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Atemlose Begierde

Atemlose Begierde

Titel: Atemlose Begierde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabelle Sander
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obwohl er mir für heute Abend eine Überraschung angedroht hatte.
Aber ich wollte mich stellen, Klarheit zwischen ihm und mir schaffen. Ich war
bereit.

9
    Als ich in Islington ankam, stand ein großes
Blumenbouquet auf dem Tisch beim Eingang. Das Haus war durchflutet von
exotischen Essensdüften und warm.
    »Richard lässt sich für heute entschuldigen. Er hatte gestern Abend
seinen heutigen Termin mit seiner Mutter vergessen. Lies das Kärtchen. Er ist
sooo reizend«, sagte Tara.
    »Seine Mutter lebt in Kanada.«
    »Ja, sie scheint auf Besuch zu sein.«
    »Das vergisst er?«
    »Du müsstest doch erleichtert sein?«
    »Nein, bin ich nicht.«
    Ich konnte ihn den ganzen Tag nicht erreichen. Diese Spiele. Er trieb
mich zur Weißglut damit. Gut, dann war es eben vorbei. Ohne Aussprache. Er
verzichtete auf den Kampf.
    Der Abend war nett, die Gäste wundervoll, und Michelle war wieder
genesen und hübsch anzusehen. Tara und John waren bekannt für ihre gelungenen
Essenseinladungen. Rick war auch in seiner Abwesenheit den gesamten Abend bei
mir – wenn ich Michelle anblickte, sah ich ihn, wenn mir Tara zuprostete,
war er da, er nagte an meiner Seele. Oksanas Geschichten heizten mir ein. Ich
vermisste und verabscheute ihn zu gleich großen Teilen. Die lauten Lachsalven
meiner Freunde betäubten mich beinah. Erst als die Kunst wieder zum Thema wurde,
verblasste er. Langsam setzte ich mich wieder zu der Person zusammen, die ich
war: Jo Lindberg aus Berlin. Und dann …
    »Jo Lindberg aus Berlin, du solltest wieder herziehen und hier deine
Streiche spielen. Bin so froh, dass ich dich heute Abend doch noch zu sehen
krieg!«, rief Michelle sehr beschwipst quer über den Tisch. Dann fügte sie
hinzu: »Wisst ihr eigentlich, dass Jo sich neuerdings mit einem Mafioso
rumtreibt?«
    Mein Lächeln gefror auf meinen Lippen. Tara schaute mich an, die
Aufmerksamkeit lag nun ganz auf Michelle. Entsetzt versuchte ich es
abzuschwächen, indem ich über die Kerzen hinweg in ihre Richtung nickte:
»Michelle und ihre Gangsterphantasien … das würdest du wohl gern tun, nicht?«
    Ganz außer sich, rief sie: » Ich hatte das
Vergnügen schon. Erzähl uns wenigstens, wo du ihn kennengelernt hast!«
    Ich schüttelte den Kopf und lachte einfach: »Die Kunst ist voll von
mafiösen Gestalten, einer mehr oder weniger, ist da auch egal.«
    »Meint sie deinen Berliner Galeristen?«, fragte Vinzenz und dröhnte
lautstark. Alle lachten.
    »Michelle, komm mal mit mir, ich will draußen eine rauchen, du doch
auch, oder?«
    »Ja, gib mir eine, aber wir können auch hier drinnen rauchen, nicht,
John?«
    »Klar«, sagte der, sicher selbst gespannt darauf, was noch kommen
würde.
    Sie trieben mich gemeinsam in die Enge, bis ich zwar innerlich
aufgewühlt, aber in betont gelangweiltem Ton sagte: »Ich geh manchmal mit
jemandem zum Essen, den Michelle für einen Mafioso hält.«
    »Ist das der Grund, warum du so gut in deiner Karriere vorankommst?«,
lachte Vinzenz.
    »Ja, genau«, sagte ich.
    »Du gehst mit Richard Wealder nicht nur zum Essen, hab ich gehört!«
Michelle zwinkerte. Jetzt war’s raus, und John sah irritiert in meine Richtung.
Auch die anderen um den Tisch herum spitzten nun ihre Ohren.
    »Richard?«, fragte John erstaunt. »Du gehst mit ihm aus?«
    »Richard Wealder?« Besonders elegant intoniert, warf Sally, die
Assistentin von Taras Galeristen, jetzt ein: »Der ist doch schwul, da würd ich
mir nicht zu viele Hoffnungen machen.«
    Ich konnte mich nur hinter einem Lachen verstecken und sagte: »Eben.
Schade! Deshalb ess ich ab und zu ’ne Pizza mit ihm.«
    Die Leute lachten wieder. Die Konversationen drehten sich nun um die
Undurchschaubarkeit des Kunstbetriebs, die geheimen Drahtzieher hinter den
Kulissen, den Eindruck, dass Künstler für reiche Sammler letztlich nur so was
wie Rennpferde wären. Wilde Verschwörungstheorien wurden geboren, und alle
lachten laut und viel. Wut auf Michelle stieg in mir hoch, und ich stand vom
Tisch auf, um draußen im Garten weiterzurauchen.
    Sie kam dazu und fragte: »Warum machst du so ein Geheimnis
draus?«
    »Hast du ’nen Knall, Michelle?«, fuhr ich sie an. »Was ist in dich
gefahren, woher nimmst du dir heraus, solche Sachen über mich zu
verbreiten?«
    »Wenn’s doch stimmt …«, sagte sie betont langsam. »Es ist
Richard Wealder, du hast es doch eben selbst zugegeben.«
    »Und das musst du ausgerechnet heute rausposaunen, beim Abendessen,
mit all den Klatschtanten da drinnen?«
    »Ist ja

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