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Atevi 1 - Fremdling

Atevi 1 - Fremdling

Titel: Atevi 1 - Fremdling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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der Tür in Bereitschaft hielt.
    Bren glaubte, das Frühstück sei beendet, und erhob sich, doch Ilisidi deutete in Richtung der Terrassentreppe.
    »Kommen Sie mit!« sagte Ilisidi.
    Darauf war Bren nicht gefaßt gewesen. »Ich bitte um Verzeihung, aber die Sicherheit verbietet mir…«
    »Verbietet? Unerhört! Hat da mein Enkel irgendwas verfügt, hinter meinem Rücken?«
    »Nein, nichts dergleichen, bitte glauben Sie mir.«
    »Na, dann sollen Ihre vorzüglichen Wachen doch mal beweisen, wie gut sie sind.« Sie rückte ihren Stuhl zurück. Cenedi eilte herbei und reichte ihr den Krückstock. »Kommen Sie. Ich zeige Ihnen den Rest von Malguri. Es wird Ihnen gefallen.«
    Was sollte er bloß tun? Die Alte war ihm nicht feindlich gesinnt. So hoffte er jedenfalls, und er wollte sie sich auch nicht zur Feindin machen. Tabini, verdammt, hatte ihn hierher unter das Dach seiner Großmutter verschickt. Banichi war wegen der Einladung verärgert, die er, Bren, ohne Rücksprache mit ihm angenommen hatte. Und jetzt blieb dem Paidhi keine Wahl, es sei denn, er sank stöhnend zu Boden und markierte auf krank – was ihm der ohnehin schon gebeutelte Koch krumm nehmen könnte.
    Der Alten zu folgen war gewiß unverfänglicher. Banichi würde ihm wahrscheinlich nichts anderes raten. Also ging er mit Ilisidi, angeführt von Cenedi und gefolgt von vier Leibwachen, treppab über eine zweite und dritte Terrasse hinunter in einen gepflasterten, von Mauern umringten Hof und weiter durch eine Art Zwinger in den rückwärtigen Bereich der Burganlage.
    Je weiter sie sich vom Ausgangspunkt entfernten, desto mulmiger wurde ihm. Banichi und Jago werden mich steinigen, dachte er.
    Sie bewegten sich auf eine Pforte zu, gegen die von der anderen Seite gehämmert wurde, wie es schien. Als Cenedi einen der beiden Flügel öffnete, wurde ein wildes Kreischen laut, das Bren aus Machimi-Spielen kannte, aus so unmittelbarer Nähe aber noch nie gehört hatte.
    Ein Mecheita, dachte er bestürzt. Die Äquivalentiker auf Mospheira würden sagen: Pferd.
    Aber mit einem Pferd war dieses dunkle und mit langen Hauern bewehrte Ungetüm kaum zu vergleichen, abgesehen von dem Umstand, daß es von den Atevi als Reit- und Zugtier benutzt wurde. Es wehrte sich gegen den Zugriff der Diener, warf den Kopf hin und her und drohte dabei mit seinen furchterregenden Stoßzähnen, die durch Goldkappen an den Spitzen entschärft worden waren. Glitzernde Perlen steckten in Zaumzeug und Mähne.
    Bren hielt sich zurück, doch Ilisidi ging an Cenedi vorbei in den Stall, gefolgt von ihren Wachen, deren Anzahl unterwegs auf sieben angewachsen war. Bren versuchte sich klarzumachen, daß seine Furcht unangemessen war, doch als er sich ein Herz faßte und auf die Pforte zutrat, wurde ihm wieder einmal mit aller Deutlichkeit bewußt, wie klein und schutzlos er war in dieser atevisch dimensionierten Welt, zumal er nun den Eindruck hatte, um Jahrhunderte zurückversetzt zu sein, angesichts der Alten, die ihm, obwohl hinfällig und kurz vor dem Sterben, an Mut und Kraft bei weitem überlegen war und von der gleichen unheimlichen Dunkelheit wie dieses erschreckende Tier, dem sie ihre knöcherne Hand entgegenstreckte.
    Er sah, wie das Mecheita den riesigen Kopf senkte, der Alten aus der Hand fraß und dann mit den Lippen nach ihren Fingern schnappte, verspielt, wie es schien, und vorsichtig auf jede Bewegung der Alten reagierend, mit einer Sensibilität, die ihm Bren nicht zugetraut hatte. Er fühlte sich genarrt und in seinem Schrecken vor diesem scheinbar wilden, aber im Grunde zahmen Tier veralbert.
    »Kommen Sie näher«, sagte Ilisidi und klopfte mit der Hand auf die Kruppe des Mecheita.
    Bren kannte das Spiel. Es war nicht das erste Mal, daß seine atevischen Gastgeber versuchten, ihn der Lächerlichkeit preiszugeben. Sei’s drum, dachte er bei sich und trat mit pochendem Herzen herbei. Die Alte würde ihn schon zurückhalten, wenn er tatsächlich in Gefahr geriete, räsonierte er und langte zögernd mit der Hand aus.
    Neugierig reckte das Tier den Hals – und schreckte zurück, nicht weniger nervös als Bren.
    »Nur zu«, sagte Ilisidi. »Keine Angst, Paidhi. Er hat schon lange keine Finger mehr gefressen.«
    Bren holte tief Luft und streckte erneut die Hand aus. Vorsichtig näherte sich das Tier. Schnuppernd gingen die Nüstern auf und zu, und Bren erinnerte sich gelesen zu haben, daß Mecheiti über einen ausgeprägten Geruchssinn verfügten. Der Tierkopf war so lang wie sein Arm

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