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Atevi 1 - Fremdling

Atevi 1 - Fremdling

Titel: Atevi 1 - Fremdling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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noch Grautöne vor Augen. Aus eigener Kraft kam er nicht mehr weiter.
    Der Fremde trug ihn an einen dunklen Ort, legte ihn zu Boden und beugte sich keuchend tief über ihn. Ian protestierte nicht; er rang nach Luft und hatte nur den einen Wunsch, am Leben zu bleiben.
     
     
     

V
     
    »Allein mit diesem Wesen«, wiederholte Patton Bretano verzweifelt, das Empfangsteil in der Hand, und Pardino, der unten in der Bodenstation saß, berichtete weiter, daß Ians Radio in Betrieb sei und daß sie ihn nach wie vor hören konnten. Man erwarte jetzt, sagte er, eine Entscheidung von oben.
    Patton Bretano hörte zu und fragte sich, warum es ausgerechnet seinen Sohn getroffen hatte. Warum war er nur so unvorsichtig gewesen und ohne Begleitung losgezogen? Warum hatte er nicht Reißaus genommen, statt dem Fremden zu folgen? Patton fürchtete die Antwort zu kennen.
    Doch daß Ian das Projekt mutwillig gefährdete, war ihm nicht zu unterstellen. Ausgeschlossen. Pardino sagte, er habe sich am Rand des Sperrbezirks aufgehalten, innerhalb jener Grenzen, die das Forschungsterrain absteckten, und das sei flächenmäßig nicht sehr groß, aber immerhin so groß, daß es noch Jahre dauern würde, bis darin alles untersucht wäre. Oder bis man sie von außen unter die Lupe nähme. Womöglich war er jetzt Versuchsobjekt der Einheimischen und denen schutzlos ausgeliefert. Immerhin hatte er, wie Pardino sagte, das Radio eingeschaltet, was hoffen ließ, daß die Kollegen ihn bald würden befreien können.
    Wie soll ich das bloß Joy beibringen? schoß es ihm durch den Kopf, und diese Frage durchkreuzte alle vernünftigeren Gedanken. Er verfluchte den Sohn für dessen Unachtsamkeit und war als Vater geneigt, dem erstbesten Impuls nachzugeben, der darauf drängte, ein Suchkommando zusammenstellen zu lassen, ohne Rücksicht auf die Risiken eines solchen Unternehmens. Und ohne Rücksicht darauf, wie sich ein solches Unternehmen vor der Gilde rechtfertigen ließ. Als Fürsprecher der Landung und politisch Verantwortlicher war ihm natürlich von Anfang an klargewesen, daß sich seine Leute in dieser fremden Welt großen Gefahren aussetzen würden, und es waren etliche Maßnahmen ergriffen worden, um diese Gefahren möglichst gering zu halten. Die elektronisch abgesicherte Sperrzone und alle anderen Schutzvorkehrungen hatten sich bis jetzt bewährt. In all den Monaten war es nie zu einem Zwischenfall gekommen. Nur darum hatte sich Patton schließlich von seinem Sohn breitschlagen lassen, ihm zu erlauben, mit dem zweiten Team nach unten zu fliegen.
    »Pat«, rief Pardino. »Pat, bist du noch da?«
    »Ja«, antwortete er und dachte: Gott beschütze uns; jetzt ist geschehen, was immer zu befürchten war, und mein Sohn…
    »Die Kollegen sind einstimmig der Meinung, daß wir vorläufig von einer Verfolgung absehen sollten«, sagte Pardino. »Wir sind nicht in der Lage…«
    »Ich will mithören, was ihr über Ians Radio empfangt.« Seine Stimme zitterte, und er spürte, wie ihm die Nerven durchzubrennen drohten. Pardinos Geschwätz interessierte ihn nicht. Er wollte seinen Sohn hören, sich mit eigenen Ohren davon überzeugen, daß es ihm gut ging, und so setzte er alle Hoffnung auf das eingeschaltete Radio. Es war ihm egal, wie die Gilde reagieren würde, egal, daß sich die Nachricht bald in der ganzen Station rumgesprochen haben würde. Nur, wie sollte er Joy beibringen, was passiert war, und was würde er als offizielle Erklärung vortragen können?
    Er mußte Stellung beziehen und der Gilde zuvorkommen. Denn der Pilotenverband würde es sich nicht entgehen lassen, den Vorfall zum Anlaß zu nehmen, um vor der Ratsversammlung wieder einmal Front zu machen gegen sein Unternehmen und die Hoffnungen, die damit verknüpft waren. Herrje, ausgerechnet sein Sohn brachte nun den ganzen Plan ins Wanken.
    Natürlich war ihm und dem Komitee klar gewesen, daß es früher oder später zu einer Konfrontation mit den Einheimischen kommen würde. Darum hatten sie die Insel als Landeplatz ausgesucht, denn dort lebte allem Anschein nach ein rückständiges Volk, von denen weniger Widerstand zu erwarten war als von technisch und politisch weiter entwickelten Gruppen. Wie auch immer, daß ausgerechnet Ian nun als erster mit den Fremden in Kontakt geraten war, behagte Patton ganz und gar nicht.
    Pardino sagte, daß eine Verbindung auf Kanal B hergestellt sei. Patton zweifelte keinen Augenblick daran, daß die Gilde den Funkverkehr überwachte und jedes Wort, das

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