Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Atevi 2 - Eroberer

Atevi 2 - Eroberer

Titel: Atevi 2 - Eroberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
Vom Netzwerk:
Wem er die Sperre zu verdanken hatte, war nicht klar.
    Die Telegramme waren für seine Mutter, für Toby an der Nordküste und für sein Büro in der Hauptstadt bestimmt. Er hoffte auf Antwort, auf unzensierte Antwort. Wenn nicht von seiner Mutter so war doch von Toby zu erwarten, daß er diese Hürde mit geschickten Formulierungen zu nehmen wußte.
    Und Barb…
    Ach was, darüber wollte er jetzt nicht länger nachdenken, nicht vor dem Frühstück. Vorher wollte er die Gefühle sortiert haben, denn er wußte nicht, was ihn mehr ärgerte: Hanks taktlose Einmischung oder Barbs unzeitgemäße Aufforderung »Ruf mich an«.
    Er trank den letzten Schluck Tee aus der Tasse, ging – immer noch im Morgenmantel – ins Eßzimmer und ließ das Personal wissen, daß der Paidhi jetzt zu frühstücken wünsche, und zwar in aller Ruhe, damit sich – aber davon erwähnte er nichts – die Kopfschmerzen und seine Wut legen konnten. In gereizter Stimmung den Tag zu beginnen war nicht gut, aber kaum abzubiegen in Aussicht darauf, daß er in wenigen Stunden mit Hanks an einem Tisch sitzen würde.
    Bislang hatte er an diesem Morgen weder Banichi noch Jago gesehen. War nur zu hoffen, daß die Sicherheit in der Wohnung gewährleistet war und daß die Geheimnistuerei um ihn herum keine wirklich bedrohliche Ursache hatte.
    Von ihm war jetzt dringend gefordert, daß er sich informierte, zum einen über die Philosophie der Deterministen, zum anderen über ein paar kritische Teilgebiete der modernen Physik. Von Deana Hanks war in der Hinsicht nicht viel zu erwarten. Sie hatte schon genug Schaden angerichtet, indem sie mit naßforscher Naivität den Begriff der Überlichtgeschwindigkeit aufs Tapet gebracht hatte.
    Seine Kenntnisse von der Warp-Physik waren mehr als lückenhaft, und vom Determinismus verstand er noch weniger. Bis zum Wochenende mußten diese Mängel behoben sein.
    Früchte der Saison, Eier und Getreideflocken, dazu getoastetes Brot und eine weitere Kanne Tee, garniert mit einem herrlichen Ausblick auf den Gebirgsstock in der Ferne, der bläulich schimmernd über den Ziegeldächern der Stadt zu schweben schien. Die Gardinen wehten in der ersehnten kühlen Brise. Ein friedliches Bild, getrübt nur durch das Wissen um die Krise, um die bedrohlichen Vorgänge am Himmel und jenseits der Meeresenge.
    Bren wäre jetzt gern in die Bibliothek gegangen, um in den Büchern über Gartenbau und Landesgeschichte zu schmökern. Doch kaum hatte er diese Möglichkeit angedacht, kam Tano mit einem Tablett voller Briefe herein. »Sie brauchen nur noch Unterschrift und Siegel darunterzusetzen.«
    »Sie sind eine große Hilfe«, sagte Bren. »Vielen Dank.«
    »Danken Sie Damiris Damen. Sie haben den größten Teil der Arbeit erledigt. Das hier sind samt und sonders einfache Anfragen und Bittschreiben. Der Aiji stellt uns bei Bedarf noch mehr Personal zur Verfügung, denn er will nicht, daß der Paidhi durch all die Briefe von Schulkindern abgelenkt wird.«
    »Der Paidhi sieht in diesen Schulkindern den besten Grund dafür, an seinem Job festzuhalten«, bemerkte Bren. »Ist Jago zurück?«
    »Sie schläft.«
    »Und Algini?«
    »Mußte weg.«
    »Weg? Verflixt noch mal, was geht hier eigentlich vor, Tano?«
    »Die Gilde ruft zur Abstimmung. Daran haben wir teilzunehmen.«
    »Aha, und zur Abstimmung steht wohl die Frage, ob ein Mordauftrag gegen den Paidhi zuzulassen sei oder nicht.«
    »Nein, nand’ Paidhi. Das ist längst abschlägig entschieden worden.«
    »Und, worum geht’s, wenn ich fragen darf?«
    Tano senkte den Blick und verriet Unbehagen.
    »Verzeihen Sie, Tano-ji. Ich wollte Sie nicht in Verlegenheit bringen. Wie wär’s mit einer Tasse Tee, während ich die Briefe unterschreibe. Oder haben Sie Dringendes zu erledigen?«
    »Nand’ Paidhi, ich bin nur von untergeordnetem Rang.«
    »Nach meiner Wertschätzung rangieren Sie ganz oben. Bitte, setzen Sie sich. Saidin?«
    Saidin war immer in Hörweite. »Noch eine Tasse«, sagte er, als die Personalchefin im Türrahmen erschien. Wortlos machte sie kehrt, und Tano ließ sich zaghaft auf den Rand des Sessels nieder, wie zum Sprung bereit.
    »Keine Angst, ich werde mich mit meinen Fragen zurückhalten«, sagte Bren und machte sich daran, die Briefe zu unterzeichnen. »Nehmen Sie’s mir bitte nicht krumm, wenn ich manchmal etwas impulsiv bin. Das macht die Anspannung.«
    »Seien Sie versichert, daß Mordaufträge gegen den Paidhi in der Gilde nicht die geringste Chance haben.«
    »Das freut mich.

Weitere Kostenlose Bücher