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Atemlose Begierde

Atemlose Begierde

Titel: Atemlose Begierde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabelle Sander
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sagte ihre Assistentin.
    »Prima, danke.«
    Ich ging zu ihr hoch.
    Sie stand dort mit jemandem, der mich von hinten an Ricks alten
Freund Rory erinnerte. Eine hagere, hochgewachsene Person mit aschblondem,
welligem Haar im gelben Karo-Tweed-Sakko, himmelblauen Cordhosen und
Tennisschuhen.
    »Hi«, sagte ich, als ich den Raum betrat.
    Beide wandten sich von den Bildern ab und drehten sich zu mir.
    »Hi, Jo, schön, dich zu sehen«, sagte sie besonders süßlich und
verzog ihr Gesicht zu einem maskenhaften Lächeln.
    »Darf ich vorstellen, das ist Mr Rory Dunhurst Smith. Jo
Lindberg.«
    Ich streckte ihm die Hand entgegen.
    »Hallo, Mr Dunhurst Smith. Schön, Sie kennenzulernen«, sagte ich
im freundlichen Ton.
    Jetzt waren wir einander zum zweiten Mal vorgestellt worden. Er
sollte doch abends mit Rick hier gemeinsam auftauchen und dann gleich wieder
verschwinden. Nun erschien er aber als wichtiger Sammler und hatte sich so ins
Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt. Ich wusste nicht, worauf er damit
hinauswollte. Rory musterte mich und sagte nasal, aber galant: »Sehr schöne
Arbeiten. Es freut mich, dass Sie Zeit gefunden haben, früher für mich
hierherzukommen.«
    »Gern«, versuchte ich es milde und blickte in sein feinliniges,
gebräuntes Gesicht.
    Victoria bemerkte, dass hier etwas in der Luft lag, konnte aber nicht
zuordnen, was es war. Sie begann mit ihrem typischen Redeschwall. Ich wusste,
dass Rory im großen Stil Kunst sammelte und womöglich heute etwas von mir kaufen
wollte. Er wusste bereits einiges über meine Arbeit und schien richtig ernsthaft
daran interessiert zu sein. Victoria wurde nun von ihrer Assistentin mit
Nachdruck zum Telefon gerufen.
    »Entschuldigt mich nur einen Augenblick.«
    »Wie geht’s dir?«, fragte Rory.
    »Danke, gut, und dir?«
    »Ebenso, du siehst blendend aus. Wie lebt sich’s so in Berlin?«
    »Ganz gut. Ich hab dich und Rick erst heute Abend erwartet.«
    »Ja, das tut mir sehr leid, aber ich habe familiäre Verpflichtungen.
Rick kommt aber noch, soweit ich weiß.«
    »Ja, das wär schön.«
    »Siehst du ihn manchmal?«, fragte Rory.
    »Ich seh ihn selten.«
    »Ja, er hat ja kaum noch Zeit, jetzt wo er in festen Händen ist.«
    »Ja.«
    Ich lachte. Ich hatte keine Ahnung, wovon er sprach, hatte aber auch
keine Lust, auf seine Spielchen einzugehen, und versuchte zu pokern.
    »Ja, es hat sich einiges verändert bei ihm.«
    »Kann man so sagen.«
    »Er hat sein häusliches Ambiente verändert, seine Sekretärin
ausgetauscht …«, zählte ich auf.
    »Seinen Bart abrasiert, seine sexuelle Orientierung
gewechselt …«
    »Ah ja?«
    Er musterte mich. Jetzt hatte er mich doch erwischt. Es musste ein
leichter Anflug von Staunen über mein Gesicht gewandert sein.
    »Ich dachte, du weißt, mit wem er zusammenlebt?«
    »Nein, ich weiß es nicht, Rory.«
    »Er lebt mit Spencer zusammen, ich weiß nicht, ob du ihn kennst.«
    »Er lebt bei Spencer, oder nicht?«
    »Ja, und mit ihm.«
    »Ah, ich dachte, Spencer wohnt in New York.«
    »Ja, aber er ist mindestens dreimal im Monat hier in London bei
Rick.«
    Mein Herz begann bis in den Hals hinauf zu klopfen, aber ich verzog
keine Miene.
    »Welches dieser beiden Bilder findest du gelungener?«, fragte er
plötzlich.
    »Sie sind beide gelungen.«
    »Ja, natürlich«, säuselte er billigend.
    Victoria kam herein.
    »Victoria, ich würde diese beiden gerne haben. Sie sind exzellent.
Ist das machbar?«
    »Rory, du hast eine ausgezeichnete Wahl getroffen. Ich muss noch mal
nachsehen, ob tatsächlich beide noch zu haben sind. Das müssten wir dann im Büro
bei mir klären.«
    Rory verabschiedete sich nun auf seine übertrieben liebenswürdige
Art, wünschte mir einen erfolgreichen Abend und ging mit Victoria ins Büro. Das
war also Teil des Deals hier. Er kaufte zwei Bilder von mir und präsentierte mir
im Gegenzug die Horrormeldung des Tages auf dem silbernen Tablett. Rory war
intrigant, aber dass er seinen besten Freund verleumden würde, hätte ich ihm
nicht zugetraut. Ich wusste nicht, was mich hier am meisten störte: dass er mir
etwas erzählte, was mir eigentlich Rick hätte erzählen sollen, dass er mich hier
unter falschem Vorwand hergelockt hatte oder dass ich nicht mit der Situation
umgehen konnte, dass Rick vergeben war – an einen Mann … Ich stand in
meiner Ausstellung vor meinen Bildern, an meinem großen Abend und konnte nicht
begreifen, warum ich nur diese verflixte Kurzwahltaste, die Rick an meinem
Telefon anwählte, je

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