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Atemlose Begierde

Atemlose Begierde

Titel: Atemlose Begierde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabelle Sander
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wieder gedrückt hatte. Als Victoria zurückkam, strahlte
sie.
    »Jo, du bist nicht nur eine großartige Künstlerin, sondern auch eine
phantastische Geschäftsfrau.«
    »Ah ja?«
    »Er hat ohne zu verhandeln den Preis gezahlt. Er ist an sich weder
leicht zu überzeugen, noch hat er bisher je auf Anhieb das bezahlt, was wir
verlangt haben. Er mag dich, glaub ich.«
    »Ja? Das glaub ich nicht.«
    Sie sah mich verwundert an und meinte: »Keine falsche Bescheidenheit.
Er hat geradezu von deinen Qualitäten geschwärmt.«
    Jetzt fand sie, dass der Deal gelungen war, und ich hatte meine
Zweifel. Es war noch eine Stunde Zeit bis zur offiziellen Eröffnung.
    »Ich gehe kurz an die Luft, okay?«
    »Absolut kein Problem.«
    Sie war offenbar bestens gelaunt.
    Mein Ziel war dagegen das nächste Pub. Ich wollte einfach nur ein
Pint trinken und eine Zigarette rauchen. Ich stand da und fühlte mich irgendwie
befreit. Rick hatte mein Leben immer in unglaubliche Turbulenzen versetzt, seit
ich ihn zum ersten Mal getroffen hatte. Warum sollte das nun anders sein? Ich
musste nur auf die Taste an meinem Telefon tippen, und schon begann er zu
wirken. Es war ein Spiel, nichts anderes. Ich überlegte, wann ich zum zweiten
Mal auf ihn getroffen war, und musste schmunzeln, als mir einfiel, dass er auch
damals schon sein Spiel bestens beherrschte.
    *
    Es war ein wunderbarer verregneter Herbstabend gewesen,
an dem ich beschlossen hatte, einige Ausstellungseröffnungen zu besuchen. Ich
wollte gemeinsam mit meiner Freundin Tara durch die Westend-Galerien ziehen. Ivo
war für mehrere Wochen in der Schweiz und kam nicht mal zum Wochenende. Wir
telefonierten sporadisch und lebten in verschiedenen Welten. Ich selbst hatte
eine intensive Arbeitsphase in meinem Londoner Atelier, ging gelegentlich aus,
fühlte mich aber eher wie eine schrullige Einsiedlerin. Bevor ich Tara traf,
wollte ich noch schnell bei einer Galerie vorbeischauen, die nicht auf meiner
gewöhnlichen Route lag. Als ich zwischen den Gästen auf die Arbeiten im
Nebenraum hindurchblickte, durchfuhr meinen Körper ein kurzer Blitz. Ich
glaubte, in einer Silhouette Rick wiedererkannt zu haben. Sein Haar war zwar
lose zusammengebunden, aber in der Länge und Farbe war es ganz wie seins. Dieser
Mann führte ein lebendiges Gespräch mit einer älteren, zurechtgemachten
Blondine. Ich wollte nicht von ihm gesehen werden, aber dennoch musste ich
wissen, ob er es wirklich war. Ich schob mich durch den Raum. Die Frau war
sichtlich bemüht, ihn zu beeindrucken. Kaufte er hier Kunst? Kannte er die
Malerin? Auch wenn ich ihn noch immer nicht von vorne gesehen hatte, war es
eindeutig Ricks Körpersprache, seine Gesten, seine Hände, die Art, wie er den
Anzug trug. Jedes Detail, das ich an ihm wiederzuerkennen glaubte, regte mich
noch mehr auf. Ich malte mir gerade aus, wie ich auf ihn zugehen könnte, was ich
sagen würde, aber dazu kam es nicht, denn plötzlich verließ er die Galerie. Ich
wollte diesen Mann nicht einfach gehen lassen, bevor ich überhaupt geklärt
hatte, ob er es tatsächlich war. Also folgte ich ihm. Er fuhr mit dem Lift, ich
rannte hastig die Treppen hinunter. Drei Stockwerke. Er hatte einen zeitlichen
Vorsprung. Als ich auf der Straße angekommen war, hatte ich ihn bereits aus den
Augen verloren. Ich ging zwischen Menschen mit Regenschirmen hindurch, sog die
frische Regenluft ein und lief in die Nacht hinaus. Plötzlich sah ich ihn
wieder. Er stand bei dem Zebrastreifen, an dem auch ich die Straße überqueren
wollte. Er war wohl unterwegs in Richtung Soho, hatte aber keinen Schirm und
wurde immer nasser. Ich hielt Abstand zu ihm, ließ ihn aber nicht mehr aus den
Augen. Auf diese direkte Art war ich bisher noch nie jemandem gefolgt. Es war
mir fast gleichgültig, ob er mich bemerkte oder nicht. Vielleicht wünschte ich
mir sogar ein wenig, von ihm entdeckt zu werden. Er war zu sehr auf seinen Weg
konzentriert. Ich fühlte mich wahnsinnig abenteuerlich. Wir gingen entlang der
Carnaby Street, durch den Wirrwarr der Straßen, bis wir an der Bar Italia
vorbeikamen. Er blieb nun vor einem Haus stehen und kramte in seiner
Sakkotasche. Er drückte auf eine Klingel, wartete, bis sich die Tür öffnete, und
ging hinein. Da stand ich nun im triefenden Regen unter meinem Schirm, allein,
mein Objekt der Begierde verschluckt von einem Hauseingang. Ich ging hin und
versuchte herauszufinden, wo er Einlass gefunden hatte, aber die Schilder neben
der Türklingel waren für mich wenig

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