Atevi 2 - Eroberer
durchzugreifen.«
»Du…«
»Halt deine Zunge im Zaum, Deana. Ich wiederhole: Wir sind hier nicht auf Mospheira. Hier gelten andere Normen. Was du davon hältst, ist absolut belanglos. Aber wenn du dich nicht danach richten kannst, rate ich dir, schleunigst auf die Insel zurückzukehren. Dann gehörst du nicht hierher.«
»Oh, aber du. Suchst hier wohl deine neue Heimat, und damit man dich auch herzlich willkommen heißt, bist du für jede Gefälligkeit gut. Wie gesagt: Ich habe deine Rede gehört und nehme genau zur Kenntnis, was hier über den Nachrichtensender geht. Soll ich dir mal auflisten, in wie vielen Fällen du unsere Amtsvorschriften verletzt hast?«
»Darüber bin ich mir selbst im klaren.«
»Mr. Cameron, das sind keine Kleinigkeiten. Das ist Verrat. Du lädst deine atevischen Spezis ein, gegen unsere Regierung vorzugehen.«
»Nicht gegen unsere Regierung. Allenfalls gegen deine politischen Spezis.«
»Dumme Ausflüchte.«
Das führte zu nichts. »Wie wär’s, wenn wir gemeinsam zu Mittag essen?«
»Wie bitte? Man hält mich wie eine Gefangene in dieser verdammten Wohnung fest, in der auf deine Veranlassung hin das Telefon unablässig läutet, und du hast tatsächlich den Nerv, mich zum Mittagessen einzuladen?«
»Könnte ja sein, daß sich dabei vernünftiger miteinander reden läßt als am Telefon. Nicht, daß du dich noch heiser brüllst. Außerdem würde ich gern erfahren, woher du mein Siegel hast.«
Am anderen Ende blieb es still.
»Du bist nicht im Amt«, fügte er hinzu, um jedem Mißverständnis vorzubeugen. »Daß du noch am Leben bist, darfst du dem Langmut des Aiji verdanken. Er ist zum Glück mächtig genug, daß ihm kleinere Störfälle nichts anhaben können. Ein weniger souveräner Aiji hätte dich aus dem Weg räumen lassen, glaub mir, Deana. Also noch mal, ich schlage vor, daß wir miteinander zu Mittag essen. Als mein Gast läßt man dich raus aus der Wohnung.«
»Damit ich mit dir in der Öffentlichkeit gesehen werde und meine Interessen kompromitiere.«
»Gott sei Dank, du hast es erfaßt. Ich fürchtete schon, daß dir jeder Sinn für Subtilitäten abgeht. Doch wenn du unbedingt darauf bestehst, sorge ich dafür, daß wir nicht gesehen werden.«
»Aber ich komme nicht zu dir. Wo wir von Subtilitäten sprechen: Daß du dich bei ihnen eingenistet hast, soll den ’ Atigeini, wie man so hört, nicht gerade genehm sein. Und ob es der feinen Gesellschaft recht wäre, wenn ausgerechnet ich…«
»Deana, reiß dich am Riemen. Es könnte durchaus sein, daß der eine oder andere Ateva deine vorlauten Worte als solche versteht. Ich rate dir gut: Nimm dich in acht, sonst kann ich für deine Sicherheit nicht garantieren.«
»Du kannst mir den Buckel runterrutschen.« »Sei nicht albern.«
»Also gut«, sagte sie ruhig, ernst. »Wo und wann treffen wir uns?«
»Um eins. Hier, in meiner Unterkunft. Und ich bitte dich, den Damen und meinem Personal gegenüber höflich zu sein. Sonst schmeiße ich dich sofort wieder raus, Mrs. Hanks. Keine Mätzchen. Ich versuche, deinen guten Ruf wiederherzustellen und dich vor Tölpeleien zu schützen, die dir zum Verhängnis werden könnten. Glaub mir, ich meine es gut und habe überhaupt kein Interesse daran, daß du auf dem Bauch landest.«
Er staunte über sich selbst. Vielleicht hatte sich die höfliche Art der Atevi auf ihn abgefärbt.
»Barb Letterman ist verheiratet«, sagte Hanks. »Weißt du schon.«
»Wie lieb von dir, daß du mich darüber aufklärst. Bitte, vergiß das Siegel nicht. Sonst werde ich veranlassen, daß man deine Wohnung durchsucht und dich filzt.«
Der Hörer wurde aufgelegt. Mit Wucht.
Bren nahm einen Schluck Tee und rief die Telefonzentrale des Bu-javid.
»Nadi, hier ist Bren-Paidhi. Bitte verbinden Sie mich mit Mospheira.«
»Augenblick bitte.« Nach mehreren vergeblichen Versuchen hieß es dann: »Nand’ Paidhi die Verbindung ist…«
»Wohl leider gestört. Dachte ich mir schon. Trotzdem, vielen Dank. Geben Sie mir bitte das Telegraphenamt.«
»Wie Sie wünschen, nand’ Paidhi.«
Sekunden später: »Telegraphenamt. Womit können wir dienen?«
»Ich möchte ein Telegramm an folgende Nummern schicken: 1-9878-1-1, 20-6755-1-1 und 1-0079-14-42. Schreiben Sie bitte mit: Mir geht’s gut. Wie geht es Euch? Konnte Euch fernmündlich leider nicht erreichen. Ende.«
Typisch, wenn man das Telefon am dringendsten brauchte, war kein Durchkommen. Der Betrieb unterstand auf beiden Seiten dem Sicherheitsdienst.
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