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Atemlose Begierde

Atemlose Begierde

Titel: Atemlose Begierde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabelle Sander
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sie sagte ›falsch verbunden‹, da dachte ich, jemand hätte
dein Telefon geklaut. Ich hab’s dann immer wieder probiert. Das ist meine
einzige Verbindung zu dir. Ich war panisch.«
    Rick und panisch? Wie unglaubwürdig.
    »Ich wär gern bei dir im warmen Wasser.«
    »Ja? Wo bist du?«
    »In den Midlands, wir stehen im Regen auf einer Baustelle. Es ist
saukalt. Wann seh ich dich?«
    »Wann bist du zurück?«
    »Am frühen Abend, kommst du zu mir?«
    Ich war ziemlich sauer auf ihn, aber ich musste klären, was hier los
war, bevor ich wieder zurück nach Hause flog. Und ich musste es ein für alle Mal
beenden, wenn ich den Rest meiner Seele retten wollte.
    »Ja, ich komm zu dir. Um sieben Uhr?«
    »Ja, komm, wann immer du willst, du hast ja den Schlüssel.«
    »Okay, willst du was essen?«, fragte ich.
    »Lass uns lieber essen gehen.«
    »Okay. Ich seh dich dort.«
    »Ich freu mich. Ich liebe dich.«
    Ich legte auf.
    Er liebte mich nun auch noch. Das hatte ich bisher erst einmal von
ihm gehört. Das war jetzt nicht gerade der passende Moment.
    Das Wasser in der Wanne kühlte ab, ich ließ heißes nach. Ich wollte
hier auf keinen Fall so bald raus und mit meiner moralischen Instanz beim
Frühstückstisch zusammentreffen. Tara kannte meine Situation sehr genau und
hielt selbst nichts von Seitensprüngen. Meine Affäre mit Rick schien für sie nun
wirklich eine Nummer zu groß – und für mich eindeutig auch. Ich dachte
darüber nach, wie es damals wirklich hatte passieren können, dass Rick und ich
eine Affäre begannen. Ich hatte nie von seiner Visitenkarte Gebrauch gemacht,
obwohl ich ihn nicht vergessen hatte.
    *
    Es war ein harter grauer Arbeitstag in meinem Atelier
gewesen. Ivo und ich lebten damals noch in London. Er war aber bereits seit zwei
Wochen beruflich in Shanghai. Ich war einfach nur einsam und brachte nichts
Brauchbares hervor. Da klingelte das Telefon. Es war Oksana, die mir mitteilte,
dass sie einen Anruf von Rick erhalten hatte. Er wäre allerdings nicht an ihr
interessiert gewesen, sondern ausschließlich an meiner Telefonnummer. Als
Vorwand benutzte er die Ausrede, dass er mir noch etwas schulden würde, was er
mir auf jeden Fall zurückgeben wollte.
    »Ich wusste gar nicht, dass du ihm auf der Party etwas geliehen
hast«, sagte Oksana.
    »Hab ich auch nicht.«
    »Was meint er dann?«
    Ich erzählte ihr, dass ich ihn zufällig in einer Galerie getroffen
und ihn verfolgt hatte und dass er geglaubt hatte, ich sei eine Prostituierte.
Sie musste herzhaft lachen. Wir lachten beide. Es war auch zu komisch.
    »Er weiß ziemlich genau, dass du keine Prostituierte bist. Ich habe
ihn aufgeklärt darüber, was du machst und dass du vergeben bist.«
    »Oh, und ich nehme an, du hast ihm meine Telefonnummer dann auch
nicht gegeben?«
    »Doch, das hab ich«, antwortete Oksana kleinlaut.
    »Ah ja?«
    »Wenn er dir etwas schuldet, muss er es dir zurückgeben. Da stelle
ich mich nicht zwischen euch.«
    Das mit dem Höschen hatte ich ihr natürlich nicht erzählt. Das war
aber genau, was er meinte.
    Es dauerte aber noch, bis er anrief. Es war Tage später, als ich am
Sonntagmorgen am Columbia Flower Market unterwegs war und bereits aus
Verzweiflung und Einsamkeit begann, einem farblosen Kellner in einer Cafébar
nachzustellen, als plötzlich das Telefon klingelte.
    »Guten Morgen, Jo.«
    Ich erkannte seine Stimme sofort. Hitze stieg in mir hoch.
    »Guten Morgen.«
    »Wie geht’s dir?«
    »Danke, gut«, ich räusperte mich.
    »Hast du Zeit auf einen Kaffee?«
    »Ja, ich bin …«
    Er fiel mir ins Wort. »Am Columbia Flower Market?«
    »Ähm, ja?!«
    »Ich bin in der gleichen Cafébar wie du.«
    Ich verrenkte mich in alle Richtungen. Er lächelte am anderen Ende
hinter einer Zeitung hervor, stand auf und kam zu meinem Tisch.
    »Netter Zufall«, sagte ich.
    »Ja«, sagte er. »Ich darf doch?«
    »Klar.«
    Er trug ein weißes Hemd, einen flauschigen cremeweißen Strickpullover
und eine hellblaue, fast farblose Jacke aus fein verarbeitetem Wollstoff. Sein
Haar war lang und wehend, sein Bart stattlich, dicht und sehr gepflegt. Er
wirkte ernsthaft und sehr erwachsen. Nur das kleine Funkeln in seinen Augen
verriet, dass da mehr verborgen war hinter dieser soliden Aufmachung. Ich fühlte
Stolz in mir hochsteigen, nun plötzlich mit diesem prächtigen Exemplar Mann an
meinem Tisch zu sitzen.
    Er blickte mir direkt in die Augen und sagte: »Ich konnte nicht mehr
aufhören, an dich zu denken, nach unserem letzten Treffen.

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