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Atevi 1 - Fremdling

Atevi 1 - Fremdling

Titel: Atevi 1 - Fremdling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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Leben. Er hörte nur den eigenen stockenden Atem und Geraschel von Laub.
    Nichts sonst.
    Keine Bewegung.
    Die anderen konnten doch nicht alle tot sein. Wahrscheinlich hielten sie sich versteckt so wie er. Womöglich wagten auch sie es nicht, sich zu rühren, weil sie dann zu hören und zu entdecken wären. Wer lauerte ihnen da auf? Die wilde, blindwütige Schießerei zeugte von der gleichen groben Gewalt wie der Abwurf der Bomben aus Maschinen, die vom Flughafen Maidingis gestartet waren.
    Ilisidi und Cenedi hatten sich offenbar verkalkuliert. Banichi sollte anscheinend recht behalten. Die Rebellen waren bis hierher vorgedrungen und hielten wahrscheinlich das Flugfeld besetzt, wenn es ein solches überhaupt gab.
    Nichts rührte sich. Entweder war keiner mehr am Leben, oder jeder hielt still und wartete auf eine Regung des anderen.
    Atevi fanden sich im Dunklen besser zurecht als Menschen; das Licht in der Treppengasse reichte ihnen, um sehen zu können.
    Die Hände zur Hilfe nehmend stand Bren vorsichtig auf und schlich so leise wie möglich die Mauer entlang, um festzustellen, daß hier kein Weiterkommen war. Angestrengt überlegte er, was ihm zu tun übrig blieb. Die Suche nach Banichi oder Cenedi würde ihn mit größter Wahrscheinlichkeit dem Feind in die Arme treiben. Ausgeschlossen war auch der Weg zurück in den Wald, denn gewiß hielt der Feind inzwischen das Tor besetzt. Ebenso aussichtslos erschien der Versuch, die Ortschaft Fagioni zu erreichen; Cenedi – oder war es Ilisidi? – hatte gesagt, daß es auch dort nicht mehr sicher wäre, wenn Wigairiin an die Rebellen gefallen sei.
    Er könnte auf eigene Faust über Land fliehen in der vagen Hoffnung, bis zu einer politisch stabilen Grenze vorstoßen zu können, doch wäre er womöglich tagelang unterwegs und liefe Gefahr, sich an falschen Früchten zu vergiften.
    Immerhin, etwas Besseres fiel ihm nicht ein. Es ließ sich für eine Weile ohne Nahrung auskommen, solange Trinkwasser zu finden war. Dieses Risiko würde er zur Not eingehen. Doch wie sollte er es anstellen, unbemerkt von hier zu verschwinden? Atevi sahen auch bei Nacht und hatten ein scharfes Gehör.
    Andererseits, falls Banichi und Jago noch lebten, durfte er hoffen, daß sie ihm zur Hilfe kämen. Die beiden würden bestimmt nach ihm suchen, denn ihm galt ja das Hauptaugenmerk – nicht nur das ihre, sondern auch das der Rebellen.
    Das, worauf es ihm vor allem ankam – der Computer –, war verloren. Nach dem Mann zu suchen, der ihn hatte, kam nicht in Frage; womöglich war er gefallen. Verfluchter Mist, dachte er und schlang unter dem Regencape die Arme um die Brust in vergeblicher Absicht, die Kälte abzuwehren, die vom nassen Boden aufstieg.
    Frierend stand er da, ausweglos und ungeschützt. Hier war er leicht aufzuspüren. Er mußte versuchen, an die Stelle zurückzukehren, wo er Banichi und Jago das letzte Mal gesehen hatte – hinter dem Tor, das jetzt bestimmt von Rebellen bewacht war.
    Im Zweikampf gegen einen Ateva hatte er keine Chance, es sei denn, er bewaffnete sich, mit einem Ziegelstein etwa.
    Falls…
    Da war etwas zu hören. Er kauerte sich hin und hielt den Atem an, bis das Geräusch Sekunden später verstummte.
    Um zu verhindern, daß der Plastikstoff verräterisch raschelte, raffte er das Cape. Dann erhob er sich und schlich auf steifgefrorenen Beinen in den Durchgang zurück, wo der Gardist schlaff an der Wand lehnte. Er vergewisserte sich noch einmal, daß er auch wirklich tot und nicht bloß verwundet war, indem er sein Gesicht berührte. Es war beinkalt.
    Er hatte eine Leiche zur Gesellschaft und eine Mauernische als Unterschlupf, gerade groß genug, um einen Menschen aufzunehmen, und von Ranken überwuchert, durch die er auf die Gasse hinausspähen konnte.
    Es näherten sich schleichende Laute; woher – ob vom oberen oder unteren Teil der Treppengasse – war nicht auszumachen. Bren erstarrte und sah einen Mann auftauchen, einen Mann mit Pistole, ohne Regenumhang, und von Cenedis Männern hatte keiner eine solche Jacke, wie er sie trug.
    Einer von der Gegenseite, mit Sicherheit. Er suchte jeden Winkel ab und kam näher.
    Bren holte tief Luft, schmiegte sich in den Schatten des Mauerausschnitts und versteckte die weißen Hände unter den Armen. Er hörte die Schritte in unmittelbarer Nähe anhalten und ahnte, daß die Patrouille den Toten entdeckt hatte und sich nun daranmachte, ihn zu durchsuchen.
    Himmel, der Gardist war doch bewaffnet gewesen. Daran hatte Bren nicht

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