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Atevi 1 - Fremdling

Atevi 1 - Fremdling

Titel: Atevi 1 - Fremdling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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schnell, innerhalb von nur zwei Monaten, allergisch reagierte. Die Ärzte meinten, daß sich solche Reaktionen normalerweise erst sehr viel später einstellten. Aber mit Bestimmtheit konnten sie nichts sagen. Schließlich waren nie zuvor Mitglieder einer seit hundertfünfzig Jahren genetisch isolierten und extrem strahlenbelasteten Menschengruppe auf die Oberfläche einer fremden Welt geraten. Jedenfalls stand davon nichts in den Archiven.
    Wunderbar, sagte Estevez.
    Sie zogen los, um ihre Schablonen zur Zählung des Artenbestandes auszulegen und um noch mehr Proben zu sammeln, Muster von Grassorten, Samen- oder Sporenpflanzen. Die Ärzte hielten manche dieser Proben Estevez unter die Nase oder klebten sie ihm auf die Haut. Sie ließen Klebebänder im Wind baumeln, um anschließend zu untersuchen, welche schwebenden Teile daran hängengeblieben waren. Sie nahmen Filterschnipsel der Atemmaske unter die Lupe, denn ursprünglich war man davon ausgegangen, daß das, worauf Estevez allergisch reagierte, in der Luft herumschwirrte. Jetzt verfolgten sie außerdem eine neue Theorie und suchten im Boden und faulenden Gras nach Schimmelpilzen.
    Zusätzlich zu ihren üblichen Tests machten sie also nun Bodenproben und weiteten das abgemessene, in Planquadrate unterteilte Versuchsfeld um eine unsterilisierte Fläche aus. Alle hundert Meter steckte er ein Plastikrohr bis unter die Wurzeln der Gräser und steckte jeweils einen der blauen Indikatoren hinein, um diese auf dem Rückweg alle wieder mitzunehmen. Auf der langen Steigung nach Osten, hin zur aufgehenden Sonne, wurden ihm die Beine schwer; er mußte immer wieder stehenbleiben und nach Luft schnappen.
    Tags zuvor hatte er auf dem Osthügel andere Farben gesehen, Farben einer Pflanze, die anscheinend Blüten ausbildete, um ihr genetisches Material zur Fortpflanzung bereitzustellen, so wie es die Gräser taten und vergleichbar mit der Bestäubung im irdischen Ökosystem.
    Es war demnach davon auszugehen, daß etwas in die Luft entlassen wurde, das sich als Pollen bezeichnen ließ. Das Komitee war sich auch in der Frage noch uneins. Quasi-Pollen oder Quasi-Sporen von Quasi-Pflan-zen – solche Spitzfindigkeiten konnten Estevez nicht weiterhelfen. Zugegeben, die Reproduktion der breitblättrigen Gräser war noch nicht hinreichend geklärt, und vielleicht bestand wirklich Anlaß zur taxonomischen Differenzierung, aber für Ian sahen diese Pflanzen aus wie jene Blumen, die, aus Erdsamen gezogen, im Erdherbarium der Raumstation wuchsen; sie waren rotviolett und deutlich unterschieden von allem, was sie bisher in dieser Gegend hatten wachsen sehen.
    Und als er sich ihnen näherte, strömte ihm ein süßer, angenehmer Duft entgegen. Er bestieg den Hügel und rupfte ein vollständiges Exemplar dieser Pflanze aus dem Boden.
    Er packte das Muster ein in der Hoffnung, Estevez damit dienen zu können, legte dann seine Rasterschablone auf den Boden, nahm den Recorder zur Hand und fing an, jene Gräser zu zählen, deren Ähren im Durchschnitt 136 Gramm wogen und nach Meinung von Lawton allem Anschein nach künstlich selektiert worden waren. Wahrscheinlich handelte es sich um wilde Ableger einer kultivierten Getreideart, und was für die Einheimischen nahrhaft war, könnte womöglich auch für Menschen eßbar sein.
    Und das wiederum würde bedeuten…
    Vom Basislager her war plötzlich das Heulen der Sirene zu hören. Ian erschrak und schaute sich um. Wahrscheinlich, so dachte er, hatte einer der Kollegen das Sperrgebiet überschritten und den Grenzalarm ausgelöst.
    In der Nähe raschelte es im Gras.
    Am Boden kniend, fuhr er herum und sah sich einem Paar brauner, verstaubter Stiefel gegenüber, dem Saum eines braunen, knielangen Mantels mit langer Knopfreihe, einer dunkelhäutigen Gestalt, die aus seiner Perspektive riesenhaft erschien.
    Ian konnte sich nicht rühren. Er hörte den Alarm in der Ferne und registrierte mit Schrecken, daß die Sirene Gefahr meldete. Und Ursache dafür war gewiß dieser… Mann, dieses Wesen, das sich herangeschlichen hatte und auf ihn zugetreten war.
    Unmißverständlich deutete ihm dieser Einheimische einmal, zweimal an, daß er sich vom Boden erheben möge. Kein Zweifel, dieses Wesen war intelligent und zivilisiert. Sein schwarzes Gesicht war durchaus menschenähnlich und wirkte ansehnlich in seinen scharfen, kantigen Zügen.
    Es wiederholte seine Geste zum dritten Mal. Ian wähnte sich nicht unmittelbar bedroht und stand auf. Der Fremde war beeindruckend

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