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Atevi 1 - Fremdling

Atevi 1 - Fremdling

Titel: Atevi 1 - Fremdling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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sind. Wir wollten immer zurück ins All, Aiji-mai, hatten aber keine Mittel dazu. Und wir wußten wirklich nicht, daß das Schiff noch existiert. Wir haben zweihundert Jahre lang an den Voraussetzungen für eine Rückkehr zur Station gearbeitet. Und ich wiederhole, es war nie unsere Absicht, den Atevi zu schaden; im Gegenteil, wir wollten, daß sie dieselbe Freiheit haben, die wir für uns erstrebten.«
    »Das ist aber nett von Ihnen. Haben Sie gefragt, ob uns daran gelegen ist?«
    »Wir waren wohl zu naiv. Aber wir sahen keine andere Wahl. Der Weg zurück war uns verschlossen. Auf einem Planeten zu landen ist einfacher, als wieder aufzusteigen. Es war unser Entschluß, alles zu tun, um wieder aufsteigen zu können, und wir hofften, daß uns die Atevi begleiten. Wir haben nie vorgehabt, Krieg zu führen; wir wollten den Atevi nichts wegnehmen.«
    »Baji-Naji, nand’ Paidhi. Das Glück hat ein Menschengesicht und sein Bastard, der Zufall, treibt sich saufend und hurend auf Mospheira herum.« Und an die Wachen gewandt: »Laßt ihn gehen, Nadiin. Laßt ihn gehen, wohin er will. Wenn Sie in die Ortschaft möchten, nand’ Paidhi… da ist ein Wagen, der sie runterfährt.«
    Benommen blinzelte er in den Wind, taumelte und drohte, der Länge nach hinzufallen. Die Wachen hielten ihn fest. Sie waren sein ganzer Halt angesichts der neuen Situation.
    Ob er je den Flughafen erreichen würde, war zweifelhaft. Ilisidi hatte ihm lediglich freies Geleit nach Maidingi versprochen. Wenn Sie möchten, klang es ihm in den Ohren nach, und er hörte die implizite Drohung: Wenn Sie den Nerv haben.
    Er schüttelte die Wachen ab und wankte zum Tisch zurück. Zwei Pistolenläufe waren auf ihn gerichtet, als er sich schwindelnd auf den Stuhl fallen ließ.
    »Tabini hat mich hergeschickt«, sagte er. »Aiji-mai, Ihr Enkel wußte offenbar selbst nicht mehr weiter und hat sich von Ihnen Hoffnung versprochen. Darauf will ich mich auch verlassen. Was soll ich tun?«
    Ilisidi starrte ihn an, sekundenlang und ohne mit der Wimper zu zucken. Ihm war so kalt, daß er zu zittern aufhörte. Geduckt kauerte er da und schlang die Arme um die Brust, überzeugt davon, sich endlich einmal richtig entschieden zu haben. Ilisidi hatte ihn zur Flucht ermutigt, doch er glaubte sie inzwischen gut genug zu kennen, um voraussagen zu können, daß sie ihm und den Menschen ein für allemal den Rücken zukehren würde, wenn er sich jetzt aus dem Staub zu machen versuchte.
    Ilisidi sagte schließlich: »Ihnen ist trotz Androhung von Gewalt keine Aussage zu entlocken gewesen, die meinen Enkel belastet hätte. Was kann einem Menschen Man’chi bedeuten?«
    »Alles.« Es fiel ihm wie Schuppen von den Augen. »Es bedeutet, einen festen Standpunkt einzunehmen und zu verstehen, wer man ist. Daß mich Tabini-Aiji hierhergeschickt hat, heißt: Er verläßt sich auf Ihre Beurteilung – meiner Person, der Situation und meiner Nützlichkeit für ihn.«
    Es dauerte eine Weile, bis Ilisidi antwortete. »Ich bin altmodisch. Unpraktisch. Habe keinen Sinn für die moderne Welt. Was könnte mein Enkel von mir wollen?«
    Es schien, als sei das Eis gebrochen. Bren konnte wieder zittern. »Das ist doch offensichtlich. Er weiß Ihre Meinung zu schätzen.«
    Ilisidis Lippen bildeten eine harte, geschwungene Linie. »In Maidingi sind Leute, die nur auf Sie warten – und damit rechnen, ja, von mir verlangen, daß ich Sie ausliefere. Im Unterschied zu meinem Enkel haben sich diese Leute immer schon auf mich verlassen. Daß Sie beschlossen haben, hier zu bleiben, ist klug. Aber was soll ich denen jetzt sagen, Nadi?«
    Sein Zittern wurde heftiger. Er schüttelte den Kopf und versuchte zu antworten, war aber nicht sicher, ob Ilisidi überhaupt eine Antwort wünschte. Die Sonne tauchte in diesem Moment hinter dem Bergrücken auf und warf flammendes Gold über den See.
    »Dem jungen Mann ist kalt«, sagte Ilisidi. »Führen Sie ihn nach drinnen und geben Sie ihm Tee und ein Frühstück. Wer weiß, wann er die nächste Mahlzeit zu sich nehmen kann?«
    Wieso? Was sollte das heißen? Er wollte eine Erklärung, doch Ilisidis Leibwachen hievten ihn bereits vom Stuhl hoch – es waren die, die er kannte, und nicht jene, die ihn in den Keller geschleppt hatten. Die Kälte steckte ihm in Mark und Bein, und er wußte sich kaum zu bewegen. »Ich will auf meine Zimmer«, protestierte er. »Ich will mit Banichi reden. Oder mit Jago.«
    Ilisidi sagte kein Wort. Die Wachen führten ihn, an den Armen gestützt,

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