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Atevi 3 - Erbe

Atevi 3 - Erbe

Titel: Atevi 3 - Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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wenig«, erwiderte Jason. »Aber das Personal war beunruhigt.«
    »Man hatte es eilig, mich hierher zurückzubringen. Aber die Lage ist wohl doch nicht sonderlich ernst. Und bei Ihnen, Nadi-ji? Nichts Schlimmes, hoffe ich.«
    Jason zögerte, sagte dann in der Sprache der Menschen: »Willkommen daheim.«
    Willkommen daheim.
    Das war wohl ironisch gemeint. Oder freundlich? Bren war sich nicht im klaren. Über dieses Wort würden sie sich nur auf mosphei’ verständigen können. Jason hatte nicht begriffen, was Heimat im Kontext des hiesigen Planeten bezeichnete. Dieses Wort war eines von unzählig vielen anderen, deren Bedeutung sich im Laufe ihrer Irrfahrt durchs Weltall gewandelt hatte. Für die Menschen an Bord des Schiffes war Heimat ursprünglich der Ausgangspunkt gewesen, nämlich die Erde der Menschen. Darüber hinaus wurde für Jason und seine Eltern jene Welt zur Heimat, die ihnen selbst unbekannt, aber von ihren Vorfahren vor zweihundert Jahren aufgesucht worden war, und zu der sie irgendwann einmal zurückkehren würden.
    Was auch immer Heimat für ihn sein mochte, Jason war nie aus der stählernen Hülle seines Geburtsortes herausgekommen, ehe er eine winzige Kapsel betreten hatte und mit ihr in die Atmosphäre der hiesigen Welt gestürzt war.
    »Ja, daheim, Nadi.« Bren wrang noch ein paar Tropfen Wasser aus den Haarspitzen, die, wenn lose herabhängend, bis zur Rückenmitte reichten. Tano war immer noch zur Stelle, zusammen mit zwei weiblichen Bediensteten. Jason hatte sich darin geübt, Miene und Tonfall von seinem jeweiligen Gemütszustand abzukoppeln, was aber in diesem Moment gar nicht von ihm gefordert war. »Entspannen Sie sich«, sagte Bren. »Wir sind hier unter uns. Haben Sie ein Problem?«
    »Nein.« Die wütende Stimme strafte ihn Lügen.
    Von einem Problem zu sprechen war anscheinend untertrieben. Bren hatte schon damit gerechnet. Im Haus herrschte Krisenstimmung.
    Aber davon wollte er vor dem Abendessen nichts hören. Verdammt, das hatte Zeit.
    »Können wir nicht bis nach Tisch damit warten, Nadi?«
    Jason antwortete nicht. Er schmollte. Sein Groll war gegen ihn gerichtet.
    Er, Bren, wurde von Atevi beobachtet, von Dienstboten und Sicherheitskräften. Er wohnte in einem Adelspalais. Und spürte, wie ihn Jason wütend machte – auf eine so unwiderstehliche Weise, wie es nur Menschen vermochten. Aber verflixt noch mal, er wollte sich jetzt nicht streiten. In angestrengt ruhigem Tonfall sagte er: »Na schön, wenn’s sich nicht aufschieben läßt… Gehen wir in die Bibliothek.«
    Er ging voraus. Jason folgte schweigend durch das kurze Flurstück zwischen den Bädern und der Halle und von dort aus weiter in Lady Damiris Privatbibliothek, die mehrheitlich aus ganz alten und spröden Folianten bestand.
    Auch Tano kam mit. Er, dem klar war, daß Jasons Man’chi anderen galt, würde ihn, Bren, nicht mit Jason allein lassen, jedenfalls nicht, solange sich Jason dermaßen seltsam aufführte. Vielleicht spürte er sogar etwas von seiner, Brens, Verstimmung und davon, daß er zur Zeit nicht die geringste Lust hatte, sich mit Jasons Stürmen in einem atevischen Wasserglas zu beschäftigen.
    Tano löste die Wache vor der Bibliothek ab, ließ Bren und Jason eintreten, und schloß die Tür hinter ihnen.
    »Also, worum geht’s?« fragte Bren.
    »Es ist bloß…« Jason fiel in den eigenen Dialekt zurück. »Verdammt, du hättest mich anrufen sollen.«
    »Wozu?«
    »Nur so. Ich habe gewartet. Abend für Abend. Von der verfluchten Sicherheit war nicht einmal zu erfahren, wo du dich gerade aufgehalten hast.«
    Der Grund dafür lag auf der Hand: Tano und Algini standen im Rang höher als die Sicherheitskräfte, die zu Jasons Schutz zurückgeblieben waren. Aber darum ging es hier nicht. Das war nicht das eigentliche Thema. Jason schlug zu Beginn eines Streitgesprächs immer Umwege ein – das hatte Bren längst durchschaut. Na schön, dachte Bren; er war bereit, Jasons Umwegen zu folgen und mit der eigentlichen Auseinandersetzung bis nach dem Abendessen zu warten.
    Bis dahin um den heißen Brei reden, auf ragi und somit wieder in förmlicher Anrede:
    »Sicherheit ist Sicherheit ist Sicherheit, Jasi-ji. Sie ist kein Informationsservice. Und fluchen Sie nicht auf sie. Unsere Beschützer kennen das Wort, das Sie soeben in den Mund genommen haben. Um auf Ihre Frage zurückzukommen: Es tut mir leid, aber ich mochte nicht anrufen und riskieren, daß Sie unwissentlich Dinge sagen, die meinen Begleitschutz

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