Atevi 2 - Eroberer
Sicherheit.«
»Hier denn nicht? Ich dachte, Sie hätten alles unter Kontrolle.«
Seine Bemerkung provozierte betretenes Schweigen auf seiten Banichis.
»Was ist nur los?« fragte Bren.
»Nand’ Paidhi, Deana Hanks hat weitere Mitteilungen unter Ihrem Siegel verschickt.«
»Verdammt, verdammt.« Er kniff die Augen zu. »Entschuldigen Sie, ich will Ihnen keinen Vorwurf machen, aber ich dachte, Sie hätten ihr Einhalt geboten. Was hat diese Frau vor?«
»Sie trifft sich regelmäßig mit gewissen Tashrid-Vertretern. Wir wissen nicht, wie sie an Ihr Siegel gelangt ist, aber feststeht, daß sie es benutzt.«
Schon halb eingeschlafen, mußte sich Bren wieder zur Besinnung rufen. Warum Taiben? Und woher hatte Hanks das Siegel?
»Wahrscheinlich ist es eine Fälschung, die sie von Mospheira mitgebracht hat.«
»Daran haben wir auch schon gedacht, zögern aber, Ihr Büro in Verdacht zu ziehen. Es kann nämlich durchaus sein, daß unsere verehrten Lords des Tashrid für eine solche Fälschung gesorgt haben. Wie dem auch sei, zum Glück ist es uns gelungen, diese Nachrichten abzufangen. Sie sind zum Teil – wie soll ich sagen? – äußerst seltsam formuliert.« »Gefährlich?«
»Sie bittet den Lord der Provinz Korami um einen schwangeren Kalender.«
›Schwangerer Kalender‹ statt dringliches Treffen. Es platzte aus Bren heraus; er lachte, daß ihm die bandagierten Rippen weh taten.
»Wir dachten schon, sie verwendet womöglich irgendeinen Geheimcode.« »O Gott-o-Gott…«
»Ist mit Ihnen alles in Ordnung, Bren-ji?« Er schnappte nach Luft. »Danke, es geht mir prächtig. Endlich mal eine gute Nachricht.«
»Grammatikalisch stimmen ihre Sätze hinten und vorn nicht. Und ihr Stil – ziemlich unverfroren, würde ich sagen.«
»Tja, wer hätte auch gedacht, daß sie jemals mehr Schliff nötig haben würde?« sagte Bren vor sich hin, in Erinnerung an die Bekanntgabe der Examensergebnisse und an Deanas Reaktion darauf.
»Auch wenn sie sonst keinen Schaden anrichtet«, sagte Banichi, »wir können nicht dulden, daß sie solche Attacken gegen unsere Sprache reitet.«
Banichis humorvolle Zuversicht war für Bren beruhigend, so auch der gelungene Beweis dafür, daß es möglich war, über Gattungsgrenzen hinweg miteinander zu scherzen. Bren döste wieder weg, bevor er daran dachte, Banichi nach dem Wetterbericht zu fragen, und als er ein letztes Mal die Lider hob, stellte er fest, daß Banichi das Zimmer verlassen hatte, leise wie ein Schatten.
Hoffentlich würde es bald Regen geben, Erfrischung nach der Hitze, die sich in dieser Nacht zu stauen schien. Und weil der Arm ruhig zu halten war, konnte er auch nicht auf die Polsterung verzichten, mit der er sich eingemummt hatte.
Und außerdem war er viel zu müde, um sich noch einmal zu bewegen. Er faßte sich in Geduld, sehnsüchtig hoffend auf einen kühlen Lufthauch, und als er ihn dann tatsächlich zu spüren vermeinte, glaubte er einen vertrauten Duft von Blumen wahrzunehmen…
Er sieht die Hügellandschaft von Malguri, Reiter auf hohen Mecheiti. Nokhada trägt ihn mit zügigen Schritten über steiniges Geläuf, und plötzlich huscht der unheilvolle Schatten eines Flugzeugs über den Berghang heran.
»Vorsicht«, glaubt er zu rufen und fährt vor Schreck herum, als die Bomben explodieren.
Doch reitend setzt er den Weg fort, hört das rhythmische Schlagen der Hufe, spürt den kalten, feuchten Wind im Gesicht.
Dorthin wünscht er sich zurück, in diese Landschaft, nicht weit vom Traum entfernt.
In das Zimmer mit den präparierten Tierköpfen an der Wand, die mit glasigen Blicken auf ihn herabstarren.
Und an den See, über den Geisterschiffe ziehen und Sturmglocken läuten, ohne daß sie eine Hand in Bewegung gesetzt hätte.
All das galt es zu bewahren, das und die Klippen, die Wi’itkitiin und Nokhada, dieses tückische Wesen, das ihn fast zur Verzweiflung getrieben hatte. Mit ihm allein über die Hügel zu reiten, davon träumte er nun, Gott weiß warum. Und träumend rechnete er seine Ersparnisse um auf atevische Währung, fragte sich, ob es wohl auch ausreichte, um der Aiji-Mutter Nokhada abzukaufen.
Doch dann trübten sich die Traumgespinste melancholisch, und er mußte einsehen, daß die Mecheiti einer anderen Ordnung angehörten, daß er Nokhada nicht aus ihrer Herde – ihrem Rudel oder wie auch immer der Verband dieser Tiere heißen mochte – würde entfernen können. Der gehörte sie an. Er nicht.
Sie verstand es, den Zügeleinsatz zu deuten,
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