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Atevi 2 - Eroberer

Atevi 2 - Eroberer

Titel: Atevi 2 - Eroberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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dem Unbehagen, das Bren empfand, wurde ihm zunehmend kalt, bis er schließlich zu zittern anfing. In seiner Ratlosigkeit hatte er plötzlich das Bedürfnis, nach dem Hörer zu greifen, Deana Hanks anzurufen und ganz freundlich und unaufgeregt zu sagen: Hör zu, Deana, vergessen wir den Streit… wir haben hier ein Problem.
    Aber so einfach funktionierte das nicht. Ihr Streit war kein persönlicher, der sich durch versöhnliche Worte beilegen ließ, sondern reflektierte vielmehr die politischen, ideologischen Grabenkämpfe auf Mospheira. Daß sie hier auf dem Festland mitzumischen versuchte, war, wie Bren fürchtete, veranlaßt von denselben Leuten, die sie damals durch die Examen gehievt hatten und ohne deren Hilfe sie niemals als seine Stellvertreterin in Betracht gekommen wäre. Sie war die Enkelin von Raymond Gaylord und Tochter von S. Gaylord, den ehemaligen Wortführern jener erzkonservativen Fraktion, die seit den Tagen des Krieges nicht müde wurde zu behaupten, daß von Shejidan nichts Gutes zu erwarten sei. Deren Verdächtigungen entsprachen den abstrusen Ängsten der Gegenseite vor einem Bombardement mit Todesstrahlen – nur mit anderen Vorzeichen: Sie argwöhnten, daß das atevische Raumfahrtprogramm den geheimen Plan verfolge, die Raumstation in Besitz zu nehmen und gegen einen Zugriff Mospheiras abzuschotten.
    Die Kritik der Konservativen richtete sich darum in letzter Zeit hauptsächlich gegen den Umfang der technologischen Transferleistungen, die er, Bren, und sein Vorgänger Wilson für Shejidan erwirkt hatten. Nach deren Auffassung benutzte Tabini den naiven Paidhi zur Verfolgung seiner mospheirafeindlichen Ziele.
    Ihr Einfluß beschränkte sich beileibe nicht bloß auf obskure Kreise, sondern durchzog Präsidialamt und Parlament. Dahinter steckten Hardliner der alten Art, Männer und Frauen, deren Familien schon zu Zeiten des Krieges politische Ämter bekleidet harten und die sich nicht zuletzt darum als Seilschaft behaupten konnten, weil die Allgemeinheit des kleinen Inselstaates traditionell nur wenig mit Politik im Sinn hatte.
    Vor allem im Außenministerium waren sie immer noch stark vertreten, wo sie fleißig ihre Vorurteile pflegten. So stand für sie zum Beispiel fest, daß Tabini seinen Vater hatte ermorden lassen und daß er Wilson-Paidhi zum Rücktritt gezwungen hatte, um mit Hilfe eines jungen, unerfahrenen Paidhi seine Forderungen durchzusetzen.
    Vielleicht hatten sie sogar recht. Wer weiß? Vielleicht war Tabini wirklich nicht so unschuldig an der Assassination seines Vaters, wie es in der offiziellen Verlautbarung zu diesem Fall geheißen hatte. Aber wer ihn wegen dieser vermeintlichen Tat zu diskreditieren versuchte, bewies damit nur, daß er keinen Schimmer hatte von den ethischen Normen der Atevi. Mord an einer Person, der der Täter durch Man’chi verbunden ist? Undenkbar.
    Aber einen Verwandten zu meucheln? Das war eine nach atevischem Verständnis durchaus rationale Lösung im Konfliktfall.
    Aber wie sollte er so etwas seinen Landsleuten beibringen? Zur Verbreitung von Informationen und zur Einflußnahme auf die öffentliche Meinung standen ihm auf dem Festland sehr viel mehr Möglichkeiten und Kanäle zur Verfügung als auf Mospheira. Es war noch nie nötig gewesen, daß der Paidhi seine Landsleute von irgend einer Sache überzeugen mußte; er hatte noch nie gegen die Konservativen Front machen müssen, weil es aus dieser Ecke bislang noch nie zu offenen Attacken gegen das Paidhi-Amt gekommen war.
    Die Hausmacht des Paidhi rekrutierte sich fast vornehmlich aus Vertretern der Universität und bildete eine politisch reichlich naive Gruppe. Unter Druck gesetzt, würden sie schnell dazu bereit sein, mit Hanks’ Leuten an einem Strang zu ziehen.
    Bren hatte Hanks nie sonderlich ernst genommen, weil es so aussah, als würde sie noch Jahre brauchen, um ihr Studium abzuschließen, und dann, wenn sie es denn jemals schaffte, von sich aus auf das Paidhi-Amt verzichtete, zumal sie an die mospheiranische Lebensart so sehr gewöhnt war, daß es ihr kaum gelingen würde, sich auf die Verhältnisse auf dem Festland einzustellen. Bren hatte sich darauf verlassen, daß seine akademischen Freunde Hanks im Zaum hielten, daß sie ihr gegebenenfalls eine Assistentenstelle zuschustern würden, um sie zu vertrösten. Vor einem Jahr noch hätte er darauf gewettet, daß dies die Zukunft für Deana Hanks sein würde.
    Doch es war offenbar anders gekommen als erwartet.
    Er fröstelte immer noch. Grund

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