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Atevi 3 - Erbe

Atevi 3 - Erbe

Titel: Atevi 3 - Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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sich die Atevi hin und wieder fragten, was denn ihr hochverehrter Aiji damit bezweckte, daß er seinen Paidhi so sehr ins Rampenlicht stellte und nun sogar einen zweiten Paidhi ins Bu-javid gerufen hatte, wo doch der Vertrag ausdrücklich nur einen akzeptierte. Nicht wenige Lords des Westbundes beargwöhnten die Motive der Menschen, und das nicht erst seit Auftauchen des Raumschiffes.
    Eine Handvoll Verschwörungstheoretiker hielt derweil hartnäckig an der Behauptung fest, Tabini sei über die Rückkehr des Schiffes von Anfang an informiert gewesen und steckte seit dem ersten Tag seiner Regierung mit dem Präsidenten von Mospheira unter einer Decke – eine Paarung, wie sie kaum phantastischer sein konnte.
    Aber nach den heutigen Ereignissen mußte selbst diese Möglichkeit, so verrückt sie auch war, neu in Betracht gezogen werden.
    Nicht, daß in Kürze die Kapitulation eines der mächtigsten Gegenspieler Tabinis zu erwarten wäre; so schnell gaben atevische Lords bewährte Allianzen nicht auf. Doch manche würden möglichst unauffällig ein Stück in Richtung Zentrum rücken und näher an Geigi heran, dem die gefährlichste Phase seiner politischen Neuorientierung erst bevorstand, da ihm seine Nachbarn noch gehörig auf den Zahn fühlen würden. Sie würden sein politisches Geschick, seine Finesse, seinen Geschäftssinn und seine persönliche Integrität auf die Probe stellen. Und man konnte fast schon darauf wetten, daß Direiso auch, direkt oder indirekt, seinen Personenschutz austesten würde.
    Aber so etwas mußte einem atevischen Lord nicht eigens auseinandergelegt werden.
    Der Lord der Tasigin Marid war jetzt tot, und die Provinz Talidi, in der die Ortschaften der Marid lagen, fand nun seinen besten Kunden für industrielle Güter in Lord Geigis Provinz. Dies gab den pro Tabini eingestellten Dissidenten und Arbeiterorganisationen in der Provinz Talidi gewiß Aufwind und machte ihnen Mut, sich auf Tabini beziehungsweise die Zentralregierung zuzubewegen und weg von der Koalition, die sich in der Marid bildete.
    Das war typisch für Tabinis Politik. Einem Fluß, der in eine bestimmte Richtung floß, würde er – ohne Vorwarnung für die Fische – ein Hindernis ins Bett legen und ihn somit dazu zwingen, in andere Kanäle auszuweichen.
    Direiso aus dem Padi-Tal (sie war keine Fürstin der Halbinsel) verdoppelte an diesem Abend ihre Sicherheitskräfte. Vielleicht wußte sie noch gar nicht, in welch großer Gefahr sie schwebte, wenn sie nicht bald ihren Kurs änderte, aber sie war jedenfalls gewitzt und reaktionsschnell; und sie war vor allem selbstbewußt, das heißt, als eine der höchsten Aijiin des Landes hatte – oder besser – empfand sie kein Man’chi. Sie folgte nicht anderen, sondern scharte andere um sich, die ihr in Man’chi verbunden waren. Mit anderen Worten: Sie war selbst hochgradig gefährlich.
    Ihre Anhängerschaft war über das ganze Land verstreut, würde aber im Fall ihres Ablebens in Aktion übergehen, sich in kleinere Assoziationen aufteilen und aufgrund der besonderen Attraktivität von Sub-Assoziationen wahrscheinlich viele andere anziehen. Auch dies schützte hohe Lords vor Assassination: Wer einen von ihnen aus dem Weg zu räumen gedachte, wußte von vornherein, daß er zwar ein großes Problem lösen, statt dessen aber zwanzig kleinere heraufbeschworen würde, die ihm womöglich noch mehr zusetzten.
    Auch Tabini hatte diesen Schutz. Mehr noch. Direiso bildete sich nur ein, daß sie auf den Wellen, die Tabinis Sturz zur Folge hätte, würde reiten können. In einer Zeit, da aus dem Himmel Gefahr drohte, konnte es sich niemand leisten, unentschieden zu sein, und die meisten Lords des Westbundes wußten, daß Tabini der einzige war, der Chaos abzuwenden vermochte.
    Bren wünschte von Herzen, daß die Sache mit Direiso geregelt wäre. Angekündigte Richtungswechsel waren ihm nicht geheuer, und er bezweifelte, daß sie einen solchen Wechsel, wie behauptet, tatsächlich vollzogen hatte. Auch wenn ihre Umorientierung nach atevischen Verhältnissen für geradezu natürlich angesehen wurde, konnte er nicht daran glauben. Er hatte die Frau noch nie gesehen, aber schon eine große Abneigung gegen sie und alle ihre Anhänger.
    Noch so ein mentales Warnsignal. Er konnte doch gar nicht als natürlich empfinden oder aus innerster Gewißheit einschätzen, was für Atevi zu tun natürlich war, und er kam nicht umhin, daran zu denken, an welch dünnem Faden das Überleben aller hing, der Menschen

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