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Atevi 1 - Fremdling

Atevi 1 - Fremdling

Titel: Atevi 1 - Fremdling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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diesen Leuten nur daran gelegen, den Aiji über diese verfluchte Pistole stolpern zu lassen. Offenbar war Tabini noch nicht geschlagen, und solange sie nach der Pistole fragten, war ihm nichts anzuhaben.
    Wenn bloß nicht auf diesen anderen Geschichten herumgeritten würde…
    Das wäre auf die Dauer nicht durchzuhalten. Er mußte sich zusammenreißen, kühlen Kopf bewahren. Aber die Gedanken gingen kreuz und quer durcheinander und in alle Richtungen gleichzeitig. Dazu kamen die Schmerzen.
    Sie führten ihn an den Küchenräumen vorbei und den Korridor entlang, durch den er schon einmal gelaufen war, hin zur Treppe, die zu dem von Ilisidi bewohnten Trakt hinaufführte und von der er angenommen hatte, daß sie mit Falldrähten gesichert sei.
    »Banichi!« schrie er aus Leibeskräften, als ihn die Wachen die Treppe hinaufstießen. »Banichi! Jago! Hilfe!« Er schlug mit der Faust um sich und hielt mit der anderen Hand das Geländer gepackt. Doch eine der Wachen zerrte ihn davon los, schlang ihm von hinten die Arme um die Brust und hievte ihn nach oben.
    »Banichi!« brüllte er, bis ihm die Stimme versagte. Hilflos zappelte er in den Armen des Mannes, der ihn hinauftrug in die Halle und durch die Tür in Ilisidis Wohnung, wo es nach Blumen, Holzfeuer und Lampenöl roch.
    Die schwere Tür schlug hinter ihm ins Schloß. Schalldicht. Es hatte keinen Zweck mehr, Widerstand zu leisten. Er atmete tief durch, versuchte, aus eigener Kraft auf den Beinen zu bleiben, und ließ sich führen: über poliertes Parkett und alte Teppiche, vorbei an zierlichen Möbel und Kunstgegenständen von unschätzbarem Wert. Und wie überall auf Malguri so hingen auch hier präparierte Tierköpfe an den Wänden, darunter auch letzte Zeugen von Arten, die längst ausgestorben waren.
    Fenster und Türen waren geöffnet, so daß kühle, regenfrische Luft durch die Zimmerfluchten wehte, die sie entlang gingen, und schließlich gelangten sie in einen nur spärlich beleuchteten Raum, den er als den Empfangssalon der Aiji-Mutter wiedererkannte. Die Tür zum Balkon stand offen.
    Am gedeckten Tisch saß eine dunkle Gestalt mit weißen Strähnen im schwarzen Haar. Die Morgendämmerung war noch nicht angebrochen, und Ilisidi, in einen wärmenden Schal gehüllt, nahm bereits ihr erstes Frühstück ein, was Bren äußerst befremdlich fand, so auch die Art, mit der sie ihn zu sich winkte und aufforderte, auf dem freien Stuhl an ihrer Seite Platz zu nehmen. Ein bitterkalter Windstoß ließ die Ränder der Tischdecke flattern.
    »Guten Morgen, nand’ Paidhi«, sagte sie. »Setzen Sie sich. Was haben Sie bloß für hübsche Haare. Sind die Locken echt?«
    Er ließ sich auf den Stuhl fallen, langte an den Kopf und befingerte den Zopf, der sich zum Teil aufgelöst harte. Die Haare flogen im Wind. Ein Diener schenkte ihm Tee ein, während die Wachen in seinem Rücken Aufstellung nahmen. Ihm war kalt. Wirbelnd stieg Dampf aus der Tasse und verflüchtigte sich im Dunkel. In den tieferen Einschnitten der Gebirgskette zeigte sich ein erster, rötlicher Lichtschein.
    »Jetzt ist Geisterstunde«, sagte Ilisidi. »Glauben Sie an Geister?«
    Bren hatte Mühe, seine Verstandesreste zu mobilisieren.
    »Ich glaube, daß es Undank gibt und Verrat und falsche Versprechen.« Mit zitternder Hand langte er nach der Tasse. Tee schwappte über den Rand und brannte auf den Fingern. Aber er führte die Tasse an die Lippen und nippte daraus. Außer Süße schmeckte er nichts. »Cenedi hat den nicht gebraut. Wie wirkt sich diese Mischung aus?«
    »Mir wurde gesagt, daß Sie Süßes mögen. Hören Sie die Glocke.«
    Ja. Eine Schiffsglocke, wie er auszumachen glaubte, weit draußen auf dem See.
    »Der Wind trägt den Schall herauf«, sagte Ilisidi und zog den Schal enger. »Die Glocke warnt vor Untiefen. Seit unzähligen Jahren. Sie sehen, wir wußten uns schon zu helfen, bevor die Menschen kamen.«
    »Daran zweifle ich nicht. Die Atevi sind sehr erfindungsreich.«
    »Ihre Vorfahren waren also schiffsbrüchig. So heißt es doch, oder? Und ihnen hat keine Glocke geläutet?«
    »Sie sind weit vom Kurs abgekommen und haben sich verirrt«, entgegnete er und nahm einen weiteren Schluck aus der Tasse. Der Wind drang ihm durch Hemd und Hose. Ihn fröstelte. Um nicht noch mehr Tee zu verschütten, beeilte er sich, die Tasse abzusetzen. »Es hat sie in Regionen verschlagen, die zu weit entfernt waren von bekannten Sternen, an denen sie sich hätten orientieren können.«
    »Und in die Nähe

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