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Atemlose Begierde

Atemlose Begierde

Titel: Atemlose Begierde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabelle Sander
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schwer
beeindruckt. Aus meinem Leben war er diesbezüglich nicht mehr wegzudenken. Wir
wurden zu einem stets gerngesehenen Power couple, bei dem alles stimmte. Erst
nach Jahren hatten uns unsere unbeständigen Berufe manchmal an die Grenzen
unserer Beziehung geführt, uns räumlich weit auseinandergebracht, und in diesen
Phasen musste ich begreifen lernen, dass seine wirklich große Liebe die Arbeit
war.
    Irgendwann kam der Moment, an dem diese Tatsache ganz offensichtlich
wurde. Ivo nahm mich nicht mehr richtig wahr. Ich sprach zu ihm, er hörte mich
aber nicht. Ich musste Sätze wiederholen oder lautstark schreien. Er reagierte
auf das, was ich von ihm wollte, nur noch, wenn ich einen exzessiven Wutanfall
bekam. Das lag nicht an seinem schwindenden Hörvermögen. Er reagierte auf alle
anderen, nur nicht auf mich. Ich dachte lange, dass die berufliche Überlastung
Schuld an dieser Entwicklung hatte, realisierte aber auch, dass in unserer
Beziehung kaum Zeit für romantische Momente geblieben war. Es war eine verkopfte
Angelegenheit, von Anfang an. Unsere Körper wussten nie viel miteinander
anzufangen. Dass er mir nun aber auch nicht mehr richtig zuhörte, verletzte mich
zutiefst. Bis zum Hals vergrub ich mich in meiner Arbeit, bis ich beinahe in
einem Paralleluniversum verschwunden war. Er bemerkte es gar nicht, aber ich war
sehr einsam.
    Mein Telefon klingelte. Es war Victoria, die mir mitteilte, dass sich
in der Galerie ganz überraschend noch ein Sammler angekündigt hatte, der später
zum Essen nicht kommen konnte und mich sehr gerne noch vorher kennengelernt
hätte. Ich sagte zu.
    So hatte ich zumindest bis fünf Uhr Zeit, nur Dinge zu tun, die ich
tun wollte. Es war erst halb zehn. Ich setzte mich mit der Rieseneinkaufstasche
in eine Sandwich Bar in der Nähe des Leicester Square, trank einen Café Mokka
und begann einen Plan für den Tag zu machen. Ich textete Michelle und hoffte auf
Antwort. Dabei fiel mir ein, wo ich Rick zum ersten Mal gesehen hatte.
    *
    Oksana war eine Russin wie aus dem Katalog:
wasserstoffblond, karamellfarbene Mandelaugen, hohe Wangenknochen, endlose
Beine. Das war sie von außen. Von innen war sie eine explosive Mischung. Ihr
Vater war aus Houston, Texas, ihre Mutter aus Sankt Petersburg. Als ich sie
kennenlernte, war sie eine Mitbewohnerin in Taras WG und studierte Fashion
Design – wir nannten sie, die »Zarin«. Ihren 30 . Geburtstag feierte sie mit einem gewaltigen Fest. Ich hatte
den ganzen Tag gearbeitet und war schon beinahe am Einschlafen, als ich zur
Party kam. Es waren viele Leute da, die ich kannte, und ich fühlte mich sehr
wohl in diesem Ambiente. Sie feierte in einem Loft in der Nähe vom Kings Cross.
Ich saß auf einem Sofa beim Büfett und verfolgte das Treiben um mich herum. Es
fiel mir ein Pärchen auf, das am Büfett stand und sich die Teller belud. Sie
hatte so ausladende Hüften, dass sie ihren Nachbarn beinahe bei jeder Bewegung
damit wegschob. Seine Hüften waren im Gegensatz dazu besonders schmal. Eine
ihrer Hände war trotz der anspruchsvollen Tätigkeit immer irgendwo auf ihm. Er
drehte und wendete sich elegant und schien ihr damit entkommen zu wollen. Sie
amüsierten mich. Es packten mich nun auch der Hunger und die Neugierde, und so
stellte ich mich neben ihn, um zu sehen, was es mit den beiden auf sich hatte.
Sie lud ihm kichernd Langustenschwänze auf den Teller und hatte ihre Hand dabei
auf seinem Po. Ich sah hinunter und bemerkte, dass ihre Hand bereits in das
Innere seiner Hose gewandert war, und überlegte mir, ob ich das nun nicht schon
eher unappetitlich finden sollte. Ich drehte meinen Kopf zu ihm, und dabei
schossen plötzlich Blicke aus zwei tiefblauen Augen in die meinen. Es blitzte,
es funkte, ich bekam einen Stromstoß. Mit so einem Ereignis hatte ich nicht
gerechnet. Für einen Bruchteil von Sekunden waren wir in unseren Blicken
gefangen. Dann drückte sie mir an ihm vorbei die Langustenzange in die Hand und
sagte mit einem feisten Lächeln: »Nettes Büfett.«
    Ich hatte ihn von hinten richtig unterschätzt. Etwas perplex, lud ich
mir nun auch den Teller mit Langusten voll und verzog mich in eine Ecke, von der
aus ich mit meinen Beobachtungen fortfahren konnte. Für ernsthafte
Konversationen war ich eindeutig zu müde, auch für weniger ernsthafte. Da kam
Oksana auf mich zu.
    »Heya, Mädchen amüsierst du dich?«
    »Ja, sehr.«
    »Mhm, verschau dich nur nicht.«
    Sie spielte wohl auf die Szene von vorhin an.
    »Ihre Hüften sind mir

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