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Atevi 2 - Eroberer

Atevi 2 - Eroberer

Titel: Atevi 2 - Eroberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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sich vor Tano und den anderen Bediensteten lächerlich machte, indem er die Peinlichkeit entschärft hatte – aus welchen Gründen auch immer. Vielleicht glaubte er, die Würde des Paidhi schützen zu müssen.
    Menschen neigten zum Schubladendenken, und für die Mospheiraner verkörperte Banichi all das, was angst machte. So auch Jago. Aber Bren, der den beiden sein Leben verdankte, konnte nicht umhin, freundschaftliche Gefühle für sie zu empfinden, auch wenn diese Gefühle unbeantwortet blieben.
    Ähnlich erging es ihm in seinem Verhältnis zu Ilisidi; auch ihr gegenüber hatte er Zuneigung entwickelt, obwohl sich mit ihrer Person seine schlimmsten Erfahrungen verknüpften. Immerhin konnte er sich einbilden, ihre Gunst zu besitzen, und sei es nur darum, daß er überlebt hatte. Das rechnete sie ihm offenbar hoch an. Doch er würde es sich gewiß mit ihr verscherzen, wenn er ihre Einladung ausschlüge.
    Die Gefahr für Tabini – oder auch für ihn, den Paidhi –, durch Assassinenhand ums Leben zu kommen, ging nicht zuletzt von Ilisidi aus. Und doch bat sie ihn zum gemeinsamen Frühstück, und das möglichst bald.
    Er fand in dieser Nacht keine Ruhe. Immer wieder dachte er daran, daß es vielleicht angebracht wäre, seinen Stolz abzulegen, sich einen Ruck zu geben und Barb anzurufen. Es schmeckte ihm nicht, daß sich beim letzten Versuch nur ihr Anrufbeantworter gemeldet hatte. Normalerweise war sie wochentags nach Dienstschluß zu Hause. Wäre sie zu Paul gezogen, hätte sie der Telefongesellschaft bestimmt den Auftrag gegeben, alle Anrufe an dessen Adresse umzuleiten.
    Womöglich hatte sie den Anrufbeantworter eingeschaltet, weil sie wußte, daß er nach Hause fliegen und sich bei ihr melden würde. Vielleicht hatte sie davor zurückgescheut, ihm die Sache mit Paul am Telefon mitteilen zu müssen, und statt dessen diesen Brief geschrieben.
    Der war wahrscheinlich an sein Büro auf Mospheira adressiert gewesen, dann ins Krankenhaus, zurück zum Büro geschickt und schließlich nach Shejidan weitergeleitet worden. Er hatte ihr ja mitgeteilt, daß er für kurze Zeit ins Krankenhaus müsse. Vielleicht hätte sie ihn dort aufgesucht, um sich mit ihm auszusprechen, und es war ihr nicht anzukreiden, daß er Hals über Kopf zurück nach Shejidan hatte zurückkehren müssen.
    Das war immer das Problem gewesen, nicht wahr? Nie hatten sie Zeit füreinander gehabt, nicht einmal richtig miteinander streiten können, abgesehen von den Vorwürfen, daß er seiner Arbeit zuviel Zeit und Energie opferte. Zugegeben, er war mit seinem Büro gewissermaßen verheiratet; es belegte ihn voll mit Beschlag und wachte eifersüchtig darüber, daß er Stillschweigen bewahrte über seine Arbeit.
    Oft war er so eingespannt und von der atevischen Gedankenwelt so sehr eingenommen, daß er sich auf Barb, wenn er sie traf, gar nicht richtig einlassen konnte, obwohl es ihn immer sofort zu ihr hinzog, wenn er nach Hause kam und sich bei seinen Vorgesetzten abgemeldet hatte. Denn bei ihr fand er Ruhe und Erholung, während die Verwandtschaft ihn schon in der Tür mit einer Liste von Anforderungen erwartete.
    Vielleicht war sie zu gutmütig gewesen. Sie hatte von Anfang an gewußt, daß sie seine Zuflucht war und gleichsam als Sicherheitsventil fungierte für einen gestreßten Beamten, der mit einer für das Wohl der Menschen auf Mospheira unverzichtbaren Aufgabe betraut war. Sie hatte ihn nie bedrängt und auszuhorchen versucht, nie mit eigenen Problemen belastet und stets Verständnis dafür gezeigt, daß seine Person und sein Job nicht zu trennen waren.
    Sie hatte gelacht und ihn zum Lachen gebracht, ihn darüber hinwegsehen lassen, wie bedroht diese Beziehung war.
    Herrje, vielleicht waren menschliche Gefühle tatsächlich ein Nachteil im Kampf ums Dasein. Wer weiß? Das Leben machten sie gewiß nicht einfacher.
    Und was, zum Teufel, hatte es bloß mit dieser Paul-Geschichte auf sich? Paul war furchtbar langweilig, so verdammt gediegen, der typische Ministerialbeamte, den nichts weiter interessierte als seine Computer. Bren konnte nicht für möglich halten, daß Barb, ausgerechnet Barb, vergnügungstoll, wie sie war, strickend vorm Fernseher saß, während sich Paul in sein Computerland zurückzog. Eine absurde Vorstellung.
    Hätte er sie doch bloß noch einmal anzurufen versucht, als er auf dem Weg zum Flughafen im Büro vorbeigekommen war. Aber daran hatte er nicht gedacht vor lauter Aufregung und gebotener Eile, während unten auf der

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