Atevi 2 - Eroberer
Hals hielt – »Bitte«, sagte er. »Und ich hätte es gern, wenn eine kleine Lampe angelassen würde, Banichi-ji. Ich kenne mich hier nicht aus und fürchte, daß ich womöglich gegen eine Wand laufe, falls ich in der Nacht mal raus muß.«
»Selbstverständlich«, antwortete Banichi, obwohl er diese Bitte bestimmt für spleenig hielt. Aber sofort wies er die Frau entsprechend an, die sich nun mit Brens Kleidern, Schuhen und Socken nach draußen begab.
»Wie soll ich mir morgen bloß ein Hemd überziehen?« Er kapitulierte vor den kleinsten Widrigkeiten. An die eigentlichen Probleme mochte er gar nicht erst denken. »Ich weiß mir nicht mehr zu helfen«, jammerte er, den Tränen nahe.
»Lassen Sie das mal unsere Sorge sein«, entgegnete Tano. »Das kriegen wir schon hin.«
»Mir ist der Krankenbericht mitgegeben worden für eine Weiterbehandlung durch hiesige Ärzte. Und Pillen. Ich hätte gern meinen Reisekoffer neben dem Bett. Darf ich außerdem um ein Glas Wasser bitten?«
Die Sachen waren im Nu gebracht. Umringt von Banichi, Tano und einigen Dienerinnen, streckte er sich aus, sammelte Kissen zusammen, die auf dem großen Bett in stattlicher Anzahl zu finden waren, und stopfte sie so unter sich zurecht, daß er liegend den lädierten Arm entlasten konnte.
»Brauchen Sie Ihre Medizin, Nadi?«
»Jetzt noch nicht.« Er hoffte, daß die Schmerzen im Arm nachlassen würden, wenn er sich einfach nicht mehr rührte. Die Schmerztabletten benebelten den Verstand; sie am Nachmittag eingenommen zu haben, hatte er bitter bereut. Sein Auftritt vor dem Ausschuß war eine Katastrophe gewesen.
Banichi legte ein Taschen-Kom auf den Nachttisch.
»Wozu?« fragte Bren.
»Um uns zu rufen, falls Sie einen Wunsch haben, Nadi. Einer von uns ist dann sofort zur Stelle. Sie sollten auf alle Fälle liegenbleiben.«
»Danke«, sagte er. Banichi und Tano gingen zur Tür und löschten alle Lichter, bis auf eines.
Barb war verheiratet. Sei’s drum, dachte er. Sie hatten selbst von Ehe gesprochen – in schwärmerischen Momenten, als er zu Beginn seiner Karriere noch davon ausgegangen war, daß es möglich sein würde, regelmäßig nach Mospheira zu fliegen. Doch sie hatte nein gesagt; wahrscheinlich war ihr damals schon klar gewesen, daß daraus nichts werden würde.
Paul Saarinson war zuverlässig. Solide. Paul war präsent, immer.
Ganz im Gegenteil zu ihm, Bren. Er stand für Gelegenheiten, für kurze Trips auf die Insel, Rendezvous in Saus und Braus, finanziert aus Erspartem, für Versprechungen und Verabredungen, die sich oft genug nicht einhalten ließen.
Sie hatte recht. Wochenenden reichten nicht. Das wußte auch er. Vermutlich hatte Barb nie ausdrücklich klargestellt, was sie wirklich wollte.
Er zwinkerte mit den Augen. Das schwache Licht zerklitterte, baute sich wieder auf. An Schmerzen konnte man sich gewöhnen.
Das gehörte schließlich mit zum Job, nicht wahr? Es schien, als habe, er sich für die Atevi seiner Umgebung zum Helden gemacht. Sie schätzten ihn auf ihre Art. Dies hatte zwar nichts mit jenem Gefühl aus menschlicher Nähe zu tun, das ihm Barb vermittelte, war aber auch nicht zu verachten, jedenfalls besser als gar nichts.
Ja, durchaus, Tabini wußte seinen Paidhi zu schätzen, so wie atevische Lords schätzten, was ihnen nützlich erschien, unterhaltsam und als Annehmlichkeit jederzeit verfügbar.
Von Freundschaft konnte keine Rede sein, nicht von Zuneigung oder Herzlichkeit, geschweige denn von Liebe. Die ersten Siedler waren geradewegs in diese Falle getappt: Sie hatten geglaubt, daß Atevi, die an den richtigen Stellen lachten und einen durchaus umgänglichen Eindruck machten, solche Empfindungen teilten oder zumindest zu verstehen lernen würden, daß den gottgleichen, großen, reservierten Einwohnern dieser Welt beizubringen wäre, wie sich die eigenen verschütteten Emotionen freilegen ließen.
Aber Tatsache war, daß die Atevi einfach anders gepolt und beileibe nicht so verklemmt waren wie angenommen. Sie fühlten nicht, was Menschen fühlten. Aus Jagos impulsiver, scheinbar anteilnehmender Reaktion im Foyer ließ sich nicht schlußfolgern, daß sie, für einen Moment aus der Reserve gelockt, so etwas wie menschliche Sympathie offenbart hätte. Natürlich hatte auch Jago Empfindungen. Doch diese Empfindungen nach menschlicher Wunschvorstellung zu deuten wäre völlig verfehlt, täte ihr Unrecht.
Und gottlob hatte Banichi die Situation schnell begriffen und den Paidhi davor bewahrt, daß er
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