Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Atevi 2 - Eroberer

Atevi 2 - Eroberer

Titel: Atevi 2 - Eroberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
Vom Netzwerk:
es dir?« »Gut.«
    »Du hast zu Anfang einen ziemlich zerstreuten Eindruck gemacht.«
    »Weil ich mit einem anderen Anruf gerechnet habe. Tut mir leid«.
    »Und wie geht’s dir nun wirklich?«
    »Der Verband ist ab. Ich kann nicht klagen. Danke, daß du meine Mutter aufgesucht hast.«
    »Keine Ursache.«
    »Und wie geht’s dir so?«
    »Prima.« Und wiederum verzögert: »Ich habe darauf gewartet, daß du anrufst.«
    Er glaubte, sich verhört zu haben, und holte tief Luft.
    »Bren?«
    »Zu dem Thema ist doch alles gesagt, Barb. Es gibt kein Zurück. Ich werde dich nicht anrufen. Du hast dich entschieden, und zwar richtig, wie mir scheint…« Und für ihn stand fest, daß er nicht nach Mospheira zurückkehren würde. So bald jedenfalls nicht.
    Doch das behielt er für sich. Wenn auf Mospheira bekannt würde, wozu er sich entschlossen hatte, wäre er als Paidhi zu nichts mehr nütze. »Gib Paul eine Chance; er ist ein netter Kerl.«
    »Ich liebe dich, Bren.«
    Er wurde wütend, nicht über die Worte an sich, sondern über deren implizite Forderung nach einer Reaktion, nach Trost, und weil sie über Barb zum Ausdruck brachten, was er nie hatte wahrhaben wollen, so oft er auch darauf gestoßen worden war: während ihres letzten Anrufs, in der Nachricht, die sie ihm hatte zukommen lassen und nicht zuletzt in der Tatsache, daß sie darauf verzichtet hatte, ihn im Krankenhaus zu besuchen. Barb schien die Wirklichkeit einfach nicht akzeptieren zu wollen.
    »Bren?«
    Tränen. Er hörte sie schluchzen.
    »Ich kann dir nicht helfen«, sagte er. »Versteh doch, bitte.«
    »Wie kannst du nur so grob sein? Bei allem, was wir hier deinetwegen durchmachen müssen, tagtäglich. Deine Mutter weiß nicht ein noch aus. Dein Bruder dreht langsam durch. Es heißt, daß du übergelaufen bist, daß du uns den Eingeborenen ans Messer lieferst, und die Leute glauben’s, pöbeln uns an, ohne daß wir uns dagegen wehren können. Wir können immer nur den Kopf schütteln und sagen: O nein, so was würde Bren nicht tun, nie im Leben; er geht nur seiner Pflicht nach. Aber die Reporter rennen mir die Tür ein. Selbst meine Eltern bleiben nicht verschont…« »Grund genug, um auf Distanz zu mir zu gehen.« »Sie sagen, daß du nicht nach Hause zurückkommst.« »Wer behauptet das?« »Die Leute.«
    »Was wissen die schon? Ich mache meinen Job, wie gehabt.« So weit war es also schon gekommen, daß er Barb belügen mußte. Es wurde allmählich Zeit, klar und deutlich Lebwohl zu sagen. »Gib auf dich acht, Barb. Und kümmere dich nicht um diese Idioten. Wenn sie dir lästig werden, schalte die Polizei ein.« »Das habe ich doch schon längst, bringt aber nichts.« »Es wäre wirklich besser, wenn wir nicht mehr in Verbindung miteinander treten. Hörst du? Du hast eine gute Entscheidung getroffen. Halt daran fest.« »Verdammt noch mal! So laß ich mich nicht abservieren!« »Reg dich nicht so auf, Barb. Das führt zu nichts. Und jetzt: Gute Nacht. Sieh zu, wie du klarkommst…« Die letzten Worte hatte sie offenbar nicht mehr gehört. Die Leitung war tot.
    Sei’s drum, dachte er. Ihm fiel auf, daß Dienerinnen in der Nähe waren. Wie immer. Zeugen allenthalben. Ein einzelnes Wort für »allein« kannten die Atevi nicht. Bei denen hieß es sinngemäß: ohne Man’chi.
    Er legte den Hörer auf, stützte den schmerzenden Arm unterm Ellbogen ab und blieb unentschlossen auf der Stelle stehen. Er war enttäuscht von Barb, hatte ihr zugetraut, daß sie besser zu Rande käme mit sich und ihren Problemen. Vielleicht war sie gar nicht so nüchtern und patent, wie immer gedacht; vielleicht hatte er ihr bloß unterstellt, was ihm selbst abzugehen schien, nämlich die Fähigkeit, eine feste Beziehung einzugehen. Offenbar mangelte es auch ihr daran.
    Vielleicht war er ihr gerade recht gekommen als jemand, der Hoffnung machte auf ein Phantasieleben jenseits der Alltäglichkeit. Aber als es dann für sie kritisch wurde, als man sie seinetwegen am Telefon belästigte, hatte sie bei Paul Zuflucht gesucht. Doch der konnte ihr auch nicht helfen, und so war ihr plötzlich die Taube auf dem Dach wieder lieber.
    Nicht gerade wohlgesinnt, seine Kritik. Nein, er war viel zu verärgert. Und was ihn so ärgerte, war der Verdacht, daß sie womöglich an seiner dauernden Abwesenheit einen Narren gefressen hatte. Womöglich wollte sie gar keine feste Beziehung mit dem täglichen Einerlei drumherum. Vielleicht war es ihr lieber zu warten, zu schmachten, zu schwärmen. Sie

Weitere Kostenlose Bücher