Atevi 2 - Eroberer
kann nicht angehen, daß man mich hier festhält. Ich muß vor Ort sein, wenn die Kapsel landet. Das habe ich den beiden, die zu uns kommen, versprochen. Sie verlassen sich darauf.«
»Schon gut«, meinte Tano. »Ich werde den Aiji suchen.«
»Vielen Dank, Nadi.«
Es tat ihm leid, Tano Unannehmlichkeiten zu bereiten, doch die konnte er ihm jetzt nicht ersparen. Daß er mit hinausfahren würde, mußte klar sein.
Er ging ins Kaminzimmer zurück, lief nervös auf und ab und wartete, bis Tano schließlich wieder auftauchte, ganz außer Atem. »Paidhi-ma. Banichi bestätigt, daß Sie mit uns fahren. Zwei Stunden vor Sonnenaufgang geht’s los.«
»Ich danke Ihnen, Tano-ji«, sagte er erleichtert und ein wenig verlegen darüber, daß er so viel Wirbel gemacht hatte.
Um bis zur Abfahrt, wenn auch nicht geschlafen, so doch zumindest geruht zu haben, zog er sich auf sein Zimmer zurück, entließ die Dienerinnen, die ihm zu Hilfe eilten, und legte ein paar Sachen zurecht, warme Kleider, weil in den frühen Morgenstunden mit Kälte zu rechnen war, und feste Wanderschuhe für den Fall, daß sie zu einem längeren Fußmarsch gezwungen sein würden.
»Bren-ji? Es hat Unstimmigkeiten gegeben?«
Jagos Stimme. Er drehte sich um, sah sie in der Tür stehen und hatte plötzlich den Eindruck, als sei das Zimmer zu eng, die Luft stickig… »Ich – ehm – wollte nur wissen, wann wir morgen aufbrechen.« Der Paidhi, der große Kommunikator, war nicht ganz auf der Höhe seiner sprachlichen Möglichkeiten. »Tano hat sich erkundigt und mir Bescheid gegeben.«
»Es hat einen Anruf gegeben.«
»Ich… – ehm – ja.«
»Gibt es Probleme, Bren-ji?«
»Ach was, nein. Es läuft alles nach Plan.«
Jago machte die Tür zu. Ihm wurde schummerig.
»Mir scheint, ich komme ungelegen«, sagte Jago. »Was mir aufrichtig leid täte, Bren-Paidhi.«
Er wußte nicht, was er sagen sollte, stand da wie belämmert.
»Verzeihen Sie die Störung.« Sie wandte sich von ihm ab und langte zum Türgriff.
»Ich…« Es verschlug ihm die Sprache. »Jago.«
Sie zögerte und schaute fragend zu ihm zurück.
Um ihre Geduld nicht länger zu strapazieren mit gestammelten Sprechversuchen, gab er sich einen Ruck und plapperte drauflos: »Lassen Sie sich nicht täuschen, Jago-ji. Sie kommen nicht ungelegen, im Gegenteil, ich freue mich, Sie zu sehen. Es ist nur so, daß ich im Augenblick keinen klaren Gedanken fassen kann. Mir schwirrt so viel im Kopf herum, und ich habe Ihnen so viel zu sagen, finde aber nicht passenden Worte…«
Danach schien nun auch Jago suchen zu müssen, und es wurde still, so still, daß er sein Herz klopfen hörte.
»Habe ich Sie verärgert?« fragte sie schließlich.
»Nein«, antwortete er und schüttelte energisch den Kopf, obwohl Atevi mit einer solchen Geste nichts anzufangen wußten. »In keiner Weise. Ganz und gar nicht.«
»Verstört?«
»Ja.«
Sie verbeugte sich förmlich, offenbar um sich zu verabschieden.
»Jago.« So konnte er sie nicht gehen lassen. Er mußte sich ihr erklären. »Verstehen Sie bitte, es geht mir um das, was unsereins Freundschaft nennt. Und das ist mit Gefühlen und Erwartungen verbunden, die sich einem aufdrängen und denen mit Logik nicht beizukommen ist. Ich weiß nicht, ob der Vergleich mit Ihrem Begriff von Man’chi zutrifft, aber vielleicht gibt es ja doch gewisse Übereinstimmungen. Ich würde so gern wissen, wie wir zueinander stehen… nach jener Nacht vor einigen Tagen. War es Neugier, daß Sie mir nahegekommen sind, oder womöglich mehr als das…«
»Ich wollte Ihnen nur gut sein«, antwortete sie mit unerschütterlicher Selbstbeherrschung. »Es scheint, ich habe das Verkehrte getan.«
»Nein, Jago. Ach, ist mir das peinlich! Verstehen Sie mich bitte. Ich will, daß es zwischen uns so bleibt, wie es war. Vorläufig jedenfalls. Das kränkt Sie doch nicht, oder?«
»Nein. Wieso sollte es?«
»Darf ich sagen, daß ich mich von Ihnen besonders stark angezogen fühle?«
Sie lachte auf, anscheinend überrascht. »Das dürfen Sie, Paidhi-ji.«
Bren kam sich wie ein Tolpatsch vor. »Es erleichtert mich zu hören, daß Sie mir nicht böse sind.«
»Natürlich nicht.« Sie warf ihm einen verstohlenen Blick zu und lachte nervös. »Vielleicht bietet sich ja noch einmal Gelegenheit…«
Ausgerechnet jetzt piepte ihr Taschen-Kom. Jago hielt es ans Ohr und runzelte die Stirn. »Vierzehn«, sagte sie – vielleicht ihre Kennummer, dachte Bren.
Und dann: »Wenn Sie noch Ihre Sachen
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