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Atemlose Begierde

Atemlose Begierde

Titel: Atemlose Begierde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabelle Sander
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Zeigefinger auf seine kleinen Fältchen um die
Augen.
    »So hab ich das nicht gemeint. Das ist ziemlich beeindruckend, dass
ihr schon so lange befreundet seid und euch noch immer mögt, obwohl er so ein
Arsch ist.« Wir gingen jetzt ein Stück näher ans Haus.
    »Ja, Spencer … wir hatten schon immer ein seltsames
Rivalitätsverhältnis. Wir mochten uns damals auf Anhieb, und obwohl wir nicht in
der gleichen Klasse waren, war da etwas zwischen uns …«
    »Ja?«
    Er hielt seine Lider gesenkt, dann blickte er auf, räusperte sich und
sagte:
    »Spencer hat mich entjungfert. Bevor ich je was mit einer Frau hatte,
war er da.«
    »Waaas?« Ehrliches Entsetzen machte sich in mir breit. Alles Blut
sackte aus meinem Kopf.
    »Keine Sorge, Jo, so was passiert im Internat ganz leicht. Es war
schon damals nicht ganz einfach mit ihm. Ich war nie verliebt in ihn, ehrlich.«
Er blickte mich völlig gelassen an. Mir wurde beinah schwarz vor Augen bei
seinem Geständnis. Ich setzte mich auf einen Gartenstuhl. Die frische Luft war
himmlisch, die Umgebung lullte mich ein, echte Liebe flackerte bereits in mir
auf, und er erzählte mir das .
    »Rick, warum kannst du es nicht einfach in Worte fassen und sagen,
dass du bisexuell bist? Ich kann damit leben, aber sprich’s einfach aus!«, sagte
ich viel zu laut. Der Gärtner versuchte zu ignorieren, was er hörte, und riss
die vertrockneten Geranien noch schneller aus dem Beet.
    »Oh, Mädchen, komm … was ist denn das für ’ne Ansage. Jeder
Mensch ist doch irgendwo bi.« Er zog eine Schulter hoch und zwinkerte frech.
»Ich mag nicht in Schubladen gesteckt werden, das macht mich krank, und
außerdem: Du bist doch diesbezüglich gar nicht so verkrampft, wie du jetzt tust,
oder?«
    Ich riss die Augen auf, zog die Stirn in Falten.
    Er lächelte vergnügt. »Sei mal ehrlich, du hast doch auch brav deine
Hausaufgaben gemacht auf dem Gebiet, hm?«
    »Waaas? Was soll das? Was willst du damit sagen?«, würgte ich hervor.
Ich bebte innerlich, wusste ich doch selbst nur zu genau, woher meine Eifersucht
kam. Ob er allerdings wusste, dass Nadège mich nicht nur einmal in Berlin
besucht hatte, war mir nicht klar, und so wollte ich lieber von mir ablenken:
»Ich weiß nicht, wovon du sprichst«, aber ihr, ihr hattet immer wieder was
miteinander, auch als wir uns kennengelernt haben, oder?«
    Er überlegte lang: »Spencer hat bis vor eineinhalb Jahren nie in
London gelebt, kam nur auf Stippvisiten. Mensch, bist du kleinlich, Jo. Dafür
muss ich mich jetzt ausgerechnet bei dir rechtfertigen?«
    »Kleinlich? Sag mir, worauf du anspielst, ich versteh’s nicht. Lass
es raus«, sagte ich mit todernster Miene.
    Er lachte kehlig und laut, diesmal vor Verlegenheit, und lenkte ein:
»Na gut, seine Ankunft hat sich ausgezeichnet mit deiner Abreise überschnitten.«
Er grinste wieder frech. »Nein, im Ernst, er wollte schon vor Jahren
investieren, wir haben oft hin- und hertelefoniert, und da habe ich ihm geraten,
O- 101 Millbank zu kaufen. Er wollte,
dass wir uns gemeinsam beteiligen, und das haben wir auch gemacht. Spencer
gehörte das Apartment zu zwei Drittel, und er hat es auch nach seinem
wunderbaren Geschmack«, er schmunzelte, »einrichten lassen. Dann war er fast nie
da, wollte es aber partout nicht vermieten, und da hab ich ihm vorgeschlagen, es
zu übernehmen. Ich mochte es nie und wollte dort auch nie wohnen. Es ist nicht
mein Ding.«
    »Aber es gehört dir doch. Warum hast du dann immer von Spencers
Apartment gesprochen?«
    »Auf den Papieren gehört es jetzt mir, aber nicht im Herzen. Ich
hab’s nie ausstehen können.«
    »Das heißt, du warst tatsächlich mit Spencer zusammen, nachdem ich
weggezogen bin?«
    »Ich kann’s nicht fassen, Jo. Frag ich dich danach, mit wem du wann
und wo was gemacht hast in meiner Abwesenheit?«
    Falls ihn das überhaupt interessierte, hatte er für diese
Informationen wahrscheinlich seine Handlanger, aber ich musste damit
vorliebnehmen, was er gewillt war, mir zu erzählen.
    »Ich war nie mit ihm zusammen«, sagte er
beschwichtigend. »Jo, hör zu, er ist mit seiner Freundin nach London gekommen.
’ne grenzenlos verrückte Göre.« Jetzt grinste er wieder. »Würde dir auch
gefallen. Gepierct von Kopf bis Fuß.«
    Meine Verunsicherung verflog von einer Sekunde auf die nächste,
Angriffslust tat sich nun in mir auf. Seine dummen Anspielungen ärgerten mich
maßlos, auch diese Ohnmacht, dass ich keinen wirklichen Zutritt zu seinem Kosmos
fand und er nicht damit

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