Atevi 3 - Erbe
Regionen. Deswegen hat es schon früher schwere Auseinandersetzungen gegeben. Die Spannungen haben wieder zugenommen, weil Ihr Schiff dem Aiji jede Menge technisches Know-how in die Hand spielt.«
Jason sagte nichts, bedachte den Partner aber mit Blicken, die so intensiv waren, als wollte er auf diesem Wege seine Gedanken übermitteln.
»Danke«, sagte er schließlich mit bedächtiger Stimme. »Vielen Dank, Nadi.«
»Wofür?« fragte Bren, obwohl er die Antwort schon zu kennen glaubte.
»Ich habe zum ersten Mal das sichere Gefühl, die Wahrheit gehört zu haben.«
»Ich habe nie…« Gelogen, hätte er fast gesagt und geleugnet, was nicht zu leugnen war. »Ich wußte manchmal nicht, was ich sagen sollte.« Er wechselte auf mosphei’ über, um sichergehen zu können, daß er von Jason verstanden wurde. »Jason, wenn ich dem Schiff soviel anvertraut hätte, daß man sich dort den Rest würde denken und alles weitere in eigener Regie abwickeln können, wäre der Frieden kaum mehr aufrechtzuerhalten. Du weißt ja mittlerweile selbst um die Spannungen in der atevischen Gesellschaft. Mir sind hingegen diejenigen, die auf dem Schiff das Sagen haben, fast unbekannt, und die Regierung von Mospheira scheint die Belange der Atevi, also der überwiegenden Mehrheit der Bewohner dieses Planeten, nicht mehr zur Kenntnis nehmen zu wollen, hat sie doch den Kontakt zu mir, dem Paidhi, abgebrochen. Es gefällt ihr nicht, daß ich dennoch meine Arbeit fortsetze, doch davon wird sie mich nicht abbringen. Was das angeht, habe ich dir immer die Wahrheit gesagt. Darüber hinaus rate ich dir, die Augen offenzuhalten, zu registrieren, was zu sehen ist. Nimm von Land und Leuten Notiz, von all dem, das sich dir als Gesandten deines Schiffes offenbart. Das ist, was ich dir anzubieten habe.«
Und noch während er dies sagte, schärfte er sich im stillen wieder einmal ein: Sieh zu, daß das Shuttle gebaut wird, daß es fliegt und die Atevi ins All bringt, ehe widrige politische Umstände es davon abbringen.
Wenn er Hilfe bekäme, er würde sie annehmen. Aber von dem gesteckten Ziel abrücken? Niemals. Jason blieb eine Antwort schuldig. Das war Bren recht so. Er mochte nicht über Vertrauen diskutieren. Ein solches Thema war – zumindest hier und zur Zeit – ohne Gehalt, geschweige denn Relevanz. Auch mit Ilisidi würde er sich darüber nicht unterhalten wollen, wenngleich er ihr vertraute, solange ihr Handeln für ihn nachvollziehbar war.
Banichi und Jago – sie waren die für ihn einzig zuverlässige Größe. Sie würden sogar, da war er sich sicher, von Tabinis Befehlen ein Stück weit abweichen, wenn es gälte, dem Paidhi das Leben zu retten. Dafür gab es bislang mindestens ein Fallbeispiel. Ob Tabini ihn und seine politischen Ziele wertschätzte? Gewiß, bis auf weiteres war er unersetzbar.
Einer von Ilisidis Männern, nämlich Haduni, brachte ihm den Jungen zurück. Als er in deren Richtung schaute, fiel ihm auf, daß sich einige Diener anschickten, Gepäckstücke von den Lasttieren zu hieven.
Wollen wir hier lagern? wunderte er sich. In seiner Kenntnis der Situation machte ein solches Vorhaben überhaupt keinen Sinn.
Dann sah er die Männer das Geschirr der Tiere nachspannen. Aha, dachte er; es geht also doch weiter.
Auch bei den Reittieren wurde das Riemenzeug geprüft und festgezogen, wenn es sich, was insbesondere bei scharfer Gangart häufig vorkam, gelockert hatte. Einer der jungen Männer kümmerte sich gerade um Nokhada, als die drei führenden Sicherheitsexperten ihr Gespräch beendeten und Banichi sein Mecheita zielstrebig auf Bren zusteuerte, während Cenedi und Jago die Aiji-Mutter aufsuchten.
»Banichi-ji?«
»Alles in bester Ordnung«, sagte Banichi frohgestimmt. »Unsere Gegner sind Dummköpfe.«
»Was ist passiert?«
»Einer von Direisos Leuten ist den Fahndern auf der Strecke zwischen Wiigin und Aisinandi ins Netz gegangen.«
Sollte heißen: in einem Zug der Eisenbahn.
»Mit einem Radiosender? Über den was verbreitet wurde?«
Banichi musterte Bren mit eindringlichem Blick. »Daß Tabini-Aiji in der Ebene von Saduri Truppen zusammenzieht und Vorbereitungen trifft in der Absicht, mospheiranische Städte zu bombardieren. Daß er die Radarstationen von Mogari-nai vorsorglich in Beschlag nimmt, weil er mit Vergeltungsschlägen rechnen muß, worunter die Nordprovinzen am meisten zu leiden haben würden.« »So ein Unsinn!«
»Ja, ja, aber ganz im Sinne Direisos. Sie würde allzu gern Mogari-nai und das
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