollten sich demnächst mal in Therapie begeben. Jedenfalls war es selbstverständlich, sich komplett zurück zu halten und zwar so lange, bis Becky wieder Nähe und Zärtlichkeiten genießen konnte. Yasmin räusperte sich und holte Sid aus seinen Gedanken. „Bekomm´ ich auch ‘nen Tee?“, fragte sie leise. „Klar, kein Thema. Hol schon mal drei Tassen raus.“ Yasmin nahm drei Tassen aus dem Schrank und setzte sich dann auf einen der bequemen Stühle am Esstisch. „Wo ist dein Notebook und das Handy?“, fragte Sid beiläufig, den Blick fest auf den Teekessel gerichtet. „Mein Handy hab ich hier und mein Laptop ist im Zimmer drüben. Wieso? Brauchst du es?“ Sid wandte sich langsam um und betrachtete Yasmin aufmerksam. Nein. Das Mädchen hatte unter Garantie nicht mit Vorsatz gehandelt, wenn auch nicht besonders clever. Sie musste die gefährlichen Informationen unbeabsichtigt und arglos ins Netz gestellt und keine Sekunde daran gedacht haben, dass nicht nur ihre Freunde ihre Facebook-Seite nebst Blog lesen würden. „Sie haben uns über Facebook aufgespürt“, eröffnete Sid die Neuigkeiten. Stille. Dann stieß Yasmin ein gequältes Keuchen aus und schaute ihn fassungslos an. „Nein. Das kann nicht sein.“ Sie sprang auf und wollte aus der Küche laufen, aber Sid schnitt ihr mit einer blitzschnellen Bewegung den Weg ab. „Beruhige dich.“ Er hielt sie an den Oberarmen fest. „Beruhigen? Beruhigen? Ich bin schuld, dass Becky beinahe vergewaltigt worden wäre. Hast du gesehen, was sie ihr angetan haben?“, spie sie Sid schluchzend ins Gesicht, der ihren Ausbruch einfach über sich ergehen ließ. Es war heute sehr hart für alle gewesen und auch Yasmin musste Dampf ablassen. Als sie versuchte, ihn abzuschütteln, blieb Sids Griff fest und unnachgiebig. „Ich weiß, ich bin ja nicht blind. Natürlich hab´ ich gesehen, das diese Schweine Becky übel zugerichtet haben und dafür werden sie auch büßen“, erwiderte er zähneknirschend. „Wir können es nicht mehr ungeschehen machen. Aber jetzt wissen wir, wie sie uns gefunden haben und das können wir für uns nutzen. Matt und Jeff tüfteln bereits an einem Plan.“ Er lächelte sie aufmunternd an. „Komm, lass uns noch ´ne schöne Tasse Tee schlürfen und dann geht’s ab in die Falle.“ Sid ließ sie los. „Hol deinen Laptop und bring dein Handy auch gleich mit.“ „Mach ich. Machst du mir bitte Hagebutte?“, antwortete Yasmin und lächelte Sid im Hinausgehen schüchtern zu. Sid vertraute darauf, dass sie clever genug war, weder Handy noch Laptop zu benutzen, denn Vertrauen erforderte Vertrauen.
Mittlerweile hatte Becky ausgiebig geduscht und fühlte sich tatsächlich etwas besser. Zumindest das Gefühl, schmutzig und verklebt zu sein, konnte sie abgewaschen, aber körperlich fühlte sie sich völlig zerschlagen. Die Haut um ihr Auge spannte enorm und tat schrecklich weh. Ihr Kiefer fühlte sich an, als hätte ihn jemand als Sandsack benutzt und ihre Brüste schmerzten heftig bei jeder Bewegung. Sie betrachtete sich im Spiegel und schluckte schwer. Dieser Kerl hatte sie wirklich übel zugerichtet. Tränen stiegen ihr in
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