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Atevi 1 - Fremdling

Atevi 1 - Fremdling

Titel: Atevi 1 - Fremdling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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und schlürfte daraus. Zu trinken schien ihm gut zu tun.
    Der würgende Husten ließ nach. Und wieder murmelte der Mondmann vor sich hin. Seltsam…
    Aber ein ganz und gar nicht häßliches oder gar furchterregendes Wesen, befand Manadgi. Allerdings bot das blutverschmierte, bleiche Gesicht einen erschreckenden Anblick, und die Fremdartigkeit ließ Manadgi davor zurückscheuen, ihn zu berühren. Es war ihm sogar unangenehm, die Feldflasche aus seiner Hand zurückzunehmen. Doch es tat ihm leid, daß sich der Mondmann so sehr quälen mußte, weil er, Manadgi, nicht bedacht hatte, wie kränklich er war.
    Dennoch, so wie die Dinge standen, hatten seine Gefährten diese Maschinenmonster auf den Weg gebracht.
    »Steh auf!« sagte er in denselben Worten wie zuvor. »Steh auf!«
    Der Mondmann zeigte sich sofort bereit, der Aufforderung zu folgen, schien also verstanden zu haben. Die Flasche unter den Arm geklemmt, so, als wollte er sie nicht mehr hergeben, mühte er sich aufzustehen. Und während sie weitermarschierten, plapperte er wieder vor sich hin mit dünner, kläglicher Stimme.
    Sie hatten den umgestürzten Großmutter-Felsen passiert und das Gelände verlassen, das von den Maschinen aufgewühlt worden war. Ringsum wogte hohes Knäuelgras. Weiter unten strömte, wie sich Manadgi erinnerte, ein Bach durch eine tiefe Felsrinne, deren Ränder dicht bewachsen waren mit Farnkraut. Dort wollte er hin; am kühlen, klaren Wasser ließ sich Rast machen, und es war ein geschützter Ort, sicher vor den Uhrwerkmaschinen.
    »Gib acht!« warnte er das Mondwesen, langte nach ihm und bekam den blauen Ärmel zu packen. Es fuhr mit dem Kopf herum, wandte ihm das bleiche, blutverschmierte Gesicht zu und war sichtlich erschrocken. Und zurückweichend, trat es über den Rand hinaus, tauchte im Farn unter und stürzte.
    Es gab keinen Laut von sich, kugelte die steil abfallende Böschung hinunter und kam, zur Hälfte im Wasser eingetaucht, am Uferrand zu liegen.
    Es lag da und rührte sich nicht. Womöglich hatte es sich ernstlich verletzt. Manadgi befürchtete das Schlimmste, nicht nur für den Fremden, sondern vor allem auch für sich und die seinen. Das Unglück schien unaufhaltsam über sie alle hereinzubrechen. Er wagte es nicht, den Fremden zu berühren. Doch was blieb ihm anderes übrig? Hier war er auf sich allein gestellt und ohne Aussicht auf Hilfe.
    Also zog er ihn an den Schultern aus dem Wasser. Der Mondmann starrte ihm aus offenen Augen entgegen, benommen und entgeistert. Es schien, als habe er sich gänzlich verloren.
    Manadgi kniete nieder und wusch ihm Gesicht und Hals. Als ein böses Omen sah er an, wie sich das klare Wasser mit Blut mischte. Ihm war jetzt bewußt, daß er den Fremden zu weit getrieben, ihm zu viel abverlangt hatte. Er schien restlos verausgabt zu sein, war nicht einmal mehr in der Lage zu protestieren.
    Ein tapferes Wesen, dachte Manadgi; und so friedfertig, so willfährig. Erleichtert nahm er zur Kenntnis, daß es sich langsam erholte und allem Anschein nach doch nicht ernstlich verletzt war. Es schaute ihn an, als rechnete es damit, wieder aufstehen und weitermarschieren zu müssen. Und ihm war auch jetzt kein Widerstand anzumerken; sein Blick schien allenfalls erfragen zu wollen, wer er, Manadgi, sei, was er vorhabe und wohin er ihn führen wolle. Würde nicht jedes vernünftige Wesen solche Fragen stellen? Das war doch nur allzu verständlich.
    Um so unverständlicher erschien Manadgi, daß es ihm bereitwillig gefolgt war, anstatt in seiner seltsamen Behausung Zuflucht zu suchen, daß es sich überhaupt allein auf den Hügel hinausgewagt hatte, nur um Grashalme zu zählen.
    Vielleicht hatte es das Glück auf seiner Seite; womöglich wußte es um diese Gunst, was erklären würde, warum es sich so schicksalergeben verhielt.
    Wenn dem so war, durfte auch er, Manadgi, hoffen, begünstigt zu sein, solange er dieses Wesen schonte und dessen Glück nicht fahrlässig herausforderte.
    Er streckte die Hand aus, um es zu berühren, und sprach mit ruhiger Stimme: »Ruh dich aus, erhol dich. Es ist alles gut. Komm, trink.« Er ging davon aus, daß es auch normales Wasser zu sich nehmen konnte und nicht auf irgendwelche Äthersubstanzen angewiesen war. Mit der Hand schöpfte er Wasser aus dem Bach, trank daraus und sagte in deutlicher Artikulation: »Trinken.« Der Mondmann wiederholte das Wort, kleinlaut und schwach, wie er war.
    Die Angst wich aus seinem Blick; statt dessen zeigte sich Neugierde, ja sogar eine

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