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Atemlose Begierde

Atemlose Begierde

Titel: Atemlose Begierde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabelle Sander
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phasenweise
aufgewachsen sei, wenn er nicht gerade im Internat in Kanada gewesen war.
    Er nickte freundschaftlich: »Komm in die Küche mit mir. Was wollen
wir essen?«
    Die Küche wirkte feudal, durchflutet von Sonnenlicht. Er öffnete
einen Riesenkühlschrank, der gefüllt war, als würde mit seinem Inhalt eine
Großfamilie verköstigt werden.
    »Wow, du isst aber viel.«
    »Das passiert mir immer noch. Ich fülle den Kühlschrank wie zu alten
Zeiten, als hier noch mehr Leute wohnten, aber ich koche auch gern.«
    Er bewegte sich leichtfüßig und geschmeidig durch den Raum. Hatte
seine Jacke und den Pullover bereits abgelegt und schien sich auf das Kochen
vorzubereiten. Als ich mich ihm näherte, zog er mich abrupt an sich. Ich
staunte. Er wechselte blitzschnell vom Fürsorglichen zum Verführer. Ich sah ihn
nun zum ersten Mal ganz nah. Er duftete. Seine Augen blitzten. Er war ganz dicht
mit seinen Lippen an meinen und hielt inne. Ich hatte Angst, er würde gleich
zubeißen. Stattdessen legte er seine Lippen mit sanftem Druck auf meine und
öffnete diese. Seine Zunge schob sich langsam, aber fordernd in meinen Mund und
lockte damit die meine. So ausgehungert, so voller Begehren war ich, dass diese
wenigen fremden Berührungen mich vor Lust fast sprengten. Ich war bereit für
alles, sofort. Er sah mich nun an.
    »Du bist vergeben, hab ich gehört?«, fragte er plötzlich voller
Ernst.
    Diese Meldung war jetzt ganz unpassend. Mein Herz schlug heftig, mein
Atem ging schnell, ich hatte die restliche Welt komplett vergessen.
    »Warum musst du so was wissen? Jetzt?«
    »Weil ich wissen will, wie weit wir miteinander gehen können. Darf
ich alles haben, oder gehören gewisse Dinge an dir jemand anderem?«
    »Ich gehör mir selbst, und was ich dir geben kann und will, bestimm
nur ich.«
    »Okay. Aber es wird Situationen geben, in denen du nur mir gehören
wirst, in denen ich über dich bestimmen werde. Wirst du mir dann ganz
vertrauen?« Neugierig zog er seine Brauen hoch.
    »Ach so?«, sagte ich erheitert, »das würde ich dann lieber im
jeweiligen Moment entscheiden.«
    »Nein, Jo«, er schüttelte kaum merklich den Kopf. »Das entscheidest
du jetzt. Willst du das Spiel mit mir spielen?«
    Ich war nicht ganz sicher, wovon er sprach, aber ich wollte auch
nicht riskieren, dass ich mit meinem falschen Verhalten dieses aufregende
Tête-à-tête beendete. Nach Hause gehen war jetzt keine Option mehr für mich.
    »Ja … ich … will«, stammelte ich.
    »Und da bist du ganz sicher?«
    »Ja.«
    Das war nun also die unerbittlichere Seite an ihm. Ich war
überrascht, wie gut ich das aufnahm. An sich verabscheute ich Männer, die auch
nur einen Hauch von Autorität verströmten. Bei Rick war das anders. Er war im
allgemeinen Umgang sanft und liebenswürdig, nur in unserem Spiel konnte er
mitunter sehr fordernd werden.
    »Versteh mich nicht falsch. Ich will gar nichts über deine Beziehung
wissen, was du mir nicht selbst erzählen willst. Ich will nur nicht, dass du mit
dem Kopf woanders bist, wenn du bei mir bist.«
    »Ich werde bei dir sein, wenn ich bei dir bin.«
    »Gut.«
    Wir kochten gemeinsam, aßen zu Mittag, waren fröhlich und
ausgelassen. Wir spielten Fangen im Garten, dem wunderschönsten Fleckchen Erde,
das mir je hinter einem Stadthaus begegnet war. Zwischen riesigen Bäumen,
umwuchert von Büschen und Blumen, schaukelten wir auf der alten Kinderschaukel
und fielen uns im Gras in die Arme. Wir rollten aufeinander durch die Wiese.
Dabei nahm mir das Gewicht seines ganzen Körpers fast die Luft; Rick war nicht
wesentlich größer als ich, auch nicht viel schwerer, aber er war unglaublich
kräftig. Wir küssten uns in der Sonne, innig wie ein Liebespaar. Die Strahlen
blendeten mich. Ich fühlte mich wie in einem Film und zweifelte am
Realitätsgehalt dieser Situation. Irgendwann nahm er mich an der Hand und zog
mich hoch in ein Zimmer, dessen Zweck ich noch nicht ganz zuordnen konnte. Es
war kein Wohnzimmer, kein Schlafzimmer, kein Arbeitszimmer, hatte aber von allem
etwas. Es war komplett holzvertäfelt, hatte weinrote gepolsterte
chesterfieldartige Couchelemente in sich, einen Schreibtisch und nur ein Fenster
in den Garten hinaus. In einer Ecke stand eine ledergepolsterte Truhe, in die
sicher ein ganzer Mensch gepasst hätte. Es war ein dunkler Raum, er war dennoch
freundlich. Ein mir völlig fremder Geruch umschwebte meine Nase – eine
Palette von Düften, die wohl antikes Mobiliar aussandte, aber auch

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