Atevi 2 - Eroberer
Pflichten aufzunehmen, als man auf Mospheira damit rechnen mußte, daß ich nicht mehr am Leben bin…« Er sah keinen Grund darin, Hanks’ ohnehin schon ramponierten Ruf noch weiter zu beschädigen. »Natürlich fehlt es ihr noch an Erfahrung. Ich danke Ihnen, Nadiin, für die Unterstützung, die sie ihr haben zukommen lassen.« Diese Bemerkung ging an die Adresse der Opposition. »Daß unser Amt auch und gerade in Krisenzeiten funktioniert, zeugt, wie ich finde, von stabilen, friedlichen Verhältnissen. Auf jeden Fall danke ich Ihnen für Ihre Geduld.«
»Hanks verteilt andere Ratschläge als Sie«, sagte Geigi, und daß er Bren nicht bei seinem Titel anredete, war mehr als unhöflich. »Was sollen wir davon halten?«
»Zugegeben, es gibt Differenzen zwischen uns, aber die fallen im Grunde kaum ins Gewicht.« Ihm wurde schwindelig, und er hatte den Eindruck, unterversorgt zu sein an Blut und Atemluft. Ihm war, als rutschte er in rasender Geschwindigkeit auf vereistem Grund einen steilen Berghang hinab. Und es gab kein Halten mehr. Er entschied sich anzugreifen. Bestimmt und in aller Deutlichkeit. »Ich präzisiere, wenn Sie erlauben, Lord Geigi: In meinem Ministerium konkurrieren zwei unterschiedliche Anschauungen. Die eine Seite – und zu ihr gehört Hanks-Paidhi – vertritt den Standpunkt der festgeschriebenen Separation von Atevi und Menschen. Ich bin mit der anderen Seite der Auffassung, daß sich nicht mehr auftrennen läßt, was schon so eng miteinander verflochten ist. Ich bin mir allerdings im klaren darüber, daß auch manche Atevi fürchten, es könnte im Zuge der technologischen Angleichung zur kulturellen Assimilation kommen. Darauf können wir uns einigen: die kulturellen Unterschiede aufzuheben ist nicht wünschenswert und nicht unser Ziel. Unsere jeweiligen Traditionen verdienen es, bewahrt zu werden. Es ist natürlich zu erwarten, daß es in mancher Hinsicht zu Veränderungen und Anpassungen kommen wird…«
»Durchs Fernsehen«, warf ein konservativer Abgeordneter ein.
»Ja, Nadi, unter anderem durchs Fernsehen«, räumte Bren ein. »Vielleicht wäre es besser gewesen, die Atevi hätten eigene Programm- und Übertragungsformate entwickelt. Daß sich Mospheira da eingemischt hat, war gewiß ein Fehler. Ich bin auch der erste, der zugeben wird, daß sich kulturelle und wirtschaftliche Angleichung kaum vermeiden läßt auf dem Weg, den wir eingeschlagen haben. Mein Vorgänger im Amt ist hier auf heftige Kritik gestoßen und – mit Verlaub – zum Teil angefeindet worden, als er sein Veto einlegte gegen den Ausbau der Schnellstraßen. Und warum war er dagegen? Weil er fürchtete, daß durch diese typisch menschlichen Verkehrswege die atevischen Verbandsstrukturen in Mitleidenschaft gezogen werden. Ich habe meine Einstellung zu diesem Problem revidiert und bin inzwischen der Ansicht, daß bestimmte Gegenden durchaus solche Schnellstraßen vertragen könnten. Aber so etwas müßte von Fall zu Fall entschieden werden und kann nicht Maßstab sein für eine globale Entwicklungsplanung. Dagegen haben sich alle Paidhiin vor mir gewehrt.«
»Aber der Schaden ist da, Nadi. Und unsere Traditionen bleiben auf der Strecke.«
»Nadi, ich hatte vor kurzem Gelegenheit, einen entlegenen Ort im Herzen des Festlandes zu bereisen, und wohnte in einer Burganlage, die gebaut wurde, ehe die Menschen ihre Erde verließen. Dort war mir ein Einblick vergönnt in das ursprüngliche Leben der Atevi vor der Zeit der großen Veränderungen. Das hat mich nicht unbeeindruckt gelassen. Und ich bin froh, daß wir, Menschen und Atevi, einen Kurs eingeschlagen haben, der den Bestand dieser Orte und Landschaften schützt. Und ich habe noch etwas erfahren, nämlich daß sich in äußerster Gefahr – wir wurden von der Luft aus mit Bomben bedroht – unsere Instinkte kaum voneinander unterscheiden und daß wir uns um das Leben des anderen ebenso sorgen wie um unser eigenes.«
»Manche werden sagen, daß Sie als Mensch dort nichts zu suchen hatten«, bemerkte der Lord von Rigin.
»Es werden auch manche sagen, daß Atevi auf der Raumstation nichts zu suchen haben«, entgegnete Bren. »Dem widerspreche ich jedoch entschieden. Zugegeben, die Zusammenarbeit wird nicht reibungslos verlaufen. Wenn wir sie aber vernünftig vorbereiten und organisieren, lassen sich viele Probleme umgehen. Diese Planung wird uns bestimmt noch lange beschäftigen, aber am Ende zum Erfolg führen müssen. Wir müssen uns dieser Herausforderung stellen und
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