Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Atevi 2 - Eroberer

Atevi 2 - Eroberer

Titel: Atevi 2 - Eroberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
Vom Netzwerk:
kamen?
    Vielleicht lebte er schon zu lange auf dem Festland, hatte sich womöglich derart intensiv mit den Atevi und deren Art zu empfinden auseinandergesetzt, daß ihm mittlerweile das Fremde vertraut und das Vertraute fremd geworden war. Ja, er verstand sich gut auf deren Art, fand sich unter ihnen zurecht, hatte sie besser als je ein anderer Mensch vor ihm zu durchschauen gelernt, doch es schien, als sei ihm dabei die Orientierung auf das eigene Wesen durcheinandergeraten.
    Er fühlte sich hin- und hergerissen zwischen menschlichem Gefühlen und atevischem Räsonnement.
    Ihm wurde angst und bange.
    Nach der Uhr, die er aus dem Büro mitgenommen hatte, war die Nacht in zwei Stunden um. Er mußte morgen auf Zack sein. Er mußte seine Sinne beisammenhalten.
    Er mußte jetzt unbedingt schlafen, wagte es aber nicht, die Tablette zu nehmen. Er würde nicht rechtzeitig aufwachen und anschließend wie gerädert sein. Das konnte er sich nicht leisten.
    Er versuchte es mit Zählen. In Hunderterschritten, auf Unsummen hinaus.
    Er versuchte, sich an die Ausschußsitzungen zu erinnern, an die endlose Diskussion im Anschluß an Brominandis Rede vor dem Verkehrsausschuß; vernünftige Leute hatten nicht weniger als fünfzehn Tage lang darüber gestritten, ob die verlangte Flugschreibung durch Computer womöglich zufällig Zahlen hervorbringen würde, die ungünstig wirken und Abstürze zur Folge haben könnten.
    Er erwachte aus einem Traum, in dem er sich von atevischen Schattengestalten verhört sah, die Auskunft verlangten über eine dringlich einberufene Sitzung, an der er teilzunehmen hatte. Wenig später schreckte er ein zweites Mal auf mit dem Eindruck, von einem Tierkopf an der Wand belauert zu werden. Doch dieser Kopf war nicht hier, sondern in Malguri.
    Er war auf die Insel und dann wieder zurückgeflogen. Er hatte sich mit Tabini getroffen, war also hier, im Bu-javid, lag in einem fremden Zimmer. Er befand sich in der Wohnung einer atevischen Lady, in einem Bett, auf dem ein Mann gestorben war. Morgen würde von ihm, dem Paidhi, erwartet, daß er eine Lösung der Probleme präsentierte, die mit dem Schiff am Himmel aufgetreten waren.
    Abwehr der Eindringlinge.
    Fragen zur Weltwirtschaft.
    Zeit zum Rasieren und ein Bad zu nehmen.
    In einer halben Stunde würde es hell werden. Wenn jetzt eine der Dienerinnen käme und ihn zu wecken versuchte, würde er einen Assassinen auf sie ansetzen. Er brauchte Schlaf, wenigstens zwei Stunden noch. Eher wollte er nicht aus dem Bett steigen, es sei denn, das Schiff im Orbit würde die Stadt mit Todesstrahlen unter Beschuß nehmen.
    Dann machte er sich Sorgen um die Computer-Files und konnte nicht mehr einschlafen.
    In den Fluren draußen wurden Geräusche laut; die Dienerinnen waren aufgestanden.
    Bleibt nur ja weg, dachte er. Laßt mich in Ruhe.
    Doch er hielt es selbst nicht länger im Bett aus. Es drängte ihn zu erfahren, ob die Files eingetroffen waren.
    Und es blieb ihm nur noch so wenig Zeit zur Vorbereitung. Tabini hatte es gesagt: Die Krise steht auf Messers Schneide. Und er, Bren, durfte keinen Zweifel aufkommen lassen, was die Übersetzungen anging; die Atevi durften sie um Himmels willen nicht als Bedrohung auffassen. Er mußte eine Antwort geben, die beruhigend wirkte. Nicht auszudenken, wenn die Abendnachrichten Panik verbreiteten. Es galt, die richtigen Worte zu finden. Obwohl er die Funksprüche selbst noch nicht verstanden hatte, war es vielleicht angebracht, daß er sich jetzt schon ein paar passende Erklärungen zurechtlegte.
    Er wälzte sich zur Seite, stützte sich auf dem Ellbogen des unversehrten Arms auf und versuchte, das Licht anzumachen, wobei er das Wasserglas umkippte.
    Es fiel auf den Teppich. Der Taschen-Kom folgte. Und die Pillenschachteln. Schließlich auch noch die Nachttischlampe.
    Die Zimmerbeleuchtung wurde eingeschaltet.
    »Nadi?« fragte Jago besorgt, die Hand am Lichtschalter. »Alles in Ordnung?«

5
     
     
     
    Es war schon seltsam, ein Beispiel für das menschenmögliche Ausmaß an Selbsttäuschung oder die Nichtigkeit menschlicher Probleme: Nach nur einer Stunde Tageslicht schienen die Ängste der Nacht vergessen zu sein, und Bren hatte den Eindruck tief und fest geschlafen zu haben.
    Zumindest fand er Abstand von den quälenden Gedanken, die seinen Schlaf begleitet hatten. Das verschüttete Wasser hatte dem Teppich nichts anhaben können, die Lampe war heil geblieben. Das Frühstück aus Tee und Toast und Marmelade zum Versüßen der

Weitere Kostenlose Bücher