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Atevi 1 - Fremdling

Atevi 1 - Fremdling

Titel: Atevi 1 - Fremdling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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hatte, in die Nacht hinausposaunen.
    Sollte er sich unter irgendeinem Vorwand seine Sachen zurückholen?
    Er mußte es versuchen, eilte, so schnell er konnte, den Hang hinauf.
    »Nadi«, keuchte er außer Atem.
    Doch als er den Mann erreichte, sah er gleich hinter der Kuppe den versprochenen Wall. Ein uraltes Stadttor öffnete sich vor einer von Sternen beleuchteten, grasüberwucherten Straße.
    Wigairiin war erreicht.
     
     
     

XV
     
    Schwarz ragte die Mauer auf. Es schien, als ließe sich das schwere Tor in den verrosteten Angeln nie mehr bewegen.
    Die Schatten von Ilisidi und Cenedi traten als erste hindurch, auf einen Vorplatz aus Unkraut und gepflasterten Steinen. Auf die alten Gebäude im Hintergrund führte eine Straße zu, die Bren an die prächtig angelegte Zufahrt zum Bu-javid erinnerte und vielleicht wie diese aus vor-ragischer Zeit stammte.
    Banichi und Jago hingen weit zurück. Vorn gab Ilisidi das Tempo an, und das war überraschend schnell für eine so alte Frau, die nicht mehr ohne Stock auskam.
    Bren zupfte den Mann am Ärmel, der seine Taschen trug. »Die kann ich jetzt wieder nehmen, Nadi«, sagte er und versuchte, ihm die Gepäckstücke von der Schulter zu nehmen, wie der es bei ihm getan hatte. »So schwer sind sie nun auch wieder nicht, und außerdem brauche ich was von meinen Sachen.«
    »Dafür haben wir jetzt keine Zeit«, antwortete der Mann. »Bleiben Sie dicht hinter uns. Bitte.«
    Verdammt! Bren geriet auf holprigem Pflaster ins Straucheln, was ihn zusätzlich zu seiner Verzweiflung auch noch wütend machte. Er rief sich zur Vernunft, dachte: dranbleiben, kein Aufhebens machen und warten, bis sie die Maschine bestiegen, dort die Taschen reklamieren unter dem Vorwand, Medizin gegen die Flugkrankheit nehmen zu müssen, um dann das Gepäck unterm Sitz verschwinden zu lassen – so vorzugehen kam ihm jetzt in den Sinn, während er sich mühsam und unter Schmerzen voranschleppte.
    Zwischen Häusern, die wie verlassen dastanden, stiegen sie über eine langgezogene, grasbewachsene Treppengasse aufwärts. Ilisidis Schritte wurden langsamer, bis schließlich einer der Gardisten zur Hilfe kam und sie auf den Armen weitertrug.
    Bren blieb stehen und schaute sich nach Banichi um. Doch kaum hatte er ihn entdeckt, ergriff eine Wache seinen Arm, zog ihn mit sich und sagte: »Wir dürfen keine Zeit verlieren, nand’ Paidhi. Brauchen Sie Hilfe?«
    »Nein«, antwortete Bren. Kümmern Sie sich lieber um Banichi, wollte er gerade sagen, als ein Schuß krachte. Der Mann an seiner Seite taumelte, von einer Kugel getroffen, zurück und riß ihn mit sich in die Deckung eines engen Durchgangs. Es schien nun aus allen Winkeln des Viertels geschossen zu werden. Das Krachen hallte von den Mauern wider; Querschläger schwirrten umher.
    »Wir müssen hier weg!« schrie er, doch der Mann neben ihm sackte erschlaffend zu Boden. Im Dunklen ertastete Bren einen blutnassen Fleck, suchte vergeblich nach einem Lebenszeichen. Am ganzen Leib zitternd, spähte er um die Hauskante und sah Banichi und Jago am unteren Rand der Treppe, unter Beschuß, der unvermindert anhielt.
    Mit Blick zurück glaubte er erkennen zu können, daß der Durchgang, der ihm Deckung bot, in einen verwilderten Garten führte, raus aus unmittelbarer Gefahr.
    Er zog seine Beine unter dem Toten weg, rückte ihn in einer unnützen Anwandlung so zurecht, daß er aufrecht mit dem Rücken an der Wand lehnte und tastete sich daran entlang in Richtung Garten, voller Angst, weil er nicht wußte, wo Ilisidi und Cenedi waren oder ob es Tabinis Männer waren, die auf sie schossen, oder, was wahrscheinlicher war, die Rebellen.
    Der Garten lag an einem Hang, und schon nach wenigen tappenden Schritten gelangte er an eine Mauer, vor der moderndes Laub angehäuft war und die, wie es schien, das Grundstück umringte.
    Das Feuer wurde endlich eingestellt. Er sank vor der Mauer in die Hocke, lauschte bei angehaltenem Atem und versuchte, das Zittern der Glieder zu unterdrücken.
    Es war nun so still, daß er das Rascheln der Blätter im Wind hörte.
    Wo bin ich hier? fragte er sich. Außer Gesträuch und Ruinen ringsum war nichts zu erkennen. Er starrte zurück in den Durchgang zur Treppe und lauschte angespannt. Warum hatten Cenedi und Ilisidi ausgerechnet diesen Ort als Zuflucht gewählt? Wußten sie, daß er ausgestorben war und nur noch aus Trümmern bestand? Was wußten Banichi und Jago? Ihm war, als sei er in ein tiefes Loch gefallen, abgeschnitten von allem

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