Atevi 2 - Eroberer
fassen.«
»Viele schreiben, weil sie Sie, den Paidhi, im Fernsehen gesehen haben, und sie wollen zum Beispiel wissen, ob die Raumfahrer gefährlich sind.«
»Herrje, darauf muß natürlich geantwortet werden. Ich werde einen Brief aufsetzen, der vervielfältigt werden könnte. O ja, wir brauchen unbedingt mehr Hilfe.« Er dachte an den Computerdienst der Arbeitsvermittlung auf Mospheira und daran, wie einfach es dort war, Personal anzuheuern. Ganz anders hier im Bu-javid, wo sich Stellenbewerber erst einmal einer langwierigen Sicherheitskontrolle unterziehen mußten.
»Wenn der Paidhi denn wirklich alle Post beantworten will, wird es mit uns, dem Dienstpersonal, nicht getan sein. Dazu wäre ein Büro nötig mit mindestens fünfzig ausgebildeten Schreibkräften und allem drum herum. Die meisten Briefe haben eines gemein: Furcht vor dem Schiff und Neugierde.«
»Wahrscheinlich sind auch handfeste Drohungen darunter.«
»Einige wenige. Es gibt aber auch Heiratsanträge.«
»Sie machen Witze.«
»Eine Verehrerin hat sogar ein Foto von sich mitgeschickt. Sehr hübsch, wenn Sie mich fragen.«
»Ich will versuchen, meinem Ministerium ein paar zusätzliche Mittel abzuschwatzen.« Keine gute Idee, korrigierte er sich sogleich. Und das Bu-javid um finanzielle Unterstützung zu bitten, kam genausowenig in Frage, denn er durfte nicht riskieren, daß man ihm womöglich Bestechlichkeit unterstellte.
Blieben nur seine persönlichen Ersparnisse. Er verdiente zwar nicht schlecht und war gut bei Kasse, zumal er für Verpflegung und Unterkunft nichts bezahlen mußte und überdies kaum Gelegenheit hatte, sein Geld zu verjubeln. Dennoch würde es bei weitem nicht ausreichen, einen fünfzigköpfigen Mitarbeiterstab zu unterhalten. »Danke für Ihren Rat, Tano-ji. Ich werde darüber nachdenken.«
»Soll ich mich schon mal nach weiteren Schreibkräften umschauen?«
»Mir ist noch nicht klar, wie ich die bezahlen soll. Aber wir kommen wohl nicht drumrum.«
»Ich kann mich ja schon mal bei einschlägigen Vermittlungsagenturen erkundigen. Vielen Dank für den Tee, nand’ Paidhi.«
Nachdem sich Tano verabschiedet hatte, blickte Bren auf die Berge hinaus und versuchte die Kosten für Personal, Büroräume, Telefone und Faxgeräte zu überschlagen. Nein, unmöglich, er würde es nicht aus eigener Kraft schaffen können, nicht, wenn die Flut an Post unvermindert anhielt.
Er mußte sich jetzt auf das Machbare konzentrieren: einen Brief an die Kinder aufsetzen und sich vorbereiten auf die anstehenden Ausschußsitzungen, insbesondere auf die Konfrontation mit Lord Geigi zum einen und mit den Deterministen zum anderen, denn denen würde er in schonender Weise zu erklären haben, was es mit der Überlichtgeschwindigkeit auf sich hatte.
Und dann stand auch noch das Essen mit Hanks an. Gütiger Himmel, er hatte sich mit ihr zu einer Zeit verabredet, da ein Rückruf des Schiffes zu erwarten war. Nun gut, vielleicht würde ihm ein solcher Anruf noch gelegen kommen als triftiger Grund, um Hanks möglichst bald wieder entfliehen zu können.
Hätte er die Zeit dazu, würde er sich jetzt eine Nachhollektion in Sachen Astronomie verordnen und entsprechende Lehrbücher wälzen, bis er sich einigermaßen kompetent fühlte, über Dinge zu reden, von denen er das letzte Mal in der Hauptschule gehört hatte, und was ihm davon in Erinnerung geblieben war, würde gewiß nicht ausreichen, um einer Auseinandersetzung mit atevischen Numerologen standhalten zu können.
Er drohte in lauter Detailfragen unterzugehen, konnte sich dem einen nicht widmen, ohne anderes zu vernachlässigen. Ein Grund mehr, zusätzliche Sachbearbeiter einzustellen. Aber wie sollte ein noch so großer Personalstab zur Klärung jener Fragen helfen, die ganz vorne anstanden: Wo mochte das Schiff gewesen sein, wie weit die Strecke, die es zurückgelegt hatte, und wie ließ sich all das jenen begreiflich machen, die den Aufstand in den Provinzen probten? Deana Hanks könnte jetzt behilflich sein, wenn sie nur nicht so störrisch wäre…
Er spürte leichte Kopfschmerzen, verlangte nach einer frischen Kanne Tee und schickte eine der Dienerinnen, Dathio, zum Quellenstudium hinunter in die Bibliothek.
Es regte sich kein Lüftchen. Nach seinen Erfahrungen, was das Sommerwetter in Shejidan anging, braute sich ein Gewitter zusammen.
Dabei reichte ihm das, welches er über Mittag zu erwarten hatte.
Nachdem er ein Duschbad genommen hatte, mußte er sich neu bandagieren lassen. Und dann
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