Atevi 1 - Fremdling
gedacht. Er hörte ein leises Klacken, wagte es nicht, die Augen zu öffnen, bis sich die Patrouille wegbewegte und mit einer Taschenlampe in den kleinen Garten leuchtete, in dem er sich soeben noch aufgehalten hatte. In sich zusammengekauert, versuchte er die zitternden Glieder ruhig zu halten, als der Mann zurückkehrte.
Der Lampenstrahl strich an der gegenüberliegenden Wand entlang, riß aber plötzlich ab, und es war wieder dunkel. Womöglich fürchtete die Patrouille, ein Ziel für Schützen im Hinterhalt zu bieten. Er trat über den Toten hinweg und verschwand auf der Treppe in Richtung Tor.
Zur Säuberung, dachte Bren und rang nach Luft. Er harrte noch eine Weile aus, bis er sich zu hoffen traute, daß die Suchaktion beendet war. Dann kroch er aus dem Versteck hervor, kniete neben dem toten Gardisten nieder und suchte ihn nach Waffen ab.
Das Halfter war leer. Er hielt auch keine Pistole in der Hand.
Verdammt, dachte Bren. Es war ein törichter, vielleicht fataler Fehler gewesen, daß er nicht daran gedacht hatte, die Waffe des Toten an sich zu nehmen, und statt dessen – wiederum irrigerweise – blindlings in einen Garten geflohen war, der keinen Ausweg bot. Die Gegenseite tat das Richtige, er machte alles falsch. Er hatte bislang nur das Glück gehabt, nicht erwischt worden zu sein.
Er wußte nicht wohin, zumal er den Ort nicht kannte; er kannte nur den Weg zurück, und der war ihm verschlossen.
Er stand auf und schlich an den Rand zur Treppe vor, sprang aber aufgeschreckt zurück in sein Versteck, als Stimmen in der Gasse laut wurden.
Kam da die Patrouille mit Verstärkung zurück? Und Bren fragte sich, was ein Profi wie Banichi nun an seiner Stelle tun würde. In entgegengesetzter Richtung davonzuschleichen wagte er nicht, und so blieb ihm nur eins: geduldig ausharren, stillhalten im Versteck, das ja schon einmal übersehen worden war. Sie hatten keine Nachtsichtgeräte; Mospheira hielt die Infrarot-Technik unter Verschluß, weil zu fürchten war, daß die Atevi sie zur Aufrüstung einsetzen würden. Sie hatten auch keine dressierten Tiere mit Spürsinn, abgesehen von den Mecheiti, und es war nur zu hoffen, daß sie nicht zum Aufgebot der Rebellen gehörten. Bren hatte mitansehen müssen, wozu diese Bestien imstande waren.
Er hörte die Patrouille die Treppengasse herunterkommen und den Toten im Eingang zur Seite wälzen. Es waren zwei Männer, von denen einer nun einen Blick in den Garten warf. Als er zurückkehrte, unterhielten sich die beiden mit gedämpften Stimmen. Bren hörte nur ein paar Wortfetzen, denen zu entnehmen war, daß sie die Zahl der gefallenen Gegner zählten und zu dem Ergebnis kamen, daß mindestens drei Männer tot seien.
Dann zogen sie weiter, nach unten, dem Tor entgegen.
Von dort tönte wenig später Lärm und eine laute Stimme im Befehlston, worauf es wieder still wurde.
Anscheinend hatten sich die Rebellen am Stadttor verschanzt. Dort nach Überlebenden der Gruppe um Ilisidi zu suchen, erübrigte sich also. Die Rebellen hatten ihre Kräfte zusammengezogen, um den Fluchtweg zu versperren und, wie zu vermuten war, bei Tagesanbruch die Säuberungsaktion fortzusetzen.
Er spähte durch den Vorhang aus Gestrüpp, das von der Mauer herabrankte, schlich dann gebückt auf den Gehweg hinaus und eilte die Treppe hinauf, auf der Suche nach einem anderen Versteck.
Nach wenigen Schritten tauchte er in einer Seitengasse unter, wo er Ausschau hielt nach einem geeigneten Unterschlupf, der auch bei Tageslicht im Verborgenen bliebe.
Er folgte dem Pflasterweg um zwei Kehren und fürchtete schon, abermals in eine Sackgasse geraten zu sein, als sich vor ihm freies Gelände auftat. Er schaute auf ein planiertes Feld, sah blaue Lichter und ein großes Gebäude, auf einer kleinen Anhöhe gelegen und von einer Mauer umgeben. Aus den Fenstern schimmerte weißes Licht.
Das Flugfeld. Er entdeckte den Jet am Ende der Piste, unbeleuchtet, stumm die Turbinen.
Ilisidi hatte also doch nicht gelogen. Da war ein Flugzeug, und es wartete auf sie. Aber die Feinde hatten den Fluchtplan durchkreuzt und Wigairiin eingenommen, wie von Banichi vorhergesehen. Niemand hatte auf ihn hören wollen, und jetzt waren sie hier und steckten in auswegloser Klemme.
Tabini werde gegen die Rebellen vorrücken, hatte Banichi gesagt. Doch da war das Schiff am Himmel, und Tabini konnte nicht mit Mospheira sprechen, es sei denn, man schickte ihm Hanks. Aber Hanks, verdammt noch mal, war keine Hilfe. Daß sich der Bund
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