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Atevi 1 - Fremdling

Atevi 1 - Fremdling

Titel: Atevi 1 - Fremdling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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Bedenkenlosigkeit schien in der Familie zu liegen, auch Tabini hatte einen Hang dazu. Dennoch und trotz der Versicherung Cenedis, daß er nichts zu befürchten habe, beschlich Bren das ungute Gefühl, daß seine Feinde selbst hier in seiner Zuflucht auf ihn lauerten, daß er womöglich bereits mitten unter ihnen war.
    Aber Banichi hätte, wenn dies tatsächlich der Fall wäre, längst Gefahr gewittert. Er schien Cenedi voll und ganz zu vertrauen, und Cenedi hatte ihm, Bren, Sicherheit garantiert.
    Plötzlich und für Bren völlig überraschend senkte Nokhada den Kopf, um das Geläuf zu beschnüffeln. Bren fand, daß sie sich einen denkbar ungünstigen Moment dafür ausgesucht hatte, und zerrte an den Zügeln. Das Tier blieb kurz stehen, beleidigt, wie es schien, schritt aber dann wieder voran, die Nüstern am Boden.
    »Sie hat eine Fährte aufgenommen«, sagte Cenedi. Sein Mecheita schnupperte ebenfalls in der Spur, so auch Babs weiter vorn. »Lassen Sie sie gewähren, nand’ Paidhi. Sie tut es Babs gleich, und der hat die Führung.«
    »Was soll das heißen?«
    »Er ist Mecheit’-Aiji«, antwortete er. Bren erinnerte sich an Fernsehsendungen über die Jagd, an den sagenhaften Spürsinn der Mecheiti in der Verfolgung entflohener Vier- oder Zweibeiner. Er erinnerte sich daran, von Babs und auch von Nokhada beschnüffelt worden zu sein, und dachte beklommen: Das hier ist kein Fernsehfilm, kein gestellter Vorgang.
    Und ihm wurde bewußt, daß er das verfluchte Mecheita, auf dem er saß, durch nichts davon abhalten konnte, Ilisidi zu folgen, egal wohin sie Lust hatte zu reiten.
    Babs hob den Schweif und rannte plötzlich drauflos, vom Pfad ab und quer über den Hang nach oben. Wie auf Kommando sprengten Nokhada, Cenedis Reittier und all die anderen hinterdrein, als säße ihnen der Teufel im Nacken. Nokhada war besonders schnell auf den Beinen; sie ließ Cenedi und den Rest hinter sich zurück. Bren war hilflos; ihm blieb nichts anderes übrig, als sich krampfhaft an den Sattelringen festzuhalten.
    Weiter vorn klaffte eine tiefe Rinne, aus der sich Schlamm gelöst hatte und ins Tal gerutscht war. Babs hielt unbeirrt auf den Graben zu und setzte mit vollem Schwung darüber hinweg.
    Mein Gott, dachte Bren und sah sich im Geiste schon blutend am Boden liegen, von den nachfolgenden Mecheiti überrannt. Er duckte sich, hielt mit aller Kraft an den Ringen fest und setzte all seine Hoffnung darin, daß er als Mensch nur eine geringe Last für Nokhada sei. Mit stampfenden Hufen rannte sie quer über den Hang – sie würde es schaffen, keine Frage. Er spürte, wie die Hinterläufe Tritt faßten, wie sich die Schultern aufbäumten.
    Und dann hatte er den Eindruck zu schweben. Instinktiv warf er den Oberkörper zurück, um gleich darauf wieder nach vorn geschleudert zu werden, so ruckartig, daß er wuchtig mit dem Gesicht in Nokhadas Nacken prallte.
    Nokhada hatte wieder festen Boden unter den Läufen, die ihr rhythmisches Stampfen fortsetzten. Etwas weiter vorn sah er den dunkeln Rumpf von Babs in fliegendem Galopp nach links ausscheren und dann wieder nach rechts; er verfolgte etwas, das braun und weiß dicht vor ihm herrannte. Nokhada sprengte geradeaus, den übrigen Mecheiti voran, die donnernd den Boden erbeben ließen.
    Ein Schuß krachte, abgefeuert von Ilisidi. Das, worauf sie angelegt hatte, rollte und rutschte Staub aufwirbelnd den Hang hinab.
    Babs blieb stehen. Johlend rückten die Wachen auf ihren Reittieren an, die schnaubend und mit angelegten Ohren nervös auf der Stelle weitertrabten, erregt von der Jagd und dem Geruch von Schießpulver in der Luft. Bren spürte, daß ihm die Lippe aufgeplatzt war. Er preßte die Hand vor den Mund und sah eine der Wachen auf die erlegte Beute zureiten. Alle gratulierten Ilisidi zu ihrer großartigen Schützenleistung. Wirklich beachtlich, dachte Bren. Er zitterte am ganzen Leib. Die Lippe schwoll bereits an. Die Innenschenkel krampften schmerzhaft, waren wund und geschunden, und der Schweiß trat ihm aus allen Poren.
    »Na, wie geht es dem Paidhi?« fragte Ilisidi, sichtlich zufrieden mit ihrem Erfolg.
    »Ich bin noch da, Nai-ji«, antwortete er unwirsch. »Was ich nicht mir, sondern dem Mecheita verdanke.« »Haben Sie sich verletzt, nand’ Paidhi?« Sie hatte wirklich die gleiche Art wie Tabini, gab sich jetzt besorgt.
    »Ihr Nacken und mein Gesicht sind aufeinandergeprallt.«
    »Zu weite Vorlage«, erklärte sie, warf den Zügel herum und preschte los, den Hügel hinauf.

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