Atevi 3 - Erbe
durch ihre Leute vermittelt werden, egal, über welche Kanäle sie gesendet werden. Doch am Ende werden sich die Informanten beugen müssen, da bin ich mir ganz sicher, nand’ Paidhi. Mit deren Rebellion wird es schnell vorbei sein, wenn sich der Aiji endlich zur Wehr setzt. Und er wird Hanks Angriffe auf seine Autorität nicht länger hinnehmen können.«
»Es wird also gekämpft werden? Ist die Aiji-Mutter wirklich auf unserer Seite?«
»Kämpfen? Aber nand’ Paidhi, die Aiji-Mutter ist hier, um Urlaub zu machen. Das wurde auch schon so in den Fernsehnachrichten gemeldet. Darin hieß es außerdem, daß sie Mogari-nai einen Besuch abstatten will.« Die Reiter wurden aufgefordert, wieder aufzusitzen. »Saigimis Tod war ein schwerer Schlag für Direiso. Ein zweiter schwerer Schlag war Tatiseigis Auftritt im Fernsehen. Badissunis plötzliche Magenprobleme ein dritter. In der Tasigin Marid steht Ajresi nun unangefochten da, und wenn Badissuni gescheit ist, kooperiert er mit dem Aiji. Ein vierter Schlag war die Tatsache, daß die Informantengilde dem Besuch der Aiji-Mutter zugestimmt hat. Direiso mag nach allen Seiten hin austreten, aber es ist und bleibt Sache der Aijiin, ihre Angelegenheiten untereinander zu klären, und wenn das gelingt, haben auch die Gilden keine Schwierigkeiten mehr, ihre jeweilige Politik entsprechend auszurichten. Glauben Sie mir, die Informantengilde ist in dieser Hinsicht keinen Deut anders als unsere.«
Banichi ließ sein Mecheita niederknien, stieg in den Sattel und brauchte dafür nicht mehr Zeit als gerade eben nötig. Bren tat es ihm gleich und beobachtete Jason, wie er ohne fremde Hilfe aufzusitzen versuchte und scheiterte. Er hing, die Füße in der Luft, am Sattelring festgeklammert, als das Tier aufsprang und in Reaktion auf Jasons ungeschickten Zügeleinsatz im Kreis herumwirbelte. Zum Glück war Haduni schnell zur Stelle, der ihn mit einem wohldosierten Kraftakt in den Sattel stemmte. Jason aber hielt den Zügel immer noch viel zu kurz, weshalb das Mecheita seine Drehungen fortsetzte, bis er seinen Fehler endlich einsah und lockerließ.
»Bei mir hat’s auch ziemlich lange gedauert«, sagte Bren.
Jason blickte erschrocken drein und schien gegen akute Schwindelanfälle anzukämpfen, was nicht wundernehmen konnte: Für jemanden, der aus wolkenlosem Himmel kam und Gleichgewichtsstörungen mit Medikamenten behandeln mußte, waren die Pirouetten eines Mecheita gewiß alles andere als angenehm.
»Nicht schlecht für den Anfang«, lobte Bren.
Und ganz ohne Vorwarnung ging Nokhada plötzlich durch und sprengte voran, um zu Babsidi aufzuschließen. Besorgt blickte Bren zurück und sah zu seiner Beruhigung, daß Jason immer noch im Sattel saß. Als sich das Feld wieder halbwegs geordnet hatte, zügelte Jago ihr Mecheita, um Bren an ihre Seite aufrücken zu lassen. Nokhada wollte weiter nach vorn, wurde aber von Banichi daran gehindert, der unmittelbar vor ihm ritt.
Ilisidi legte, verflixt noch mal, wieder ein überaus rasantes Tempo vor, wobei sie, wie es schien, einer boshaften Neigung folgte: dem Bedürfnis, andere Leute zu zwingen, ihren Selbsterhaltungstrieb auszuloten. Daß Jason Todesängste ausstand, war ihr offenbar einerlei.
Bren kämpfte gegen Nokhadas hochtrabende Ambitionen an und zwang sie, sich zurückfallen und von Rejiri überholen zu lassen, der sich mit beiden Händen an den Sattelgurten festhielt und mit weit aufgerissenen Augen nach vorn starrte. Wenig später hatte auch Jason aufgeschlossen, der am Ende des Feldes lag und auf dem Rücken seines sich wild bewegenden Tieres einen ausgesprochen jämmerlichen Eindruck machte.
»Was ist los, Nadi?« brüllte er auf ragi. »Warum so schnell?«
»Kein Grund zur Panik«, antwortete Bren in gleicher Lautstärke und fügte hinzu, was er immer sagte, wenn Jason wütend wurde: »Sehen Sie’s als Übung an.«
Kreidebleich im Gesicht und mit schreckerfüllter Miene fing Jason unvermittelt an zu lachen, so sehr, daß Bren schon um seinen Geisteszustand fürchten mußte. Doch das Lachen steckte an, und so stimmte auch Bren mit ein, nicht zuletzt aus Erleichterung darüber, daß Jason im Sattel sitzen blieb und nicht stürzte.
Nach einer Weile hatte sich Babsidi in seiner Rennlust verausgabt, und der ganze Troß verlangsamte das Tempo auf ein Maß, das Mecheiti stundenlang durchzustehen vermochten. Und weil er das Schlimmste heil überstanden hatte, wuchs Jasons Mut soweit, daß er sich im Sattel wieder aufzurichten wagte
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