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Atevi 1 - Fremdling

Atevi 1 - Fremdling

Titel: Atevi 1 - Fremdling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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ließ sich nicht übersetzen, aber für ›Betrug‹ hatten die Atevi vierzehn verschiedene Wörter.
    Er rechnete damit, daß die Wachen wieder hereinkommen würden, vielleicht, um ihn zu erschießen oder aber denen auszuliefern, die nicht mit sich reden ließen. Nein, er war ein zu wichtiger Informant, als daß man ihn an die sogenannte rivalisierende Fraktion abtreten würde. So einfach würde sich die Aiji-Mutter das Heft nicht aus der Hand nehmen lassen. Trotzdem, Bren konnte sich darauf gefaßt machen, daß es nun rauher für ihn werden würde. Cenedi hatte ihn gewarnt: Es gibt Methoden, die bisher jeden zum Reden gebracht haben.
    Er hörte Schritte und Türen gehen. In der Stille, die einsetzte und lange, lange anhielt, malte er sich aus, was ihm bevorstand – in gräßlichen Bildern aus Machimi-Stücken. Nicht weiter drüber nachdenken. Das Atmen tat weh, und die Beine waren kaum noch zu spüren.
    Sehr viel später öffnete sich die Kellertür, und er hörte Schritte auf der steinernen Treppe. Er lauschte angestrengt, atmete flach und flüchtig, sah Schatten in den Vorraum fallen und versuchte, all seinen Verstand zusammenzunehmen. Es mußte möglich sein, dachte er, diese Bande zu beschäftigen, sie hinzuhalten, um für Hanks oder Tabini oder sonst wen Zeit zu schinden, damit sie etwas unternehmen konnten.
    Die Wachen kamen herein – es waren bestimmt Cenedis Leute.
    »Teilen Sie Cenedi mit, daß ich einen Entschluß gefaßt habe«, sagte er geschäftsmäßig, geradeso, als säße er in seinem Büro am Schreibtisch. »Vielleicht können wir uns noch einigen. Ich möchte mich mit ihm unterhalten. Richten Sie das bitte aus.«
    »Das ist nicht unsere Aufgabe«, sagte einer, und in seiner Stimme klang durch, was ihm als Befehl mit auf den Weg gegeben worden war: Tun Sie Ihre Pflicht, und zwar diskret. War es möglich, daß sich Cenedi abwandte und von der Ausführung der angedrohten Methoden keine Kenntnis nehmen wollte? Wohl kaum. Bren schätzte ihn anders ein, nämlich als einen Vorgesetzten, der seine Leute nicht aus den Augen ließ.
    »Es ist wichtig«, drängte Bren. »Sagen Sie ihm, daß ich eine Lösung vorzuschlagen habe.« Bringt mich zu Cenedi!
    Aber die Wachen hatten andere Order. Sie banden ihm die Arme von der Stange und hatten offenbar vor, ihn wegzuschaffen. In ein noch entlegeneres Verlies? Himmel hilf!
    Sie waren zu viert. Lächerlich. Er würde sich kaum auf den Beinen halten, geschweige denn weglaufen können. Als er sich aufzurichten versuchte, packten zwei Männer zu, drehten ihm die Arme auf den Rücken und hievten ihn hoch. Das hätte auch einer geschafft. »Verzeihung«, sagte er, weil ihm mit jedem Schritt zur Tür hin die Knie einknickten. Idiotische Höflichkeit, die ihm in Fleisch und Blut übergegangen war. »Geben Sie Cenedi Bescheid«, sagte er. »Wo führen Sie mich hin?«
    »Nand’ Paidhi, wir sind nicht befugt, Ihnen Antwort zu geben.«
    Sie führten ihn über die Treppe nach oben in den Flur, der auf Cenedis Büro zulief. Bren faßte Hoffnung. Doch die mußte er sogleich wieder aufgeben, als sie an der geschlossenen Tür vorbeigingen. Um so größer wurde sein Grauen vor dem, was ihm bevorstand. Und wer waren diese Männer, wem gehorchten sie? Sinnlose Fragen, die zu nichts führten. Wichtiger war es, daß er sich konzentrierte. Welche Fragen waren ihm gestellt worden, und was würde man sonst noch von ihm wissen wollen? Darauf mußte er sich besinnen. Vielleicht hatte die Sache mit der Pistole gar nicht die Bedeutung, die man ihm einzureden versuchte. Vielleicht wollte man ihm damit nur Angst einjagen und ihn wie beiläufig auf andere Informationen abklopfen, um sich ein Bild davon machen zu können, wieviel er wußte und wie nützlich er war als Informant.
    Verdammt, es gab keine Raketenbasis, jedenfalls hatte er nie davon gehört. In dem Fall mochten sie noch so hartnäckig bohren. Aber was die vielen Lieferungen an Rohstoffen anging… die waren nicht zu leugnen. Schließlich gab es genaue Angaben über die Exporte nach Mospheira. Und die Atevi hatten ihre Lektionen von den Menschen gut gelernt; sie wußten, wozu welches Material verwendet wurde und in welchem Umfang. Herrje, es stand zu befürchten, daß er allzuviel ausplauderte, falls man geschickt fragen und ihm womöglich noch mit gewissen Drogen auf die Sprünge helfen würde. Was hatten ihm seine Vorgesetzten auf Mospheira mehr als einmal gesagt? Geschickt zu lügen will gelernt sein.
    Himmel, hoffentlich war

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