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Atevi 2 - Eroberer

Atevi 2 - Eroberer

Titel: Atevi 2 - Eroberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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zu sorgen, daß Bren heiß duschen konnte. »Ich versichere Ihnen, nand’ Paidhi, das hält dicht, und es wird kein Tropfen unter den Gipsverband kommen.«
    Und so war es. Schulter und Arm wasserdicht verpackt, lehnte Bren an der gefliesten Wand des komfortablen Badezimmers, schloß die Augen, atmete parfümierten Wasserdampf und hatte den Eindruck, als kreiste die Welt um seinen Schädel.
    Womöglich würde er bald als Verräter dastehen. Oder wie nannte man den, der nicht nur sein Land, sondern seine eigene Spezies in Frage stellte?
    Zumindest war das, was er vorhatte, extrem töricht: als Redner aufzutreten ohne ausgearbeitetes Konzept und nur mit einem Stichwortzettel präpariert in der Hoffnung, sich im entscheidenden Augenblick, von Adrenalin in Schwung gebracht, auf seine Inspiration verlassen zu können. Dabei hatte er kaum die Kraft, den Weg nach unten zu schaffen. Es war schon reichlich spät am Nachmittag eines sehr, sehr langen Tages, und mit dem warmen Duschwasser schien auch der letzte Rest an Energie weggespült zu werden.
    »Nand’ Paidhi«, rief Tano ins Badezimmer. »Nand’ Paidhi, ich bedaure, aber Sie müßten jetzt rauskommen.«
    Er zögerte das Ende des behaglichen Brausebades um zwei langgezogene Seufzer hinaus, trat in die empfindlich kalte Luft hinaus und ließ es duldsam zu, daß man ihm das Klebeband von der Haut riß, auspackte und abtrocknete, wehrte sich auch nicht dagegen, daß ihm die Dienerinnen – professionell und respektvoll – in die Kleider halfen: ein Seidenhemd, das auf den gehandikapten Arm hin umgeschneidert worden war, sein auf ähnliche Weise bearbeitetes Jackett und eine Hose in einem bescheidenen, unpolitischen Blaßblau, die aus weichem, leichtem Material bestand und sehr gut paßte.
    Im Sitzen ließ er sich das lange Haar frottieren und flechten, was er auch unter normalen Umständen seinen Dienern zu tun gestattete.
    Allmählich fingen die Nerven zu flattern an, aber er mußte stillhalten, weil Tano den Zopf noch nicht zu Ende geflochten hatte. Da trat Jago ins Zimmer; sie trug trotz des Sommerwetters eine schwarze Lederjacke und brachte ihm eine schriftliche Nachricht von Tabini: Das Fernsehen wird da sein. Halten Sie sich an die Wahrheit. Ich verlasse mich auf Sie.
    Fernsehen, Kameras. Den Aiji zum Teufel zu wünschen war im Beisein der Dienerschaft natürlich ausgeschlossen, so sehr ihm auch der Sinn danach stand.
    »Wo ist Banichi?« fragte er gereizt. Seine Stimmung schlug um; er schaltete auf Konfrontation und wollte all die hinter sich versammelt wissen, die ihm den Rücken stärken konnten.
    »Keine Ahnung, Nadi«, antwortete Jago. »Ich weiß nur, daß ich Sie eskortieren soll.«
    Ohne Zweifel trug sie unter ihrer schwarzen Lederkluft eine schußsichere Weste und eine Waffe, was nach Lage der Dinge auch nötig zu sein schien. Wahrscheinlich war Banichi, wie Bren vermutete, darum verhindert, weil er sich ausschließlich um Tabinis Schutz zu kümmern hatte.
    Bren stand vom Stuhl auf und ließ sich von Tano und den Dienerinnen in den formellen Überrock helfen – eine umständliche Prozedur, der vielen Knöpfe wegen und weil der lädierte Arm diskret zu verstauen war. Zu guter Letzt wurde ihm der Zopf samt Rang identifizierender Schleife unter dem hohen Kragen hervorgezogen und fein säuberlich auf die Passe drapiert. Die kritische Inaugenscheinnahme seiner Helfer blieb offenbar ohne Beanstandung.
    Im Kreis der dunkelhäutigen, großgewachsenen Frauen um sich herum kam er sich vor wie ein neunjähriger Schulbub. Er fühlte sich überwältigt und zerbrechlich, hoffte inständig, seinen Verstand beisammen halten zu können, damit ihm heute abend vor der Versammlung – Gott bewahre – kein falsches oder mißverständliches Wort über die Lippen käme.
    »Jago, nehmen Sie bitte den Computer mit. Wer weiß? Vielleicht brauche ich ihn.«
    »Ja«, antwortete Jago. »Sind wir bereit, nand’ Paidhi?«
    »Ich hoffe«, sagte er, und überrascht, geradezu gerührt zu sehen, wie sich Saidin tief vor ihm verbeugte und sagte: »Das gesamte Personal wünscht Ihnen Erfolg, nand’ Paidhi. Bitte, denken Sie an unser Wohlergehen.«
    »Nadi. Nadiin.« Besonders höflich verbeugte er sich vor den Dienerinnen. »Sie haben mir sehr geholfen. Verbindlichen Dank.«
    Und ein zweites Mal verneigten sich alle. Jago nahm den Computer und führte ihn zur Tür. Tano, der die gleiche Uniform wie Jago trug, eilte ihnen voraus.
    Es ging durch die mit Porzellanblumen geschmückte Halle,

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