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Atevi 2 - Eroberer

Atevi 2 - Eroberer

Titel: Atevi 2 - Eroberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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rief sie nicht an? Sie kannte doch seine Dienstzeiten und wußte, daß er morgens früh für sie zu sprechen war. Aber nein, er sollte sie anrufen. Er sollte die Initiative ergreifen, sich auch ordentlich Mühe geben, Verständnis für sie aufbringen und ihr gut zureden.
    Verständnis, wofür? Daß sie geheiratet hatte? Dazu war er nicht in Stimmung.
    Verärgert langte er nach der Fernbedienung und schaltete den Fernseher ein, um Nachrichten zu sehen, und er sah sich selbst am Konferenztisch sitzen, hörte, was er gesagt hatte, und wußte, daß diese Sendung auch auf Mospheira empfangen werden konnte, werden würde – so wie das Festland aufschnappte, was Mospheira in den Äther schickte.
    Danach kam eine Unwettermeldung; ein Wirbelsturm hatte irgendwo auf dem Lande Scheunendächer abgetragen. Der nächste Kanal brachte ein Machimi-Spiel, ein Drama um Schuld und Sühne nach bewährtem Strickmuster: zwei Clans, obwohl zerstritten, verbündeten sich gegen einen dritten, weil ihr Haß auf diesen größer war als untereinander. Sehr atevisch, sehr logisch. Aufwendige Kostüme, viele Kämpfe.
    Bren zappte auf die Nachrichten zurück und hoffte auf eine günstige Wetterprognose, auf eine Kaltfront, die der stickigen Schwüle eine Ende machte.
    Der Nachrichtensprecher berichtete davon, daß die Assassinengilde all ihre Mitglieder in die Stadt gerufen habe, um, wie ihr Sprecher erklärte, über Verfahrensfragen abzustimmen.
    Verflixt, dachte Bren beunruhigt. Man hatte den Brief seiner Mutter zensiert; Banichi war einen Tag und eine Nacht lang verschwunden gewesen. Um an der Abstimmung teilzunehmen? Cenedi hatte von einer Krise innerhalb der Gilde gesprochen. Und Jago? Gab sie jetzt ihre Stimme ab?
    Banichi hatte gesagt, daß die Gilde alle Mordaufträge gegen den Paidhi kategorisch ablehnen würde. Sollte diese Haltung jetzt womöglich per Abstimmung zur Disposition gestellt werden? Welche Konsequenzen ergäben sich daraus für Tabini und seine Politik?
    Die Nachrichten boten keinen Trost. Er könnte sich das Spiel anschauen; es hatte wenigstens Farbe und Bewegung. Aber er konnte die Augen kaum aufhalten.
    Es war stockdunkel, als er wieder aufblickte. Offenbar war er kurz eingenickt. Der Bildschirm glühte nach, gab ein schwaches Schimmern von sich. Davor zeichneten sich die Umrisse einer stämmigen Gestalt ab.
    »Banichi?« flüsterte er.
    »Man sollte nie zugeben, wach zu sein«, antwortete Banichi. »Sonst gibt man einen wesentlichen Vorteil preis.«
    »Das Haus ist voller Wachen«, entgegnete er. »Und was könnte mir ein solcher Vorteil bringen? Die Pistole habe ich nicht mehr.«
    »Werfen Sie doch mal einen Blick in die Nachttischschublade.«
    »Sie scherzen.« Bren wollte nachschauen, hatte aber nicht die Kraft, sich aufzurichten.
    »Nein«, antwortete Banichi. »Gute Nacht, Bren-ji. Übrigens, Jago ist wieder zurück. Alles in Ordnung.«
    »Auf ein Wort, Banichi.«
    »Was gibt’s?« Banichi blieb in der Tür stehen.
    »Die Abstimmung in der Gilde. Cenedi hat mich anscheinend zu warnen versucht. Wovor? Ich brauche Klarheit, zumal ich die Einladung der Aiji-Mutter angenommen habe.«
    »Auf charmante Art, Nadi. Man wundert sich.«
    »Ich mag die alte Dame«, entgegnete Bren, wohl wissend, daß das Wort mögen unangebracht war. »Außerdem bekomme ich von ihr Informationen, die mir hier vorenthalten bleiben.«
    »Die Aiji-Mutter für eine Süßspeise zu halten sei Ihnen unbenommen. Bedenklich ist nur, daß Sie Informationen von Personen schätzen, die ein Interesse daran haben könnten, Sie falsch zu unterrichten.«
    Bren mußte lachen, brachte aber nur ein jämmerliches Krächzen hervor. »Nadi, auf die Süßspeise sind Sie schon festgelegt. Ilisidi ist für mich frische Luft zum Atmen, und ich bin an allen Hinweisen interessiert, die mir zu verhindern helfen, daß die Menschen am Himmel über Nacht herbeigesegelt kommen, um die Schätze des Bu-javid zu plündern. Spaß beiseite, Banichi. Ich bin es leid. Jeder will meine Meinung hören, aber keiner gibt mir Auskunft. Wie soll ich da beurteilen können, ob Ilisidi die Wahrheit sagt oder nicht? Was sie von sich gibt, macht jedenfalls Sinn.«
    Banichi kam ans Bett. »Wir versuchen, Sie vor allzuviel Ablenkung zu schützen, Nadi.«
    »Weniger Schutz, mehr Information. Das wäre mir lieber. Es ist zum Verrücktwerden. Ich weiß nicht mehr, wo mir der Kopf steht, Banichi.«
    »Jago wird mit Ihnen auf das Landhaus nach Taiben hinausfahren. Da sind Sie in

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