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Atevi 2 - Eroberer

Atevi 2 - Eroberer

Titel: Atevi 2 - Eroberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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aber nicht, was einen Menschen bewegte.
    Im Traum glaubte er eine Kraft wahrnehmen zu können, die ihn hinlenkte in Richtung Verband, Bündnis, Zusammenschluß – welch schwache Wörter für die Bezeichnung dessen, was das A und O der Atevi war und was er beinahe auch für sich als das Eigentliche zu begreifen wähnte. Er wanderte zwischen den Hügeln, sah Mecheiti übers Land ziehen, die alten Fahnen flattern in den Farben der Machimi-Spiele, und er glaubte zu spüren, was die Gemeinschaft der Lords im Innern zusammenhielt.
    Die im Traum gesehenen Bilder weckten menschliche Gefühle. Unwillkürlich, wie es schien. Sein emotionales Bedürfnis, atevisches Empfinden nachzuvollziehen, war womöglich durch und durch menschlich und darum suspekt.
    Er hockte im Traum am Rand eines steilen Abhangs, als ein wildes, furchterregendes Tier von der Seite herbeigeschlichen kam, anscheinend neugierig auf den, der sich in sein Revier vorgewagt hatte. Es gierte nach dem Proviant in der Papiertüte, die er bei sich hatte, und er teilte davon. Das Tier, schwarz und mürrisch, legte sich seufzend ins Gras und verschlang das halbe Sandwich, das er ihm zugeworfen hatte. Er fürchtete sich, doch das Tier blieb friedlich. Manchmal hob es den Kopf und knurrte, als grollte es über die Welt im allgemeinen oder über alles, was die Burg bedrohte, die es zu bewachen schien. Der Himmel war blau, aber glastig trübe wie frisch geblasenes Glas. Unheilvoll. Vielleicht war das Biest deshalb so argwöhnisch.
    Wi’itkitiin stürzten sich von den Felsen, und als er in die Tiefe blickte, sah er eine einzelne schwarze Gestalt die Steilwand heraufklettern. Jago? Auf die Entfernung war das Gesicht nicht zu erkennen.
    Das Tier hatte den Kopf auf die Tatzen gelegt und lauerte, knurrte ab und zu, weil das so seine Art war.
    Die Gestalt in der Wand kam nicht voran, so behende sie auch kletterte. Er wollte ihr zu Hilfe kommen, wagte es aber nicht, sich zu rühren, aus Angst, das Tier würde auf ihn und auf die kletternde Gestalt losgehen. Solange er es fütterte, konnte er vor ihm sicher sein. Solange es Sandwiches zu holen gab aus jenen mysteriösen Winkeln, die der Traum erschließt nach eigener Logik. Und solange sich die Gestalt im Fels an diese Traumregeln hielt und nicht weiter vorrückte, war auch sie nicht gefährdet.
    Auch er war keinen Schritt weitergekommen, so viel er auch riskiert hatte. Er saß fest da oben am Felsrand und blickte hinaus auf Dinge, die sich seinem Zugriff entzogen. Der blanke Himmel drohte mit Verwüstung. In wenigen Stunden würde die Sonne untergehen; sie war das einzige, das sich frei bewegte; sie und das Tier, und das Tier lauerte abwartend.

11
     
     
     
    Lieber wäre er von Satan, dem Fürsten der Hölle, geweckt worden, als mit der Nachricht, daß Hanks ihn am Telefon erwartete. Er warf sich den Morgenmantel über, bestellte bei Saidin eine Tasse Tee und ging in Damiris Arbeitszimmer, um den Anruf entgegenzunehmen.
    »Ich bin’s, Bren. Was ist?«
    »Den Klingelterror habe ich wohl dir zu verdanken, du Miststück.«
    Einem nüchternen Magen ließ sich nicht alles zumuten, und so früh am Morgen war er nicht dazu aufgelegt, seinen diplomatischen Bremsverstärker zu bemühen.
    »Deana, du kannst wählen. Entweder du benimmst dich und hörst dir an, was ich dir zu sagen habe, oder du spielst weiter verrückt und manövrierst dich endgültig ins Abseits.«
    »Von wegen, Freundchen. Ich bin hier in offizieller Mission, und deshalb wirst du mir jetzt zuhören, Mr. Cameron, es sei denn, du ziehst es vor, schon mal damit anzufangen, das eigene Grab zu schaufeln.«
    »Na schön, ich höre.« Wut, die einen bestimmten Punkt überschreitet, fällt schnell in sich zusammen. Und an Informationen war Bren jederzeit interessiert, egal, aus welcher Quelle sie auch stammten. »Was hast du mir zu sagen? Ich bin ganz Ohr.«
    »Du unterschlägst den Arsch.« Deana sprach natürlich in ihrer Mundart – Vulgärmosphei’. »Ich habe deine Rede gehört und was du da an windigen Geschäften vorschlägst. Bist du eigentlich noch ganz bei Trost? Was fällt dir ein, dich diesem selbstherrlichen Typen anzubiedern, der mich als Vertreterin Mospheiras abwimmeln läßt wie eine dahergelaufene Hausiererin?«
    »Das tut mir leid. Aber du warst nicht eingeladen. Sieh dich vor. Du spielst mit dem Feuer. Wir sind hier nicht auf Mospheira. Und wenn der Aiji durch dich den Frieden bedroht sieht, hat er nicht nur das Recht, sondern auch die Pflicht

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